Das Energieunternehmen Xlinks wollte Solar- und Windstrom aus Marokko über ein 3800 Kilometer langes Unterseekabel nach Großbritannien liefern. Doch die britische Regierung blockiert das Milliardenprojekt und verweigert eine vertragliche Förderung. Was als Meilenstein für grüne Energie angekündigt war, erinnert zunehmend an das gescheiterte Desertec-Konzept: zu teuer, zu unsicher, zu ambitioniert (renews: 26.06.25).
Xlinks auf Desertecs Spuren
Vor über zehn Jahren sorgte Desertec mit ähnlichen Plänen für Aufsehen – und scheiterte an politischen Konflikten, technischer Komplexität und fehlender Wirtschaftlichkeit. Xlinks droht nun ein ähnliches Schicksal. Obwohl das Unternehmen keine staatliche Vorfinanzierung verlangte, blieb die Regierung skeptisch. Der angeblich „hoch wettbewerbsfähige“ Preis sollte laut Xlinks die Großhandelspreise für Strom um neun Prozent senken. Belege für eine dauerhaft tragfähige Wirtschaftlichkeit fehlen jedoch.

Das Argument, acht Prozent des britischen Strombedarfs decken zu können, klingt ambitioniert – doch die Risiken einer einzigen, extrem langen Leitung bleiben enorm. Wartungsprobleme, Seekabelschäden und politische Einflussfaktoren erschweren eine zuverlässige Versorgung. Schon kleinere Störungen bei ähnlichen Projekten führten in der Vergangenheit zu monatelangen Ausfällen.
Technische und geopolitische Risiken untergraben Xlinks-Pläne
Xlinks stellt seine Leitung als günstige und schnelle Alternative zur Atomkraft dar. Doch diese Rechnung ignoriert die Vorteile langfristig stabiler Grundlastversorgung durch Kernenergie. Der Rückgriff auf Nordafrika als Stromquelle schafft zudem neue Abhängigkeiten. Selbst vermeintlich stabile Partnerländer können binnen weniger Jahre zu Risikofaktoren werden.
Obwohl bereits über 100 Millionen Pfund von privaten Investoren flossen, ersetzt das keine unabhängige Bewertung der Projektrealität. Auch die angekündigte CO₂-Ersparnis von zehn Prozent im ersten Jahr bleibt theoretisch – konkrete Umsetzungsnachweise fehlen. Die Regierung reagiert nun vorsichtiger als einst bei Desertec und zieht wirtschaftliche Vernunft politischem Aktionismus vor.
Marokko als Standort – Chance oder Schwachstelle?
Marokko bietet nach Einschätzung von Xlinks ein solides Umfeld für internationale Energieprojekte. Doch selbst dort bleibt der politische Rahmen langfristig unsicher. Importabhängigkeiten aus Drittländern widersprechen dem Ziel einer souveränen Energieversorgung. Dass der Betreiber jetzt „alternative Wege“ zur Umsetzung sucht, zeigt die Hoffnung auf Rettung – trotz fehlender Zusagen.
Die Lehren aus Desertec wirken nach: technische Herausforderungen, internationale Abhängigkeiten und hohe Kosten bleiben zentrale Risiken. Xlinks präsentiert sich als innovatives Projekt, doch der Realitätstest fällt ernüchternd aus. Ob neue Finanzierungsmodelle tatsächlich das Ruder herumreißen können, ist zweifelhaft.
Lesen Sie auch: