In diesem Jahr müssen Hauseigentümer in Deutschland erneut tief in die Tasche greifen, wenn sie eine neue Heizungsanlage einbauen möchten. Besonders Wärmepumpen sind seit der Einführung des Heizungsgesetzes deutlich teurer geworden. Laut einer aktuellen Studie der Energieberatung der Verbraucherzentrale sind die Preise für Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen (Handelsblatt: 05.07.24).
Wärmepumpen-Preise schießen in die Höhe – Verkäufe brechen ein
Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe kostet aktuell durchschnittlich 34.000 Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Preis bei 31.000 Euro und im Jahr 2022 bei 24.000 Euro. Somit ist der Preis innerhalb von zwei Jahren um fast 42 Prozent gestiegen. Dabei ist der Umsatz mit Wärmepumpen drastisch eingebrochen. Im ersten Quartal 2024 wurden nur halb so viele Geräte verkauft wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Preisanstiege bei verschiedenen Heizsystemen
Nicht nur Wärmepumpen sind teurer geworden. Auch der Einbau von Gasheizungen kostete im Juni 2024 rund ein Drittel mehr als 2022. Zwar sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr so stark gestiegen wie von 2022 auf 2023, als der Angriff Russlands auf die Ukraine eine Energiekrise auslöste, doch bleibt das Preisniveau hoch.
Die Preise für den Einbau von 22 unterschiedlichen Heizungen und Heizungskombinationen stiegen seit März 2023 durchschnittlich um acht Prozent. Zwischen 2022 und 2023 betrug die durchschnittliche Preissteigerung noch 25 Prozent.
Ursachen der Preisanstiege
Der Handwerkermangel treibt die Preise zusätzlich in die Höhe. Stefan Materne, Referent für Versorgungstechnik bei der Verbraucherzentrale, kommentiert: „Der Markt ist etwas abgekühlt. Aber es bleibt teuer.“ Er sieht die aktuellen Preissteigerungen als moderat an und verweist auf den dreistufigen Vertriebsweg von Heizungen: Hersteller, Großhändler und Handwerker. Einige Handwerksbetriebe erhöhen die Preise aufgrund des akuten Personalmangels.
Energieexperte Timo Leukefeld erläutert: „Der Personalmangel im Handwerk ist so akut, dass die Betriebe teilweise Abwehrangebote machen.“ Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär, Heizung und Klima (ZVSHK) erklärt, dass der Endpreis zur Hälfte aus Handwerkskosten besteht, möchte aber nicht bestätigen, dass die Handwerker allein für die Preisanstiege verantwortlich sind.
Ein Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) führt die höheren Preise auf Inflation, Rohstoffpreise, Energie- und Lohnkosten zurück.
Aktuelle Preisentwicklungen und Empfehlungen
2024 stiegen die Preise für Wärmepumpen im Jahresvergleich je nach Art zwischen zehn und elf Prozent. Die Installation von Fernwärme verteuerte sich um 13 Prozent und kostet aktuell durchschnittlich 17.000 Euro. Für Fernwärme gibt es stets nur einen lokalen Anbieter, weshalb sich kein Marktpreis bilden kann. Die Preissteigerungen für Pelletheizungen betrugen acht Prozent, während Gasheizungen um sieben Prozent teurer wurden.
Diese Preise spiegeln den Mittelwert der Angaben von 44 bis 144 Energieberatungen wider, abhängig vom Heizungstyp. Alle Preise enthalten die Entsorgung der alten Heiztechnik und den betriebsfertigen Anschluss der neuen Heiztechnik. Nicht enthalten sind neue Heizleitungen, Heizkörper oder Fußbodenheizungen. Da es sich um Durchschnittspreise handelt, können konkrete Angebote je nach Region und Wohnsituation variieren. Verbraucherschützer Materne empfiehlt daher, mehrere Angebote einzuholen.
Heizungsverbandsvertreter Ebisch sieht die Preise nicht als Grund für den Einbruch der Nachfrage nach Wärmepumpen. Vielmehr sind Verbraucher seit der Diskussion um das Heizungsgesetz verunsichert. In den Vorjahren boomte die Heizungsbranche. Der Ukrainekrieg führte zu einem Anstieg der Nachfrage nach Alternativen zur Gasheizung. Hersteller von Wärmepumpen konnten mit der Produktion kaum nachkommen, und Verbraucher mussten lange auf einen Handwerker warten.
Vergangenen Sommer sorgte die politische Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) für erneute Unsicherheit. 900.000 Haushalte entschieden sich 2023 für eine neue fossile Öl- oder Gasheizung, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie berichtete. Jetzt spricht der BDH angesichts der schwachen Nachfrage und gesunkenen Neubauzahlen von einer „deutlichen Eintrübung“.
Verbraucherschützer Materne rät dennoch, den Heizungstausch nicht hinauszuzögern. „Ich rate dazu, lieber jetzt, wo die Förderung hoch ist, eine Wärmepumpe einzubauen.“ Die Hoffnungen auf sinkende Preise sind gering. Laut Björn Schreinermacher vom Bundesverband Wärmepumpe dürften die Preise mittelfristig stabil bleiben.
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