TransnetBW hat erstmals in Baden-Württemberg die Verbraucher über eine neu eingeführte App dazu aufgerufen, ihren Stromverbrauch zu reduzieren. Das System warnte vor einer „angespannten Situation“ im Übertragungsnetz. Die Warnapp „StromGedacht“ wurde erst vor wenigen Tagen eingeführt (TransnetBW: 15.11.22).
TransnetBW ruft Verbraucher über APP auf, Strom zu sparen
Am Mittwoch, dem 7.12.22, ab 14 Uhr sollten Stromkunden in Baden-Württemberg ihren Verbrauch reduzieren, da das Übertragungsnetz in einer kritischen Situation sei. Dazu rief die App des Netzbetreibers TransnetBW auf, die erst im November eingeführt wurde und Verbraucher über die Stabilität des Netzes informieren soll.
„Mit der StromGedacht-App setzen wir einen ganz neuen Impuls. Wir schaffen erstmals eine Möglichkeit für die Bevölkerung, den eigenen Stromverbrauch an die Situation im Stromnetz anzupassen. Dadurch können private Haushalte aktiv zur Systemstabilität beitragen“, sagt Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW.
Angespannte Situation, da nicht genug Backup Leistung zur Verfügung stand
Laut TransnetBW kam es am Mittwoch zu einer angespannten Situation, da aufgrund einer drohenden Überlastung der Übertragungsleitungen von Norden nach Süden nicht genug Strom nach Baden-Württemberg transportiert werden konnte. Im Norden werde zwar relativ viel Windstrom erzeugt, dieser käme allerdings im Süden nicht an. „Auslöser sind unzureichende Transportkapazitäten im Stromübertragungsnetz“, teilt eine TransnetBW-Sprecherin mit. Deshalb wären sogenannte Redispatch-Maßnahmen erforderlich, um das Netz zu stabilisieren. „Beim Redispatch wird normalerweise im Norden Erzeugung abgeregelt und durch zusätzliche Erzeugung im Süden ausgeglichen. Im Norden handelt es sich für gewöhnlich um Windparks und im Süden in der Regel um Kohlekraftwerke“, so die Sprecherin des Netzbetreibers.
Schweiz muss mit Stromlieferungen aushelfen
Allerdings reichen die Kraftwerkskapazitäten in Baden-Württemberg nicht mehr aus, um das Defizit auszugleichen. Dadurch kam es am besagten Mittwoch zwischen 14 und 15 Uhr zu einer Situation, in der ein Bedarf von ca. 700 Megawatt aus der Schweiz importiert werden musste. „Die Order an die Schweiz war notwendig geworden, weil einige Reserve-Kraftwerke in der TransnetBW-Regelzone nicht verfügbar waren“, so der Netzbetreiber.
Laut TransnetBW habe keine Gefahr für einen flächendeckenden Stromausfall bestanden, denn man habe die Situation rechtzeitig erkannt und entsprechend gehandelt. Allerdings sei Stromimport aus der Schweiz extrem teuer. „Je stärker der Verbrauch reduziert wird, desto weniger ausländisches Redispatch-Potenzial muss eingesetzt werden. Das spart in der Regel nicht nur Geld, sondern auch CO2“, sagt die Sprecherin von TransnetBW. Die Kosten für den teuren Strom tragen die Verbraucher, denn die Kosten für Redispatch-Maßnahmen werden auf die Netzentgelte umgelegt.
Verbraucher sollen Verbrauch an Versorgungssituation anpassen
Mit der Warnung der Verbraucher über die App will der Netzbetreiber hauptsächlich die Kosten senken, die durch den fehlenden Netzausbau für die Energiewende entstehen. Den fehlenden Ausbau der Netze soll der Verbraucher nun durch Verbrauchsanpassungen ausgleichen. In der App heißt es dazu: „Der zunehmende Anteil wetterabhängiger Energien bei der Stromerzeugung, wie Wind- und Solarenergie, sowie aktuelle geopolitische Entwicklungen stellen die Sicherung der Stromversorgung vor große Herausforderungen.“ Mit der „StromGedacht“-App könne sich der Verbraucher rechtzeitig über angespannte Situationen informieren. „So kannst auch du mithelfen, das Netz stabil zu halten, indem du deinen Stromverbrauch an die Netzsituation anpasst.“
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