Die Strompreise steigen derzeit auf Rekordniveau. Auf dem Handelsblatt-Industriegipfel in Berlin sprach Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) offen über mögliche Verzögerungen beim geplanten Kohleausstieg 2030. Die Priorität liege klar auf der Energiesicherheit, betonte er. „Die Energiesicherheit hat immer absolute Priorität“, stellte Habeck klar. Der Kohleausstieg könne nur dann erfolgen, wenn ausreichend alternative Kapazitäten vorhanden sind. Ein unkontrollierter Ausstieg könnte eine ähnliche Situation wie nach dem Verlust russischer Gaslieferungen heraufbeschwören (handelsblatt: 13.12.24).
Verzögerte Gaskraftwerke als Hemmnis
Ein zentrales Element in Habecks Strategie sind Gaskraftwerke, die später auf Wasserstoff umgerüstet werden sollen. Diese Anlagen sollten Versorgungslücken bei wenig Wind und Sonne schließen. Der Plan zur Gesetzesvorlage scheiterte jedoch an Uneinigkeiten innerhalb der Ampelkoalition. Auch die Opposition aus CDU und CSU verweigerte die Zustimmung.
Zusätzlich verhindert die unsichere Rechtslage, dass Investoren in die erforderlichen Gaskraftwerke investieren. Ohne rechtliche Klarheit scheuen Kapitalgeber das finanzielle Risiko. Infolgedessen fehlen die notwendigen Gaskraftwerke, was den Kohleausstieg verzögern könnte. Ohne neue Kapazitäten bleibt der Ausstieg riskant. Deshalb müssten Kohlekraftwerke wohl länger laufen, um die Stromversorgung sicherzustellen.
Hohe Strompreise belasten die Industrie
Die aktuelle Entwicklung belastet insbesondere die deutsche Industrie. Die Strompreise sind auf Rekordhöhen gestiegen. Habeck betonte, dass in Zukunft immer wieder Wochen mit hohen Preisen auftreten werden, besonders bei geringer Produktion aus erneuerbaren Energien.
„Es wird solche Wochen geben, aber auch Zeiten mit günstigen Preisen“, erklärte Habeck. Ein Ausbau der Gaskraftwerke könnte Preisschwankungen abfedern. Der Minister hofft weiterhin auf eine politische Mehrheit für zumindest zwei neue Kraftwerkskapazitäten.
Erneuerbare Energien im Fokus
Der Anstieg der Strompreise resultiert aus einer schwachen Stromproduktion durch erneuerbare Energien. Fehlender Wind und wenig Sonne reduzieren die Leistung erheblich. Diese Engpässe verstärken die Sorgen über die Versorgungssicherheit.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll bis 2030 rund 80 Prozent des Strombedarfs decken. Um Versorgungslücken zu verhindern, müssen neue Gaskraftwerke gebaut werden. Diese Anlagen gleichen die Schwankungen bei der Stromproduktion aus Wind- und Solarenergie aus.
Energiesicherheit bleibt oberstes Ziel
Habecks Position bleibt klar: Energiesicherheit steht an erster Stelle. Der Kohleausstieg kann nur gelingen, wenn ausreichende Kapazitäten vorhanden sind. Ohne die neuen Gaskraftwerke bleibt die Energiewende anfällig für Risiken. Ein verlängertes Festhalten an der Kohle scheint deshalb möglicherweise unvermeidbar.
Die Debatte um die richtige Strategie für die Energiewende wird intensiver. Hohe Strompreise, fehlende Kapazitäten und politische Blockaden erschweren den Fortschritt. Dennoch hält Habeck an der Transformation fest und hofft auf pragmatische Lösungen.
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