Invasion der chinesischen Solarindustrie – Europa vor neuer Abhängigkeit

Deutschland hat sich beim Thema Gas von Russland abhängig gemacht. Aber in der Solarindustrie ist die Abhängigkeit von China noch viel stärker. Selbst die neuen Fabrik-Pläne ändern daran nichts, im Gegenteil. Auch in der Geschichte der Wirtschaft gibt es eine gewisse Ironie. Ein Beispiel ist die Solarindustrie: Deutsche Solarkonzerne haben Maschinen und technisches Know-how nach China verkauft, ohne Bedenken. Zehn Jahre später warnen heimische Unternehmen vor einer totalen Abhängigkeit von Fernost (Handelsblatt: 22.06.23).


Schockierende Abhängigkeit: Deutschland importiert 90 % der Solarmodule aus China

Die traurige Wahrheit ist, dass die Abhängigkeit Deutschlands von China in Bezug auf Solarmodule deutlich größer ist als je zuvor von russischem Erdgas. Die Fakten sprechen für sich: Im letzten Jahr importierte Deutschland fast 90 Prozent seiner Solarmodule im Wert von über drei Milliarden Euro aus China.

Die Risiken für Europas Solarindustrie und die Menschenrechtsfrage. Deutschland importiert 90 % der Solarmodule aus China
Die Risiken für Europas Solarindustrie und die Menschenrechtsfrage. Deutschland importiert 90 % der Solarmodule aus China

Andere Bestandteile wie Wafer, Zellen und Silizium sind hier noch nicht einmal berücksichtigt. Und das, obwohl Solar in Zukunft neben Windenergie die wichtigste Stromquelle im Land werden soll.

Ohne China gibt es keine Energiewende – das ist klar. Das Reden von Entkopplung oder Risikoverringerung wirkt wie Spott. In vielen Bereichen ist es längst zu spät – vor allem in der Solarwirtschaft.

Deutsche Unternehmen ignorieren Zwangsarbeiter in China, während chinesischer Solarkonzern Fabriken in Europa plant

Die Abhängigkeit geht so weit, dass deutsche Unternehmen kaum reagieren, wenn chinesische Zulieferer in Zwangsarbeiterlager in der südlichen Provinz Xinjiang verwickelt sind. Die meisten bedauern es nur heimlich und zucken mit den Schultern.

Der größte chinesische Solarkonzern plant den Bau von Fabriken in Europa. Das ist – Entschuldigung – Heuchelei. Ist es in Ordnung, dass Mitglieder muslimischer Minderheiten dort unter moderner Sklaverei leiden, nur weil Europa grüne Energie will? Es wird weitgehend ohne Widerspruch akzeptiert. Die Situation ist kompliziert, das steht außer Frage. Fast die Hälfte der weltweiten Produktion von Polysilizium, dem wichtigsten Rohstoff der Solarindustrie, stammt aus der betroffenen Region Xinjiang.

In dieser Situation plant der größte Solarkonzern Longi aus China nun den Bau seiner ersten Fabrik in Europa, am liebsten in Deutschland. Was soll man jetzt tun?


Brauchen wir chinesische Weltmarktführer? Die Risiken für Europas Solarindustrie und die Menschenrechtsfrage

Um die Klimaziele zu erreichen, von fossilen Energien wegzukommen und den Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft schnell voranzutreiben, scheint die Antwort klar zu sein: Wir brauchen chinesische Weltmarktführer.

Aber es gibt auch deutliche Gegenargumente: Statt eine eigenständige Solarindustrie aufzubauen, um unabhängiger von China zu werden, verlagern wir das Risiko nur in unser eigenes Land. Dabei darf man auch die Menschenrechtslage nicht außer Acht lassen. Die wird auch durch Fabriken in Europa nicht verbessert.

Aktuell arbeiten Berlin und Brüssel an Förderprogrammen für das Comeback der europäischen Solarindustrie. Das Bundeswirtschaftsministerium plant Ausschreibungen, um herauszufinden, wer überhaupt Interesse hätte, eine Solarfabrik hier in Deutschland zu bauen.

Invasion der chinesischen Solarindustrie: Europa vor neuer Abhängigkeit und schwerwiegenden Fehlern

Im Interview Longi-Chef Li deutlich gemacht, dass er Interesse an einer Fabrik in Europa hat. Und er ist nicht der Einzige. Auch andere chinesische Solarhersteller haben Pläne für ihre ersten Fabriken in Europa. Ähnlich hat es bei der Batteriezellenproduktion für Elektroautos begonnen. Der chinesische Marktführer CATL hat vor Kurzem seine milliardenschwere Gigawattfabrik in Thüringen eröffnet.

Europa sollte inzwischen aus vergangenen Fehlern gelernt haben: Die Abhängigkeit von Russland war nur halb so groß wie die von China, aber die Auswirkungen waren verheerend. Jetzt besteht die Möglichkeit, sich für die Zukunft breiter aufzustellen.

Statt „Decoupling“ ist „Derisking“ tatsächlich der richtige Ansatz. Allerdings ersetzen Schlagwörter keine Strategien.


Investitionen mit Bedingungen: Bundesregierung will heimische Produzenten fördern und Abhängigkeit von China verringern

Ähnlich wie bei den europäischen Wasserstoffprojekten, könnte die Bundesregierung zur Bedingung machen, dass nur Unternehmen Unterstützung erhalten, wenn sie mit europäischen Partnern zusammenarbeiten.

Gleichzeitig ist es wichtig, heimische Produzenten zu fördern. Natürlich könnte man Solarmodule und ihre Wertschöpfung zu 100 Prozent importieren. Doch wenn diese fast ausschließlich aus China kommen, entsteht ein enormes Problem. Es ist ein Problem politischer, wirtschaftlicher und menschlicher Natur.

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