Trotz allen Forderungen zum Boykott russischer Gaslieferungen hat Europa und Großbritannien während des Krieges in der Ukraine deutlich mehr Gas aus Russland gekauft als in den Wintermonaten davor. Sowohl deutsche, als auch europäische Politiker wollen unabhängiger von russischem Gas werden. Man wolle nicht Putins Krieg finanzieren, so der allgemeine Tenor. Die Regierungen Europas wollen russisches Gas auf ein Minimum begrenzen. Flüssiggaslieferungen aus USA und Katar würden den Ausfall ersetzen, so die entsprechenden Meldungen in verschiedenen Medien. Dabei sollen Umfragen zeigen, dass er Boykott von russischem Gas mehrheitlich Zustimmung in der Bevölkerung findet. Ein britisches Analyseunternehmen hat jetzt aufgezeigt, dass genau das Gegenteil der Fall ist.
Europa bezieht während des Kriegs deutlich mehr russisches Gas als in den Vormonaten
In Wirklichkeit war aber in den vergangenen Wochen genau das Gegenteil der Fall. Im März, als der Krieg in der Ukraine bereits im vollen Gang war, haben die Gaslieferungen aus Russland gegenüber den Vormonaten noch zugenommen. Nach einer Berechnung des britischen Analyseunternehmens ICIS lieferte Russland im März mehr als 10 Milliarden Kubikmeter Gas in die EU und Großbritannien und damit gut 26 Prozent mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Januar kamen im März sogar über 36 Prozent mehr Erdgas durch die russischen Pipelines nach Europa.
Krasser Widerspruch zu politischen Aussagen
Die Zahlen aus der Analyse stehen im krassen Widerspruch zu den Aussagen verschiedener europäischer Staats- und Regierungschef. Seit Kriegsbeginn wird immer wieder betont, dass man russische Gaslieferungen reduziere, um Putins Krieg nicht zu finanzieren. Immer wieder wird auf Flüssiggaslieferungen aus USA verwiesen, mit denen das entstehende Defizit aufgefangen würde. Aber die benötigten Gasmengen können die Amerikaner schlicht und einfach nicht ersetzen. Schon die vorgegebene Infrastruktur macht dies unmöglich. Die Zahlen zeigen, in welchem Dilemma die Politik steckt. Die Ersatzlieferungen reichen hinten und vorne nicht, um den Bedarf zu decken. Dabei geht die Heizperiode gerade zu Ende, was den Bedarf deutlich senkt.