In Österreich unterstützt der Staat ähnlich wie in Deutschland den Windkraftausbau. Aber es gibt derzeit keine Investoren, die Interesse am Bau von Windkraftanlagen haben. Die neueste Ausschreibung für neue Windkraftprojekte ist kürzlich zu Ende gegangen, ohne dass auch nur eine einzige Bewerbung eingegangen ist. Österreichs Grünen drängen auf Reformen in diesem Bereich, während die ÖVP dagegen blockiert (derstandard:27.09.23).
Kostensteigerungen beim Windkraftausbau
Der Bau von Windkraftanlagen ist in der heutigen Zeit wesentlich teurer als noch vor Kurzem. Die Kosten für die Anlagen selbst sowie für ihre Errichtung sind gestiegen. Die IG Windkraft schätzt, dass die Preise um etwa 40 Prozent im Vergleich zu vor zwei Jahren angestiegen sind. Hinzu kommen hohe Zinsen, die die Finanzierung neuer Windkraftprojekte erschweren.
Die Herausforderungen des Fördersatzmodells
Dieser Umstand hat den Ausbau der Windenergie in Österreich behindert, und trotz der Regierungsziele zur Förderung erneuerbarer Energien erreicht die staatliche Unterstützung für den Bau neuer Anlagen derzeit nicht ihr Ziel. Dies wird durch das Ergebnis der jüngsten Ausschreibung für die Windkraftprojekte deutlich: Die Bewerbungsfrist endete, aber es gab keinen einzigen Antrag, wie der Standard berichtet.
Das Modell zur Absicherung und seine Empfehlungen
Die Branche führt dies auf den niedrigen Fördersatz zurück, den die Regierung festgelegt hat. Die Grünen forderten im Sommer eine rasche Anpassung, aber die ÖVP lehnte ab. Das Modell zur Absicherung funktioniert grundsätzlich so: Betreiber von Windkraftanlagen erhalten seit 2022 keinen festen Tarif mehr für den ins Netz eingespeisten Strom. Stattdessen können sie in einer Ausschreibung einen Preis pro Kilowattstunde festlegen, den sie mindestens erhalten möchten. Wenn der Marktpreis für den Strom später über diesem Wert liegt, erhalten sie keine staatliche Förderung. Bei deutlich höheren Strompreisen müssen die Betreiber an die Förderstelle zahlen.
Folgen des schleppenden Windkraftausbaus
Falls die Stromkosten jedoch unter dem festgelegten Preis liegen, wird den Betreibern die Differenz ausgezahlt. Der Höchstpreis für diese sogenannte Marktprämie liegt derzeit bei 8,22 Cent pro Kilowattstunde. Dieses Modell hat zwei Zwecke. Es soll Betreibern helfen, Kredite von Banken zu bekommen. Gleichzeitig soll es verhindern, dass es zu viel Förderung gibt, wenn die Strompreise hoch sind.
Im letzten Herbst gab es ein Gutachten. Dieses Gutachten wurde von einer Gruppe von Forschungseinrichtungen erstellt. Dazu gehören die TU Wien, das Austrian Institute of Technology (AIT), die WU Wien und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung. Dieses Gutachten empfahl bereits damals, den Betrag auf 9,28 Cent pro Kilowattstunde zu erhöhen. Dies wurde jedoch nicht umgesetzt.
Die Forderungen für eine beschleunigte Energiewende
Bereits im Frühjahr haben Investoren nur etwa die Hälfte der verfügbaren Kapazitäten in Anspruch genommen, und nun gab es überhaupt keine Bewerbungen. „Die Energiewende wird drastisch verzögert“, warnt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Es gibt Projekte in den Startlöchern, aber niemand würde ohne staatliche Absicherung bauen, da Banken dies bei Kreditvergaben verlangen. Die Ergebnisse überraschen Moidl nicht, da die Branchenvertretung bereits in den letzten Monaten eine Erhöhung gefordert hatte, um den Ausbau nicht zu verzögern.
Politische Standpunkte und die Dringlichkeit einer Entscheidung
Die Grünen haben auf eine Anhebung der Marktprämie gedrängt, während die ÖVP sich bis Redaktionsschluss nicht zur gescheiterten Ausschreibung und einer möglichen Erhöhung des Fördersatzes geäußert hat. Die Zeit drängt jedoch, da die Bedingungen für die Ausschreibung zwei Monate vor ihrem Ende festgelegt sein müssen. „Es muss jetzt schnell entschieden werden, ob die Marktprämienverordnung angepasst wird. Wenn sich die Regierung kommende Woche nicht einigt, ist das ebenfalls eine Entscheidung“, sagt Moidl.
Die Bedeutung eines beschleunigten Windkraftausbaus
Der schleppende Ausbau der Windkraft hat Auswirkungen auf die Stromkosten in Österreich: Seit der Stromzonentrennung im Oktober 2018 waren die Stromkosten insgesamt um etwa drei Milliarden Euro höher als in Deutschland. Ein großer Faktor dabei ist die Windkraft, die in Deutschland einen doppelt so hohen Anteil am Strommix hat wie in Österreich. Dies senkt vor allem im Winter, wenn Windkraftanlagen viel Strom liefern, die Preise an den Strombörsen.
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