Laut einer Umfrage von „YouGov“ sind viele Verbraucher in Deutschland aufgrund der hohen Inflation finanziell stark belastet. Mehr als ein Viertel der Befragten gab an, dass ihr Geld nicht ausreicht, um die notwendigen Ausgaben zu decken (Welt: 14.05.23).
Finanzielle Belastung: Hohe Preise führen Verbraucher an ihre finanziellen Grenzen
Etwa 30 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland stoßen aufgrund der signifikanten Preisanstiege an ihre finanziellen Grenzen. Von den über 1000 Befragten gaben 21 Prozent an, dass ihr Gehalt „eher nicht“ ausreicht, um die laufenden Lebenshaltungskosten zu bezahlen. Weitere 8,5 Prozent gaben an, dass ihr Geld „überhaupt nicht“ ausreicht. Die Umfrage wurde von der Postbank in Auftrag gegeben, die zum Deutsche-Bank-Konzern gehört.
Besonders diejenigen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 2500 Euro haben laut der Umfrage Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. In dieser Gruppe gaben 43 Prozent an, dass sie mit ihrem derzeitigen Gehalt nicht in der Lage sind, die laufenden Lebenshaltungskosten zu decken.
Preise steigen, Kaufkraft sinkt
Die anhaltend hohe Inflation in Deutschland stellt eine Belastung für die Verbraucher dar. Sie wirkt sich negativ auf ihre Kaufkraft aus, wodurch sie sich für denselben Betrag weniger leisten können. Im April verzeichnete die Inflation zwar den zweiten Monat in Folge einen Rückgang an Dynamik, lag aber mit 7,2 Prozent immer noch vergleichsweise hoch.
Im April stiegen die Preise für Nahrungsmittel um 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während Energie innerhalb eines Jahres um 6,8 Prozent teurer wurde. Um Erdgas, Strom und Fernwärme erschwinglicher zu machen, setzt die Bundesregierung rückwirkend zum 1. Januar auf Preisbremsen.
Kampf gegen Inflation: EZB erhöht Zinsen
Um die hohe Inflation einzudämmen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) seit Juli 2022 eine Reihe von Zinserhöhungen durchgeführt. Durch höhere Zinsen werden Kredite teurer, was die Nachfrage dämpfen und der hohen Inflation entgegenwirken kann. Die EZB strebt langfristig eine Preisstabilität im Euroraum an, mit einer Inflationsrate von zwei Prozent.
Der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden, Ulrich Stephan, betonte, dass die Inflation nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein soziales Problem sei. Diejenigen mit geringem Einkommen seien am stärksten von den steigenden Preisen betroffen. Daher könne es sinnvoll sein, insbesondere bei dieser Gruppe die Löhne anzuheben. Dabei müsse jedoch darauf geachtet werden, dass die höheren Löhne nicht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage weiter anheizen.
Mehr als die Hälfte der Verbraucher erwartet Gehaltserhöhungen
Laut der Umfrage erwarten immerhin mehr als die Hälfte der Befragten (53,6 Prozent), dass sie in den nächsten zwölf Monaten eine Gehaltserhöhung erhalten werden. Die meisten von ihnen basieren diese Erwartungen entweder auf einem Tarifabschluss oder erfolgreichen individuellen Gehaltsverhandlungen. Interessanterweise haben in der Gruppe derjenigen, deren aktuelles Gehalt nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten zu decken, gut vier von zehn Befragten (43,6 Prozent) Aussichten auf steigende Bezüge.
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