Als Industriestandort konkurriert Europa vor allem mit Indien, China und den USA. Der europäische Industrieverband hebt besonders ein Feld hervor, auf dem dringender Handlungsbedarf zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit besteht: Die Kosten für Energie. Damit Europas Industrie wettbewerbsfähig bleibt, fordern Unternehmen den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien. Laut BusinessEurope, dem Dachverband europäischer Industrie- und Unternehmensverbände, sei eine wettbewerbsfähige Energie- und Klimawende noch möglich. Dafür müssten aber die EU-Gesetzgeber zügig handeln (finanzen100: 04.07.24).
Sorge um Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen
„Hohe Energiepreise beeinträchtigen weiterhin ernsthaft die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen und die Industrieproduktion“, erklärte Generaldirektor Markus J. Beyrer. Die Sicherung von Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen ist für den Erhalt der industriellen Basis Europas von zentraler Bedeutung. Eine Studie des Verbands und des Wirtschaftsberatungsunternehmens Compass Lexecon zeigt, dass Energiepreise in Europa selbst mit unterstützender EU-Energiepolitik bis 2050 um mindestens 50 Prozent höher bleiben als in den USA, China und Indien. Dies werde für europäische Unternehmen zu einem ernsthaften Wettbewerbsnachteil führen.
Der Verband fordert daher einen starken Ausbau aller notwendigen Energiequellen und Infrastrukturen. Das erhöhe die Sicherheit der europäischen Energiesysteme und senke die Gesamtkosten des grünen Übergangs. „Unsere Studie zeigt zum Beispiel, dass die Großhandelspreise für Strom um fast 40 Prozent gesenkt werden könnten, wenn die erneuerbaren Energien an den kostengünstigsten Standorten ausgebaut und die Hindernisse für ihre Entwicklung beseitigt würden.“ Es müssen mehr private Investitionen mobilisiert sowie Genehmigungsverfahren beschleunigt und gestrafft werden.
Deutscher Rohstoffpreisindex steigt massiv
Eine aktuelle Erhebung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) bestätigt die Sorgen von BusinessEurope. Die Rohstoffpreise steigen weiter massiv an. „Nach einer zwischenzeitlichen Beruhigung Mitte 2023 zeigt die Entwicklung wieder steil nach oben“, erklärte Verbandschef Bertram Brossardt. Der Rohstoffpreisindex der vbw stieg von April bis Mai um 4,0 Prozent und notiert nun bei 153,9 Punkten. Das sei fast 40 Prozent über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.
Indium, das vor allem in China raffiniert und als transparenter Leiter für Flachbildschirme und Touchscreens verwendet wird, verteuerte sich innerhalb nur eines Monats um 38 Prozent. „Es ist ein klassisches Beispiel für Chinas große Bedeutung als Lieferant von Rohstoffen für Zukunftstechnologien“, betonte Brossardt. „Die Unsicherheit über die Entwicklung der Rohstoffpreise auf den globalen Märkten wird zur Dauerbelastung für die Unternehmen.“
Warnung vor Abhängigkeit von China
Für eine sichere Versorgung zu bezahlbaren Preisen und um einseitige Abhängigkeiten von einzelnen Lieferländern zu verhindern, müssen die Unternehmen stets neue Bezugsquellen erschließen. „Am Beispiel Indium wird das noch einmal besonders deutlich“, betonte Brossardt.
In den vbw-Rohstoffpreisindex fließen die Weltmarktpreise von 42 Rohstoffarten in Dollar ein. Diese Abhängigkeit von China verdeutlicht die Notwendigkeit, alternative Lieferanten zu finden, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern. Dies ist besonders wichtig, da die Preise für viele Rohstoffe weiterhin stark ansteigen.
Um die europäische Industrie wettbewerbsfähig zu halten, müssen sowohl die Energiepreise gesenkt als auch die Abhängigkeit von einzelnen Rohstofflieferanten reduziert werden. Dies erfordert umfassende Maßnahmen seitens der Politik und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen in Europa. Die Energiewende und der Ausbau erneuerbarer Energien sind zentrale Bausteine, um diese Ziele zu erreichen und die Zukunftsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern.
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