Nach Schätzungen der Nachrichtenagentur Bloomberg belaufen sich die Kosten der Energiekrise in Europa, die durch den Krieg in der Ukraine verursacht wurde und die als die schwerste Krise seit Jahrzehnten angesehen wird, bereits auf rund eine Billion US-Dollar. Diese Schätzung basiert auf Marktdaten und stellt die erhöhten Energiekosten für Verbraucher und Unternehmen dar, die teilweise durch staatliche Hilfspakete ausgeglichen wurden. Experten gehen davon aus, dass die Gaspreise im kommenden Jahr steigen werden und die Energiepreise in Europa auch in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau bleiben werden (Bloomberg: 18.12.22).
Europa in schwerer Energiekrise: Gaspreise werden wieder steigen
Die Energiekrise in Europa, die als die schwerste seit Jahrzehnten angesehen wird, steht laut Bloomberg erst am Anfang. Sobald der Winter vorüber ist, müssen die Gasspeicher wieder aufgefüllt werden, aber es kommt kaum noch Erdgas aus Russland nach Europa und das weltweite Angebot reicht nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Die Lage wird sich erst entspannen, wenn zusätzliche Produktionskapazitäten in den USA und Katar verfügbar sind, was voraussichtlich erst 2026 der Fall sein wird. Bis dahin wird der Markt angespannt bleiben und der Wettbewerb um Flüssigerdgas-Tanker wird sich verschärfen. Auch zusätzliche LNG-Terminals werden die Situation nicht wesentlich verbessern. Experten gehen davon aus, dass die Gaspreise im Jahr 2023 wieder weiter steigen werden.
EU-Bürger spüren Folgen der Energiekrise nur teilweise – Regierungen federn mit Milliarden-Hilfspaketen ab
Die Regierungen der EU-Länder haben laut der wirtschaftswissenschaftlichen Denkfabrik Bruegel bisher die Folgen der Energiekrise mit mehr als 660 Milliarden Euro abgefedert, sodass die Bürger der EU-Länder diese bislang nur teilweise zu spüren bekommen. Dieser Zustand könnte jedoch noch Jahre andauern und aufgrund von Rezession und Inflation könnten die notwendigen Rettungspakete immer weniger erschwinglich werden. Die EU-Länder finanzieren die Hilfspakete zum Großteil über Schulden, wobei Deutschland im kommenden Jahr ein Rekordvolumen von 539 Milliarden Euro aufnehmen wird.
Deutschland nimmt im Jahr 2023 Rekordschulden auf – tragfähiges Konzept infrage gestellt
Deutschland wird im Jahr 2023 ein Rekordvolumen von Schulden in Höhe von 539 Milliarden Euro aufnehmen, wie die Deutsche Finanzagentur vergangene Woche bekannt gab. Dies übertrifft den bisherigen Schuldenrekord aus dem Jahr 2021, als die Bundesregierung großzügig Geld ausgab, um die Folgen der Coronapandemie abzufedern und Schulden in Höhe von 471 Milliarden Euro plante. Im Jahr 2022 sanken die Neuschulden jedoch auf 403 Milliarden Euro. Immer neue Schulden aufzunehmen, scheint auf Dauer jedoch kein tragfähiges Konzept zu sein, da etwa die Hälfte der EU-Staaten ihre Schulden auf 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder mehr erhöht hat, was die Grenzmarke der EU überschreitet.
2023 droht Mangellage trotz Verbraucheraufruf zu Einsparungen
Trotz des Aufrufs an die Verbraucher in Europa, den Energieverbrauch zu senken, droht im neuen Jahr eine Mangellage. Die Nachfrage sank zwar um 50 Milliarden Kubikmeter, allerdings musste auch ein Teil der Industrieproduktion stillgelegt werden. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur könnten rund 27 Milliarden Kubikmeter Erdgas fehlen, wenn die Importe aus Russland auf null sinken und die Wirtschaft in China wieder anzieht, wie Bloomberg berichtet.
Gaspreise könnten im neuen Jahr wieder steigen
Die Ambitionen Japans und die wachsende Nachfrage aus China könnten im neuen Jahr den Markt für Erdgas weiter unter Druck setzen. Japan war im vergangenen Jahr der weltweit größte Importeur von Flüssigerdgas (LNG) und die Regierung in Tokio erwägt, eine strategische Reserve einzurichten. Zudem gehen chinesische Ökonomen davon aus, dass das Land im Jahr 2023 knapp sieben Prozent mehr Erdgas importieren wird als in diesem Jahr und staatliche Unternehmen haben bereits damit begonnen, LNG-Lieferungen für das nächste Jahr zu sichern. Die Tendenz könnte demnach dazu führen, dass die Gaspreise wieder steigen. Laut Bloomberg lag im Jahr 2022 der Durchschnittspreis bei etwa 135 Euro pro Megawattstunde. Sollten sie auf 210 Euro ansteigen, könnte sich die leichte Rezession in einen tiefen Abschwung verwandeln und die Regierungen könnten gezwungen sein, die Entlastungspakete zu kürzen.
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