Erneut steht Kurzarbeit für die meisten der 550 Beschäftigten im Waltershof-Stahlwerk in Hamburg bevor, und die Produktion wird für mehrere Wochen ausgesetzt. Das Stahlwerk in Waltershof zählt zu den Industrieunternehmen mit dem höchsten Energieverbrauch. In der Stahlproduktion werden erhebliche Mengen Gas und elektrischer Strom benötigt. Aufgrund der drastischen Erhöhung der Energiekosten infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat der Mutterkonzern ArcelorMittal nun beschlossen, die Produktion noch in diesem Jahr für mehrere Wochen vollständig einzustellen (abendblatt: 12.10.23).
Stahlwerk Hamburg plant fünfwöchige Kurzarbeit im 4. Quartal 2023
„Nach sorgfältiger Abwägung und Bewertung aller zur Verfügung stehenden Optionen hat ArcelorMittal beschlossen, Kurzarbeit für das vierte Quartal 2023 im Werk Hamburg einzuführen“, so das Unternehmen in einer Erklärung. Darüber hinaus wird es „eine Arbeitsunterbrechung von fünf Kalenderwochen“ geben, in der der strombetriebene Elektrolichtbogenofen und die Direktreduktionsanlage nicht in Betrieb sein werden.
Die Kurzarbeit wird „einen großen Teil der Belegschaft“ betreffen, so ein Unternehmenssprecher. Das Werk in Waltershof beschäftigt etwa 550 Menschen. Der genaue Zeitpunkt für das Herunterfahren des Werks steht noch nicht fest. Dies wird von der aktuellen Marktlage und den vorhandenen Aufträgen abhängen. Neben den „anhaltend hohen Strompreisen“ wird eine „schleppende Nachfrage“ als zweiter Grund für diese Maßnahme genannt. In Hamburg produziert ArcelorMittal hauptsächlich Spezialstahl mit einer jährlichen Kapazität von gut einer Million Tonnen.
ArcelorMittal: Stahlwerk Hamburg vor erneuter Kurzarbeit wegen hoher Energiekosten und geringer Nachfrage
Schon vor einem Jahr gab es im Hamburger Stahlwerk Kurzarbeit und eine Teilstilllegung. Das geschah aufgrund sehr hoher Gaspreise und einer mangelnden Nachfrage nach Aufträgen. Für rund 300 Beschäftigte bedeutete das, dass sie an zwei Arbeitstagen pro Monat in Kurzarbeit waren. Seit Juni dieses Jahres ist die Anlage wieder in Betrieb. Langfristig plant ArcelorMittal, anstelle von Gas grünen Wasserstoff zur Eisenschwammherstellung zu verwenden, was jedoch erhebliche Investitionen erfordert. Vor kurzem haben ArcelorMittal, der Betriebsrat des Hamburger Stahlwerks und die Gewerkschaft IG Metall auf dem Werksgelände für niedrigere Strompreise bei Industriebetrieben mit hohem Energieverbrauch plädiert. Die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) unterstützt ebenfalls die Idee eines niedrigeren „Brückenstrompreises“, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu gewährleisten. Dieser Brückenstrompreis soll so lange gelten, bis genügend kostengünstige erneuerbare Energie für Unternehmen verfügbar ist.
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