2024 erreichte die EU Rekordimporte von russischem Flüssigerdgas (LNG). Trotz bestehender Sanktionen stiegen die Lieferungen auf 16,5 Millionen Tonnen. Dieser Wert übertrifft die bisherigen Höchstmarken von 15,18 Millionen Tonnen im Jahr 2023 und 15,21 Millionen Tonnen im Jahr 2022 (weltwoche: 25.12.24).
Flüssiggas als Ausnahme unter den Sanktionen
Während Importe über russische Gaspipelines deutlich zurückgegangen sind und der Handel mit russischem Öl sowie Kohle untersagt ist, bleibt Flüssiggas eine Ausnahme. Experten führen dies vor allem auf die günstigen Preise für LNG aus Russland zurück.
Das Gas vom Jamal-Terminal gilt als «deutlich günstiger» im Vergleich zu Alternativen aus den USA. Der Anteil russischen LNGs an den Gesamtimporten der EU stieg 2024 auf 20 Prozent, ein erheblicher Anstieg im Vergleich zu 15 Prozent im Vorjahr.
Wettbewerbsvorteile für russisches LNG
Preislich kann russisches LNG kaum übertroffen werden. Die günstigen Konditionen bieten einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Anbietern. Gleichzeitig tragen reduzierte Pipeline-Lieferungen und die Unsicherheiten auf den Energiemärkten zur wachsenden Nachfrage nach LNG bei. Die Attraktivität russischer Lieferungen stellt viele Länder vor die Herausforderung, wirtschaftliche Interessen mit politischen Zielsetzungen zu vereinbaren.
Strategien der EU zur Verringerung der Abhängigkeit
Die EU-Kommission verfolgt weiterhin das Ziel, fossile Brennstoffe aus Russland schrittweise zu ersetzen. Bis 2027 soll die Abhängigkeit endgültig beendet sein. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte zuletzt eine Erhöhung der Gasimporte aus den USA angekündigt. Diese Strategie dient auch dazu, den Forderungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump nachzukommen, der mit der Einführung hoher Zölle droht.
Herausforderungen und Konsequenzen
Die fortlaufenden Importe russischen LNGs werfen Fragen zur Effektivität der Sanktionen auf. Insbesondere die günstigen Preise erschweren einen klaren Schnitt. Gleichzeitig stehen Länder der EU vor der Herausforderung, eine Balance zwischen kurzfristigen Energiebedürfnissen und langfristigen politischen Zielen zu finden. Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Aufbau neuer Lieferbeziehungen dürfte entscheidend sein, um diese Abhängigkeit zu reduzieren.
Insgesamt verdeutlicht der erneute Rekord die Komplexität der europäischen Energiepolitik in Zeiten globaler Unsicherheiten.
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