Wärmepumpen-Krise: Unternehmen in Kurzarbeit – Habeck trotzdem optimistisch

Der Einbruch in der Wärmepumpenbranche durch die politischen Debatten des vergangenen Jahres sorgt für Frust bei Unternehmern. Vaillant und Stiebel Eltron haben bereits Kurzarbeit angemeldet, Viessmann führt Kostensparmaßnahmen ein. Doch der Wirtschaftsminister beharrt auf positive Nachrichten (merkur: 15.05.24).


Heizungsgesetz sorgt für Kurzarbeit: Wärmepumpenbranche kämpft ums Überleben

Ein Jahr nach den Debatten rund um die Gebäudeenergie im Rahmen des sogenannten Heizungsgesetzes hat sich die Heizungsindustrie noch immer nicht erholt. Mehrere Hersteller von Wärmepumpen, einer Technologie, die zum Politikum wurde, können das bezeugen. Vaillant und Stiebel Eltron haben Kurzarbeit angemeldet, Viessmann hat ebenfalls Kostensparmaßnahmen eingeführt, um das Unternehmen zu stabilisieren.

Heizungsgesetz sorgt für Kurzarbeit: Wärmepumpenbranche kämpft ums Überleben. Wirtschaftsminister Habeck trotzdem optimistisch
Heizungsgesetz sorgt für Kurzarbeit: Wärmepumpenbranche kämpft ums Überleben. Wirtschaftsminister Habeck trotzdem optimistisch

Der Branchenverband meldete Ende April die ersten Quartalszahlen des Jahres, die kein gutes Bild abgaben. Die Heizungsbauer haben in den ersten drei Monaten 2024 in Deutschland fast ein Drittel weniger Anlagen verkauft als noch vor einem Jahr. Der Absatz ist um 29 Prozent auf 217.500 Anlagen zurückgegangen, teilte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) mit. Der Absatz von Wärmepumpen fiel um 52 Prozent, der von Biomasse-Anlagen um 81 Prozent. Bei den Gasheizungen lag das Minus bei 17 Prozent. Allein Ölheizungen legten zu – um 27 Prozent auf 27.500 Anlagen.

Auswirkungen auf die Wärmepumpen-Hersteller – Kurzarbeit und Personalabbau

Diesem Bild schließt sich auch der Geschäftsführer von Stiebel Eltron, Kai Schiefelbein, an: „Unser Unternehmen macht 65 Prozent seines Umsatzes mit Wärmepumpen und wenn der Umsatz von einem Jahr aufs andere um 30 Prozent einbricht, dann geht das nicht spurlos an uns vorbei.“ Die Ausgangssituation ist schon schwierig, da Gas noch immer günstiger als Strom ist und dadurch die Anreize zum Wechseln vielen auf den ersten Blick nicht gegeben sind. „Das bleibt auch noch zwei bis drei Jahre so, damit müssen wir leben. Die politische Volatilität hätte man aber vermeiden können“, ergänzt der Geschäftsführer.

Damit meint er die Heizungsdebatten vom vergangenen Jahr, die die Branche als ursächlich für ihr Leid sieht. Schiefelbein schließt sich den Stimmen seiner Kollegen von Viessmann an. Der Wirtschaftswoche sagte Max Viessmann: „Was rund um die Wärmepumpe passiert ist, ist an Dramatik nicht zu überbieten. Eine Technologie, die nachweislich effizienter ist und Vorteile hat, wurde kaputt geredet. Was an Mythen verbreitet wurde, an Polarisierung und Populismus stattgefunden hat, hat mich fassungslos gemacht.“

Dass noch immer keine Erholung stattgefunden hat, obwohl das Gesetz schon längst verabschiedet ist, liegt beiden Chefs zufolge an den anfänglichen Problemen bei der Förderung. „Dann kommen Förderzusagen wie jetzt die in Deutschland, die 2023 angekündigt wird, für die aber erst ab Ende Februar 2024 Anträge gestellt werden konnten, und das Geld wird jetzt erst im Herbst 2024 ausbezahlt. Das ist wieder ein Tiefschlag für die Heizungs- und speziell die Wärmepumpenindustrie, weil sich dadurch im schlimmsten Fall die Nachfrage auf den Herbst dieses Jahres verschieben kann“, so Kai Schiefelbein.

Mittlerweile haben mehrere Hersteller Kurzarbeit eingeführt, Vaillant plant sogar einen Personalabbau von 700 Mitarbeitern.


Habeck kontert: Förderanträge für Wärmepumpen steigen

Dieser Ansicht widerspricht Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) jedoch. Er rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Förderanträge Ende Mai. „Die Antragszahlen sind im April noch einmal klar gestiegen. Alle Anträge bisher konnten sofort beschieden werden, und die Antragstellerinnen und Antragsteller hatten innerhalb von Minuten die Gewissheit, dass ihre neue Heizung gefördert werden kann“, erklärte Habeck der Rheinischen Post am Wochenende.

Nach Angaben seines Ministeriums hätten bei der Ende Februar neu gestarteten Heizungsförderung bis zum 30. April 21.000 Antragsteller eine Förderzusage erhalten. Dies belaufe sich auf ein Fördervolumen von 300 Millionen Euro. „Die Förderung insbesondere auch für die Wärmepumpe wird mehr und mehr angenommen“, so Habeck. Wer eine klimafreundliche Heizung einbaue, könne dafür eine „umfassende und verbesserte Förderung“ erhalten. „Ab Ende Mai rechnen wir noch einmal mit einem deutlichen Anstieg, denn dann startet die Antragsstellung für Selbstnutzende in Mehrfamilienhäusern und Wohnungseigentümergemeinschaften und wird im August auf alle weiteren Antragstellergruppen ausgedehnt“, fügte der Wirtschaftsminister hinzu. Er erwarte auch mit der Erholung der Baukonjunktur eine weiter steigende Nachfrage.

Industriestandort Deutschland generell in Gefahr

Auch wenn die Prognose des Ministers stimmen mag – für Stiebel-Eltron-Chef Schiefelbein waren die Heizungsdebatten nur ein Beispiel von vielen. Die Industriepolitik in Deutschland mache „seit vielen Jahren keine gute Figur“. Die Anreize werden falsch oder zu spät gesetzt, sodass heimische Branchen – wie aktuell die Solarbranche – nicht gegen die Konkurrenz ankommen. Dann die Bürokratie und die Genehmigungsverfahren, die in Deutschland zu lange dauern. Schließlich kritisiert Kai Schiefelbein, dass die „ganze Welt“ auf Subventionen setze – nur Deutschland nicht. „Ich bin generell kein Fan von Industriesubventionen, aber wenn die ganze Welt subventioniert und Deutschland nicht, dann ist das schlecht für Deutschland als Industriestandort.“


Koalition diskutiert Maßnahmen zur Standortverbesserung

Dass es Probleme mit dem Wirtschaftsstandort gibt, hat die Bundesregierung auch verstanden. Innerhalb der Koalition werden aktuell Maßnahmen diskutiert, um den Standort wieder attraktiver zu machen. Die FDP hatte auf ihrem Parteitag Ende April mit überwältigender Mehrheit das vom Parteivorstand vorgelegte Zwölf-Punkte-Programm für eine „Wirtschaftswende“ beschlossen, das unter anderem Steuersenkungen, Bürokratieabbau, eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und einen konsolidierten Staatshaushalt vorsieht. Die Koalitionspartner SPD und Grüne sehen diese Vorschläge jedoch skeptisch.

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