In einem Interview mit Bloomberg TV bezeichnet der Energieminister von Katar, Saad Al Kaabi, die von Europa geplante Deckelung der Erdgaspreise als heuchlerisch und droht damit, die LNG-Lieferungen nach Europa einzustellen (Spiegel: 01.11.22). Die Eingriffe in die Märkte konterkarierten den freien Wettbewerb am Markt, auf den insbesondere Europa immer größten Wert gelegt habe. Saad Al Kaabi ist auch der Chef von Quatar Energy, dem größten Flüssiggas-Produzenten der Welt.
Katars Energieminister kritisiert geplanten europäischen Gaspreisdeckel
„Der freie Markt ist immer die beste Lösung. Das Problem ist der Preis, den Länder oder Firmen bereit sind zu zahlen“, sagte Al Kaabi. Mit einer Begrenzung des Erdgaspreises würden sich auch die Anreize für weitere Investitionen in die Gasförderung verringern. Aüßerdem könnte eine Preisgrenze dazu führen, dass am Markt konkurrierende Importeure ganze Ladungen aufkaufen, die eigentlich für Europa bestimmt waren. Dazu bräuchten sie lediglich einen Cent mehr bieten, so der Energieminister.
Al Kaabi rechnet damit, dass Europa bis zum Jahr 2025 Schwierigkeiten bei der Gasversorgung haben wird, sofern bis dahin die russischen Gaslieferungen weiterhin ausbleiben.
Versuche europäischer Politiker, mehr Gas aus Katar zu bekommen, blieben erfolglos
Bisher blieben die Versuche mehrerer europäischer Spitzenpolitiker, größere Mengen Flüssiggas aus Katar für Europa zu sichern, praktisch immer erfolglos. Auch Wirtschaftsminister Habeck hatte im Frühjahr versucht, entsprechende Lieferverträge mit Katar abzuschließen. Die Förderquoten im Emirat sind weitgehend ausgereizt und der größte Anteil des geförderten Erdgases geht aufgrund langfristiger Lieferverträge an Abnehmer in Asien. Deswegen sind nur geringe Gasmengen aus Katar am freien Markt verfügbar.
Die Europäische Kommission plant die Gaspreise mithilfe eines dynamischen Preismechanismus zu deckeln, um die Energiekosten stabil zu halten. Die Gaspreisdeckelung könnte noch in diesem Winter in Kraft treten.
Eine von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene kartellrechtliche Untersuchung der LNG-Lieferverträge zwischen Katar und europäischen Unternehmen wurde nach vier Jahren im März abgeschlossen. Dabei bestätigten sich die Bedenken, dass die Vereinbarungen mit dem Emirat Katar den Handlungsspielraum der EU-Gasimporteure einschränkt, allerdings nicht.
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