Über die in Deutschland geplanten LNG-Terminals soll zukünftig soviel Flüssiggas in das deutsche Gasnetz eingespeist werden, um vollständig unabhängig von russischen Gaslieferungen zu sein. Doch der Wirtschaftsminister verspricht auch, dass diese Terminals zukünftig auch grünen klimaneutralen Wasserstoff und Ammoniak verarbeiten könnten. Beim Fraunhofer-Institut sehen Experten dies aber mittlerweile äußerst skeptisch (RND: 04.11.22). Auch die Sicherheitsexperten der DEKRA haben bereits darauf hingewiesen, dass die Infrastruktur für Erdgas für einen Betrieb mit Wasserstoff nicht geeignet ist (Blackout-News: 04.11.22).
Laut Habeck können geplante LNG-Terminals auch grünen Wasserstoff verarbeiten
Bei den in Deutschland geplanten LNG-Terminals sind sich Bundes- und Landespolitiker einig. Die Terminals werden in Zukunft auch ein Umschlagplatz für grünen Wasserstoff sein. Man plane „von Anfang an, diese Infrastruktur in Zukunft auch für Wasserstoff nutzen zu können“, heißt es bei der Bundesregierung. Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte noch Ende September im Bundestag.„Die Terminals, die Leitungen, die Verdichterstationen – alles wird auch auf Wasserstoff ausgelegt“.
Fraunhofer-Institut: Zur Verarbeitung von Wasserstoff fehlt jedes Know-how
Das Fraunhofer-Institut kann diese Aussagen nach einer neuen Studie nicht bestätigen. Matia Riemer, vom Fraunhofer-Institut erklärt: „Derzeit ist unklar, ob die Terminals mit ihren hohen Investitionskosten in Zukunft weiter nutzbar sind“. Im Auftrag der europäischen Klimastiftung (ECF) hat das Institut die Terminals bezüglich der Möglichkeit dort Wasserstoff umzuschlagen analysiert. Demnach ist es völlig offen, ob der Bedarf nach klimaneutral erzeugtem Wasserstoff und Ammoniak in Zukunft so groß sein wird, wie bei der Auslegung der Terminals angenommen wurde. Das größere Problem liege allerdings darin, dass verflüssigter Wasserstoff mit minus 252,9 Grad Celsius etwa 90 Grad kälter ist als LNG und Ammoniak dazu auch noch deutlich korrosiver sei. Zurzeit fehle jedes Know-how, ob die dadurch höhere Anforderungen an die Materialien von Tanks, Leitungen und anderen Komponenten, wie zum Beispiel die Gasverdichter diesen Anforderungen genügen.
Erhebliche Kosten zur Umrüstung erforderlich
Die Studie geht davon aus, dass für eine spätere Umrüstung auf Ammoniak noch einmal etwa 30 Prozent der ursprünglichen Investitionskosten fällig werden. Bei Wasserstoff seien es gar 50 Prozent. Dass ein Terminal so umgerüstet werden kann, dass es beide Energieträger verarbeiten kann, ist laut der Studie technisch nicht möglich. Ein weiteres Problem sieht die Studie darin, dass überhaupt nicht abschätzbar ist, wie viel Wasserstoff solche Terminals umschlagen sollen, da es bis heute praktisch keine großtechnischen Anwendungen für Wasserstoff gibt.
Umrüstung auf zwei verschiedene Energieträger ist technisch nicht möglich
Laut Studie sei es auch unmöglich, die kurzfristig angeschafften schwimmenden Terminals auf Wasserstoff oder Ammoniak umzurüsten. Auch die drei fest installierten Terminals, die ab 2026 in Betrieb gehen sollen, könnten diesbezüglich eine Fehlinvestition werden.
DUH: Öffentlichkeit wird in die Irre geführt
Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sagte zu der Studie: „Die Vorhabenträger behaupten in Dauerschleife, ihre Terminals würden später ganz einfach für die Energiewende nutzbar sein, und führen damit die Öffentlichkeit in die Irre“.
In der vom Wirtschaftsministerium verfassten Verordnung für LNG-Anlagen heißt es: „Gleichzeitig ist geplant, dass die LNG-Infrastruktur in Zukunft auch für Wasserstoff genutzt werden kann“. Ganz offensichtlich hat man bei dieser Planung ebensowenig die Meinung von Experten eingeholt, wie beim Prüfbericht zum Atomausstieg.
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