Europas Energiekrise: Warum Millionen Menschen von hohen Energiekosten betroffen sind

Europa ist aktuell mit einer schweren Energiekrise konfrontiert. Seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine sind die Kosten für importiertes Erdgas gestiegen. Regierungen versuchen, die Menschen vor den Auswirkungen der Preiserhöhungen zu schützen, indem sie Steuerbefreiungen, einen reduzierten Stromverbrauch und alternative Energiequellen anbieten. Viele Länder, wie Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien und Griechenland, kämpfen mit den Folgen. Proteste und Streiks zeigen, dass die Kosten für Millionen Menschen real sind. Um die Energiekrise zu überwinden, versuchen einige Länder, innovative Ideen und neue Technologien zu nutzen, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten.(Al Jazeera, 20.12.22)


Energieabhängigkeit in Europa 2021

Frankreich und Spanien haben die Inflation am besten im Griff, während Italien, Deutschland und Griechenland langfristig vorbereitet sind, um ihren Energiebedarf zu sichern. Das Vereinigte Königreich kämpft jedoch. 2021 lieferte Russland fast die Hälfte des gesamten europäischen Gasimportes. Länder wie Polen, Finnland und die Slowakei, die geografisch näher an den Lieferpipelines liegen, waren fast vollständig von Russland abhängig. Deutschland, Europas größte Wirtschaft, importierte ebenfalls die Hälfte seines Gases aus dem Land. Die riesige deutsche Chemieindustrie, die mehr als 300.000 Menschen beschäftigt, ist ein wichtiger Verbraucher von Gas als Rohstoff. Aufgrund der Abhängigkeit von russischem Gas sind viele europäische Länder anfällig.

Italien bestellt mehr LNG, um Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren

Experten berichten, dass einige Länder Wege suchen, um ihre Abhängigkeit vom russischen Gas zu reduzieren. Die Europäische Union bezieht mehr Flüssiggas (LNG) als je zuvor, um sich nicht mehr ausschließlich auf russisches Gas, das meist über Pipelines geliefert wird, zu verlassen. Italien hat sich laut Maartje Wijffelaars, einer Seniorökonomin bei Rabo Research in den Niederlanden, als eines der aktivsten Länder bei der Suche nach LNG-Lieferungen erwiesen. Um eine geringere Abhängigkeit von russischem Gas zu erzielen, hat Italien mehr Flüssiggas (LNG) bestellt und eine Reihe von Initiativen ergriffen.

"Energiekrise in Europa: Kosten für importiertes Erdgas steigen. Erfahre, wie Regierungen in anderen Ländern damit umgehen.
„Energiekrise in Europa: Kosten für importiertes Erdgas steigen. Erfahre, wie Regierungen die Menschen schützen und wie Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien und Griechenland damit umgehen.

LNG-Terminals steigern Energie- und Versorgungssicherheitsniveau in Europa

Europa profitiert von vorhandenen festen LNG-Terminals in Ländern wie Spanien, Frankreich und Italien, so Wiffelaars. Diese Länder, zusammen mit dem Vereinigten Königreich, haben die größte Kapazität an LNG-Importen in der Region. Andere Länder, die sich bisher mehr auf Pipelines verlassen haben, setzen jetzt auf schwimmende Terminals, die schneller errichtet werden können als feste Terminals an Land. Diese schwimmenden Terminals sind eine praktische und effiziente Lösung, um den Energiebedarf zu decken.


Langfristige Erschließung neuer LNG-Quellen aus Katar, Australien und den USA – Wirtschaftliche Auswirkungen

Es wird noch einige Jahre dauern, bis mehr LNG (flüssiges Erdgas) aus Ländern wie Katar, Australien und den USA verfügbar ist, da neue Projekte erst online gehen müssen. Ben Cahill, ein Senior Fellow im Energy Security and Climate Change Program des Center for Strategic and International Studies, sagte gegenüber Al Jazeera, dass die Energiepreise weiter steigen werden, bis mehr LNG zur Verfügung steht. In den letzten Monaten erlebte die Eurozone die höchste Inflationsrate seit ihrer Gründung, und etwa 70 Prozent davon waren auf steigende Energiepreise zurückzuführen. Daher ist es wichtig, dass mehr LNG aus den genannten Ländern zur Verfügung steht, um ein Sinken der Energiepreise zu erreichen.

Frankreichs energiepolitische Entscheidungen sichern Preisstabilität im Jahr 2022

Frankreich hat kürzlich bekannt gegeben, dass die Gas- und Strompreiserhöhungen im Jahr 2022 auf 15 Prozent begrenzt werden. Dank dieser Maßnahme wird verhindert, dass die Haushaltsrechnungen mehr als verdoppeln. Der öffentliche Betreiber trägt die Kosten der Preisbegrenzung. Das Land hat sich weniger auf russisches Gas als viele andere europäische Nationen verlassen und stützt sich stark auf Kernenergie. Da viele Kernkraftwerke gerade gewartet werden, hat Frankreich einen Energiemangel. Doch dank der begrenzten Preise für Gas und Strom ist die Inflation in den letzten 12 Monaten die niedrigste in der EU. Diese Maßnahme hat den Haushalten eine sichere und kostengünstige Energieversorgung ermöglicht.

Die deutsche Energiekrise als Lehre für andere europäische Länder

Europäische Länder können aus der Energiekrise in Deutschland lernen. Seit September 2021 haben viele Länder Geld zurückgelegt, um sich auf eine mögliche Krise vorzubereiten. Die Kriegsauswirkungen haben die Preise für Öl und Gas in die Höhe getrieben, sodass die Rücklagen aufgestockt wurden. Laut einem Thinktank in Brüssel stellen die deutschen Rücklagen 264 Milliarden Euro, fast die Hälfte der insgesamt 600 Milliarden Euro, die die EU Länder für die Energiekrise bereitgestellt haben. Die deutschen Maßnahmen machen 7,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Andere Länder folgen mit Litauen (6,6 Prozent), Griechenland (5,7 Prozent), Niederlande (5,3 Prozent) und Kroatien (4,2 Prozent). Europäische Länder können aus der Situation in Deutschland lernen, um sich auf eine mögliche Energiekrise vorzubereiten und ihre Rücklagen aufzustocken.


Deutschland und Großbritannien im Kampf gegen Energiekrise und erhöhte Inflationsrate

Deutschland versucht, die Inflation durch die Subventionierung von Stromrechnungen für Verbraucher zu senken. Im Gegensatz dazu hat Großbritannien weder direkte Maßnahmen ergriffen noch einen großen Betrag zur Verfügung gestellt, um die Inflation zu kontrollieren. Die Inflationsrate im Oktober betrug 11,1%, was die höchste seit 40 Jahren ist. Auch wurde die Periode, in der die Energiepreise unverändert bleiben sollten, auf sechs Monate bis März 2023 begrenzt. Trotzdem ist die Inflation in Großbritannien sehr hoch und es ist unklar, wie sie in den kommenden Monaten kontrolliert werden kann. Die Maßnahmen, die zur Kontrolle der Inflation ergriffen werden, sind also entscheidend, um die wirtschaftliche Situation zu verbessern.

Energiekrise – Neues 200-Milliarden-Euro-Paket von Deutschland verursacht Unmut in der EU

Deutschland hat kürzlich ein neues Paket im Wert von 200 Milliarden Euro angekündigt, um mit steigenden Gaspreisen umzugehen. Dies hat andere Länder verärgert, die nach einer koordinierten EU-Reaktion rufen. Philipp Heimberger, ein Ökonom am Wiener Institut für internationale wirtschaftliche Studien, sagte gegenüber Al Jazeera: „Es gibt eine anhaltende Debatte darüber, ob die EU gemeinsam Maßnahmen ergreifen sollte oder ob es auf Länderebene sein sollte. Während wir uns den kommenden Wintermonaten nähern, wird diese Debatte an Intensität gewinnen und wir werden sehen, wie wir vorankommen.“

Europa als Haupttreiber des globalen Gashandels – Wie beeinflusst das Deutschland und andere europäische Länder?

Deutschland und andere Länder haben über einen langen Zeitraum von niedrigen Energiepreisen im Industriebereich profitiert. Wie sehr die steigenden Energiepreise zu einer Deindustrialisierung in Deutschland führen, müssen wir abwarten, da die Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Sektoren sinken wird. Die Internationale Energieagentur berichtet, dass Europas steigender Appetit auf Flüssigerdgas (LNG) in den kommenden Jahren der Haupttreiber des globalen Gashandels sein wird. Laut der Agentur wird Europa mehr als 60 Prozent des globalen Nettoimportwachstums von 2021 bis 2025 ausmachen und somit einen signifikanten Einfluss auf die globale Energiepreisentwicklung haben.


Europas Weg hin zu erneuerbaren Energien: Abhängigkeit von nicht-chinesischen Quellen für seltene Erden

Laut Wijffelaars würde ein Wechsel zu erneuerbaren Energien helfen, aber Europa muss vorsichtig sein. 98 Prozent der benötigten seltenen Erden, die für Elektrofahrzeuge, Batterien und Dauermagnete für Stromgeneratoren benötigt werden, werden aus China importiert. Um den Energieübergang zu unterstützen, möchte Europa sich nicht von einem Land abhängig machen und so weit wie möglich diversifizieren. Deshalb ist es wichtig, dass Europa nach alternativen Quellen für seltene Erden sucht, um eine nachhaltige und unabhängige Energieversorgung zu gewährleisten.

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Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 0:32 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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