Das geplante Sparprogramm „Next Level Performance“ bei Mercedes-Benz gewinnt an Kontur. Insider vermuten, dass noch mehr Stellen in Gefahr sind, als bislang angenommen. Bereits Ende 2024 deuteten Berichte auf einen möglichen Verlust von rund 15.000 Arbeitsplätzen hin. Nun steht im Raum, dass es bis zu 20.000 sein könnten (merkur: 27.01.25).
Milliardenkosten sollen eingespart werden
Mercedes-Benz plant, bis 2027 etwa fünf Milliarden Euro einzusparen. Der Vorstand unter CEO Ola Källenius hat dieses Programm gestartet, um den Konzern langfristig wettbewerbsfähig zu machen. Ein zentraler Punkt ist die Transformation hin zur Elektromobilität, die erhebliche Investitionen erfordert. Doch diese Umstellung bringt auch Herausforderungen mit sich. Einem Bericht zufolge reichten die bisherigen Pläne nicht aus, sodass tiefgreifendere Einschnitte nötig sind.
Insider berichten, dass neben der Nicht-Nachbesetzung offener Stellen auch Alterszeitregelungen und Abfindungsprogramme genutzt werden sollen. Zudem plant das Unternehmen offenbar den Verkauf von Betriebsteilen. Ein Beispiel ist das Lieferwagenwerk in Argentinien, wo rund 2.000 Mitarbeiter betroffen sein könnten. Die Effekte solcher Maßnahmen reichen tief und beeinflussen die Unternehmensstruktur nachhaltig.
Stimmung im Unternehmen auf einem Tiefpunkt
Ein leitender Manager beschreibt die Stimmung bei Mercedes-Benz als „am Tiefpunkt“. Obwohl das Unternehmen durch seine Luxusstrategie weiterhin profitabel ist, bleibt die Zukunft ungewiss. Kritiker werfen dem Vorstand vor, sich zu stark auf Kostensenkungen zu konzentrieren und strategische Aspekte zu vernachlässigen. Zu den geplanten Einsparungen gehören auch kürzlich diskutierte Einschnitte bei tariflichen Sonderzahlungen wie dem Weihnachtsgeld. Diese Entscheidungen verstärken die Unsicherheit bei der Belegschaft und dürften die interne Lage weiter belasten.
Die Transformation des Konzerns erfordert nicht nur finanzielle Disziplin, sondern auch klare strategische Leitlinien. Doch gerade bei der Elektromobilität häufen sich Schwächen in der Umsetzung. Die Verkaufszahlen von Elektroautos blieben hinter den Erwartungen zurück, was den Druck auf die Verantwortlichen erhöht.
Elektromobilität bleibt Fokus, aber Hightech-Verbrenner bleiben Thema
Trotz der Schwierigkeiten bei Elektrofahrzeugen bleibt der elektrische Antrieb das zentrale Ziel von Mercedes-Benz. Parallel dazu investiert der Konzern weiterhin in Hightech-Verbrennungsmotoren, um Kundenbedürfnisse weltweit zu bedienen. Diese duale Strategie soll die Wettbewerbsfähigkeit wahren, doch sie führt zu einem erheblichen finanziellen Spagat. Auch die Zulieferer des Konzerns, wie Bosch und ZF, geraten durch die Transformation unter Druck.
Ein Vergleich mit anderen Herstellern zeigt, dass Mercedes-Benz nicht allein mit diesen Herausforderungen kämpft. BMW hat Gehaltskürzungen vorgenommen, Volkswagen ein Sparprogramm im Milliardenbereich gestartet. Solche Beispiele verdeutlichen, wie stark die gesamte Branche betroffen ist. Doch die aktuellen Einsparpläne bei Mercedes-Benz wirken in ihrer Tiefe besonders einschneidend.
Konkurrenzdruck und Zukunftsperspektiven
Die Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Elektrifizierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit bestimmen die Agenda. Mercedes-Benz muss sich diesen Herausforderungen stellen, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Gleichzeitig setzt das Unternehmen darauf, die Transformation aus eigener Kraft zu bewältigen. Diese Strategie erfordert jedoch eine deutliche Verschlankung der Kostenstruktur.
Ob die angestrebten Einsparungen genügen, um das Unternehmen zukunftssicher zu machen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass der Weg dorthin mit erheblichen Opfern verbunden ist. Die Belegschaft, die sich derzeit in einer Phase der Unsicherheit befindet, hofft auf Klarheit und Stabilität in der strategischen Ausrichtung des Konzerns.
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