Der Chef des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, rechnet damit, dass es im Winter zu gezielten, regionalen und zeitlich begrenzten Stromabschaltungen kommen wird. „Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird. Damit meine ich eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung“, sagt Tiesler in einem Interview mit der Welt am Sonntag (Welt: 20.11.22). Damit widerspricht Tiesler der dem Wirtschaftsministerium unterstehenden Bundesnetzagentur, die Stromabschaltungen für unrealistisch hält. Keine 24 Stunden nach dem Interview muss Tiesler seine Aussage relativieren. Die Wahrscheinlichkeit für Stromabschaltungen im Winter sei gering, sagt er jetzt (ZDF: 20.11.22). Der politische Druck war offensichtlich groß.
BBK-Chef äußert sich in einem Interview zu drohenden Stromabschaltungen
Im Interview mit der Welt hat Tiesler zuvor ausgeführt, dass es wegen der angespannten Lage bei der Energieversorgung in den kommenden Monaten zu lokalen Stromausfällen in Deutschland kommen könnte. Seiner Ansicht nach könnten diese Abschaltungen ein großes Maß annehmen. „Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird. Damit meine ich eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung“, so Tiesler. Die Ursache sei nicht alleine auf die Energieknappheit zurückzuführen, sondern auch auf das gezielte Abschalten zum Schutz der Netze durch die Netzbetreiber. „Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar, sodass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt“, so Tiesler weiter. Der BBK-Chef kritisiert auch, dass staatliche Stellen nicht ausreichend auf solche Stromausfälle vorbereitet seien.
Keine 24 Stunden später relativiert das BBK die Aussagen ihres Chefs
Keine 24 Stunden später erklärt das BBK, dass es einen großflächigen Stromausfall in Deutschland für „äußerst unwahrscheinlich“ halte. „Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren.“ Laut BBK habe sich Tiesler auf ein solches Szenario bezogen, „um die grundsätzliche Bedeutung von Vorsorgemaßnahmen hervorzuheben“. Das BBK bedauere die „missverständliche Formulierung“ ihres Chefs, der sich selbst nicht mehr dazu äußerte. Die Vermutung liegt nahe, dass der BBK-Chef bezüglich seiner Bedenken von der Politik zurückgepfiffen wurde.
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