Die Stahlindustrie wird aus Deutschland abwandern

An Rhein und Ruhr steht ein weiterer Wirtschaftseinbruch bevor, denn die Wertschöpfungskette in der Stahlproduktion wird aufgrund der hohen Energiekosten abreißen. In der Stahlindustrie arbeiten alleine im Bereich Duisburg und Essen 26.000 Beschäftigte, die trotz aller Beteuerungen der Landesregierung bald ihren Job verlieren könnten. Der Stahlindustrie steht mit der Umstellung auf grünen Wasserstoff ein großer Umbruch bevor. Die Produktion in Deutschland wird in absehbarer Zeit nicht mehr wirtschaftlich genug sein, um am Weltmarkt bestehen zu können (Tagesschau 18.10.22).


Stahlerzeugung muss auf grünen Wasserstoff umgestellt werden

Dass die Stahlproduktion auf Wasserstoff umgestellt werden muss, gibt die Politik vor. Es wird in absehbarer Zeit kein Weg daran vorbeiführen. Alleine der Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel Europe verursacht 2,5 Prozent der deutschen CO₂-Emissionen. Doch die Stahlerzeugung ist keine Hightech-Technologie. Stahl kann man fast überall auf der Welt herstellen. Konzerne werden deshalb dort hin abwandern, wo die Energiekosten am geringsten sind.

Die Stahlindustrie muss die Produktion auf grünen Wasserstoff umstellen. Erforderlicher Grünstrom steht in Deutschland nicht zur Verfügung
Die Stahlindustrie muss die Produktion auf grünen Wasserstoff umstellen. Erforderlicher Grünstrom steht in Deutschland nicht zur Verfügung
Bild: Vyacheslav Bukharov, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Bei der herkömmlichen Stahlerzeugung wird Koks verwendet, um dem Eisenerz den Sauerstoff zu entziehen. Dieses Verfahren soll in Zukunft durch eine sogenannte Direktreduktion umgestellt werden. Bei der Direktreduktion wird Wasserstoff eingesetzt, um dem Erz den Sauerstoff zu entziehen. Eine erste Direktreduktionsanlage soll bis zum Jahr 2026 auf dem Gelände des Duisburger Stahlwerks entstehen. Die Kosten dafür belaufen sich auf über zwei Milliarden Euro. Das schwarz-grün regierte Bundesland NRW, steuert dazu einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag bei. Allerdings wird diese Vorort-Produktion in absehbarer Zeit nicht wirtschaftlich betrieben werden können, denn der Bedarf an teurem grünem Wasserstoff ist riesig.


Erforderlicher Grünstrom steht in Deutschland nicht zur Verfügung

Alleine um die Menge Stahl, die Thyssen Krupp pro Jahr im Duisburger Werk auf herkömmliche Art erzeugt, würde bei der Umstellung auf Wasserstoff, viermal so viel Grünstrom benötigen, wie die Stadt Hamburg insgesamt pro Jahr verbraucht. Diesen Strom bräuchte man, um den erforderlichen grünen Wasserstoff durch Elektrolyse herzustellen. Soviel grüner Wasserstoff kann in Deutschland gar nicht hergestellt werden. Die erneuerbaren Energien können zurzeit gerade einmal knapp die Hälfte des normalen Strombedarfs decken.

Die Stahlindustrie wird aus Deutschland abwandern

Deshalb werden die Stahlwerke dahin abwandern, wo man die Elektrolyseure mit niedrigerem Wirkungsgrad aufbauen und trotzdem fast unendlich viel grünen Wasserstoff produzieren kann. Das sind in erster Linie Länder mit hoher Sonneneinstrahlung wie in Afrika, oder mit viel Wind wie in Skandinavien. Es wird für die Stahlhersteller viel günstiger sein, das Roheisen in Direktreduktionsanlagen dort zu erzeugen und das Material dann zur Veredelung zu exportieren. Die Stahlproduktion wird deshalb nach und nach und unaufhaltbar aus Deutschland verschwinden.

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