Die EU-Konzerne Vestas und Siemens Gamesa waren lange Zeit führend in der Windindustrie, aber nun werden sie von chinesischen Konkurrenten herausgefordert. Die Preise sinken, aber die Abhängigkeit von China wächst. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sieht die grüne Transformation als wichtigstes Projekt, um Europa von Brennstofflieferanten wie Russland unabhängig zu machen. Windkraft spielt dabei eine entscheidende Rolle (Handelsblatt: 20.07.23).
Chinesische Windrad-Hersteller erobern den Markt: europäische Windindustrie in der Krise
Die europäische Windindustrie steckt jedoch in einer Krise. Viele Unternehmen machen Verluste. Die Sorge in Brüssel wächst, dass sie ähnlich wie die Solarindustrie von Billigkonkurrenz aus China verdrängt werden könnte. Inzwischen stammen neun der 15 größten Turbinenhersteller aus China. Chinesische Unternehmen wie Goldwind und Envision erweitern ihr Geschäft auf internationale Märkte und treten direkt gegen Vestas, Siemens Gamesa und andere EU-Unternehmen an. Sie sind zum Beispiel in Serbien und der Türkei aktiv.
Chinas Hersteller von Windrädern profitieren von einem starken Aufschwung in ihrem Heimatland. Ihre Angebote sind besonders attraktiv, da staatliche Entwicklungsbanken unterstützen und Kredite anbieten. Die Rückzahlung erfolgt erst, wenn die Windräder Strom produzieren und ihre Betreiber Einnahmen erzielen.
Peking nutzt dabei das außenwirtschaftliche Großprojekt „Belt and Road“ oder auch Seidenstraßen-Initiative genannt. Dies gibt den Chinesen einen Vorteil gegenüber den Europäern, die mit ihrer EU-Infrastruktur-Initiative Global Gateway als Gegengewicht nur langsam vorankommen.
Chinesische Windenergie boomt: europäische Industrie in Gefahr
Währenddessen hinkt die EU beim Ausbau der Windenergie hinter ihren eigenen Zielen zurück. Im Vergleich dazu wurden in China im Jahr 2021 Anlagen mit einer Leistung von fast 50 Gigawatt installiert, während es in Europa nur etwa zehn Gigawatt waren. Ein Gigawatt entspricht etwa der Leistung eines Atomreaktors.
China bietet aufgrund der großen Anzahl von gelieferten Turbinen immer günstigere Preise an und unterbietet damit die europäischen Konkurrenten. Der chinesische Anteil an der weltweiten Produktion von Rotorblättern für Windräder an Land ist stark angestiegen, was in Brüssel Bedenken hervorruft, dass China bald auch den europäischen Markt erobern könnte.
Die EU-Kommission möchte eigentlich die Produktion grüner Technologien in Europa stärken, um die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen zu verringern und nicht in eine Abhängigkeit von chinesischen Clean-Tech-Produkten zu geraten.
Leider kam jede Hilfe für die europäische Solarindustrie zu spät. Wenn nun auch die Windturbinenhersteller dasselbe Schicksal ereilt, könnte sich die EU von ihrem Traum der strategischen Souveränität verabschieden.
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