Elektroautos von Volkswagen werden zum Ladenhüter

Volkswagen will die Preise für seine Elektroautos nicht senken. Deutschlands größter Autohersteller hat mehrmals klargestellt, dass es keine Preisschlachten geben wird. Der Grund dafür liegt darin, dass Volkswagen derzeit nur begrenzte Spielräume hat. Wenn man zurzeit an den Windschutzscheiben der Neuwagen bei VW-Händlern das Wort „Aktionspreis“ sieht, handelt es sich bei den reduzierten Modellen allesamt um Benzin- oder Dieselfahrzeuge. Das hat einen bestimmten Grund. Die VW-Autohäuser können die Preise für Elektroautos nicht einfach senken oder erhöhen. Das liegt am sogenannten Agenturmodell, auf das sich Volkswagen mit den Händlern geeinigt hat, als sie die ID-Reihe eingeführt haben (Handelsblatt: 11.07.23).


Warum Autohändler Elektroautos nicht mit Rabatt verkaufen können

Das Konzept des Agenturmodells dreht den Autoverkauf um. Normalerweise kauft der Händler die Autos, die er verkaufen möchte, auf eigene Rechnung und verkauft sie dann zu einem Preis weiter, den er selbst bestimmen kann. Im Agenturmodell übernimmt jedoch der Hersteller das Risiko. Er legt auch den Preis fest. Dem Händler bleibt nur eine Vermittlerrolle, für die er vom Hersteller eine Provision erhält.

Bild: Alexander Migl, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Aktuell wird das Agenturmodell im Volkswagen-Konzern für die E-Autos der Marken VW und Cupra angewendet. Ab Januar wird Audi in Deutschland ebenfalls auf dieses Vertriebsmodell umstellen. Auch andere Hersteller wie Mercedes setzen auf dieses Modell, um Vertriebskosten zu sparen und im digitalen Verkauf mehr über ihre Kunden zu erfahren.

Angesichts der momentan geringen Nachfrage nach Elektroautos wird jedoch erneut Kritik seitens der Händler am Agenturmodell von VW laut. Ein Vertreter eines VW-Händlers äußert, dass der Hersteller keinen Direktvertrieb durchführen könne, was in solchen Zeiten deutlich werde. Die Autos seien schlichtweg zu teuer. Die Händler machen sich Sorgen, dass die E-Modelle von Volkswagen in Deutschland ohne Rabatte zu Ladenhütern werden könnten.


Elektroautos in der Krise: Geringe Nachfrage und sinkende Förderungen bedrohen den Absatz

Derzeit wird die geringe Nachfrage noch durch den hohen Auftragsbestand verdeckt. Zusätzlich sinken die staatlichen Förderungen für Elektroautos allmählich. Händler geben bereits zu verstehen, dass sie in einer schwierigen Situation stecken. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen tatsächlich, dass staatliche Subventionen einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg von Elektroautos haben, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Mobilitätsexperte bei der Unternehmensberatung EY. Wo es wenig Unterstützung gibt, werden auch wenige Elektroautos verkauft.

Gall schätzt, dass die ungünstige wirtschaftliche Situation früher oder später auch Auswirkungen auf die Neuzulassungen haben wird. Dann werden Rabatte wieder eine größere Rolle spielen. Bereits jetzt zeigt sich, dass die große Mehrheit der Autokäufer in Deutschland weiterhin Verbrennungsmotoren bevorzugt. Diese sind deutlich günstiger, insbesondere im preissensiblen Segment der Kleinwagen.

VW in der Kostenfalle: Warum der Autoriese die Preise nicht senken kann

Aufgrund der Kosten kann VW die Preise kaum senken. Schon zu Beginn des Jahres lehnte Konzernchef Oliver Blume einen Preiskampf mit Elon Musk ab. Man habe eine klare Preisstrategie und setze auf Verlässlichkeit, erklärte der VW-Chef damals. Ein hochrangiger Manager aus Wolfsburg sagte ebenfalls in Bezug auf den von Tesla initiierten Preiswettbewerb: „Das machen wir nicht mit.“ Und die Wahrheit ist, dass VW es auch nicht kann.

Im Gegensatz zum US-Hersteller Tesla, der mit seinen Elektroautos Margen von über zehn Prozent erzielt, baut VW seine Elektromodelle in großer Stückzahl an der Grenze zur Rentabilität. Die Marke VW soll durch ein konzernweites „Performance Programm“ aus der Misere geführt werden, das eine Zielrendite von 6,5 Prozent für die Kernmarke VW bis 2026 vorgibt. Derzeit liegt sie bei drei Prozent.

Ein wesentlicher Faktor für die „Verbesserung der Ergebnisse“ soll der Vertrieb sein. Aufgrund seiner Kostenstruktur bleibt VW in Deutschland derzeit kaum eine andere Wahl, als an seinen Preisen festzuhalten, erklärt Thomas Ulms, ein Autohandelsexperte mit über 20 Jahren Erfahrung und Berater in diesem Bereich.


Gewinnmaximierung durch Strategiewechsel: VW plant günstigere Basismodelle mit kleineren Batterien

Nach Angaben aus dem Volkswagen-Konzern verschenken allein die Volumenmarken Volkswagen, Skoda und Seat/Cupra in diesem Bereich zwei bis drei Prozent Rendite. Das Agenturmodell soll nun helfen. Ein leitender Manager erklärt: „Wir wissen, wo wir sparen können, jetzt müssen wir nur handeln.“ Eine Preissenkung wäre dabei kontraproduktiv. Stattdessen wird man wahrscheinlich günstigere Basismodelle einführen oder Elektroautos mit kleineren Batterien anbieten, was psychologisch betrachtet einer Preissenkung gleichkommt, auch wenn die tatsächliche Ausstattung günstiger ist.

Beim ID.3 ist VW vor Kurzem genau diesen Weg in Deutschland gegangen. Das wieder eingeführte Basismodell kostet im Konfigurator 39.995 Euro, während der Preis zu Beginn des Jahres knapp 44.000 Euro betrug.

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