Die Mythen der Atomkraftgegner

Schon der Begriff Atomkraftwerk wurde zu Zeiten der Wackersdorf-Proteste von den Atomkraftgegnern bewusst geprägt, um ihre ablehnende Haltung bewusst sprachlich mit der Atombombe in Verbindung zu bringen. In den entsprechenden DIN und ISO-Normen gibt es den Begriff Atomkraftwerke nicht. Dort werden die Termini „Kernkraftwerk“ und „Kernkraft“ verwendet. In diesem Artikel wollen wir auf die Mythen der Atomkraftgegner eingehen und diese einem Faktencheck unterziehen.


Atomkraftwerke sind nur grundlastfähig

Eine Behauptung der Atomkraftgegner ist, dass Atomkraftwerke nur grundlastfähig seinen. Fakt ist allerdings, dass Kernkraftwerke nicht nur in der Lage sind, Grundlasten zu bedienen, sondern eignen sich auch für die Primär- und Sekundärregelung.

Kernkraftwerken verteuern den Strompreis aufgrund hoher Rückbaukosten und weitere Mythen der Atomkraftgegner im Faktencheck
Kernkraftwerken verteuern den Strompreis aufgrund hoher Rückbaukosten und weitere Mythen der Atomkraftgegner im Faktencheck

Sie können die geforderten Lastwechsel der Lastverteiler bewältigen. Tatsächlich wurde in verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen, die öffentlich zugänglich veröffentlicht wurden, festgestellt, dass neue Kohlekraftwerke eine Laständerungsgeschwindigkeit von +/- 26 MW/min haben, während neue Gas- und Dampfkraftwerke mit +/- 38 MW/min reagieren können. Kernkraftwerke können allerdings sogar +/- 63 MW/min erreichen und somit noch viel schneller reagieren. Diese Erkenntnisse stammen unter anderem aus der Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag.


Deutschland ist bei der Atomkraft bei der Brennstoffbeschaffung komplett von wenigen Ländern abhängig

Ein weiteres Argument der Atomkraftgegner ist, dass Deutschland den Brennstoff zu 100 Prozent aus dem Ausland importieren müsse. Auch diese Behauptung ist falsch. Deutschland ist nicht zu 100 Prozent von wenigen Ländern importabhängig, wenn es um Brennstoffe geht. Es gibt Uranvorkommen im Schwarzwald und insbesondere in den neuen Bundesländern, wo vor der Wende noch Uran in großen Mengen für die Sowjetunion abgebaut wurde. Jedoch wurde dieser Abbau im Jahr 2020 eingestellt, da es einfacher und kostengünstiger ist, auf erschließbare Lagerstätten auf der Erde zuzugreifen. Einige Beispiele dafür sind Australien mit einem Förderanteil von 13 % laut OECD, Kasachstan mit 30 % (Stand 2020) und Namibia mit 11,3 %. Zudem hat Japan ein Verfahren entwickelt, um Uran aus Meerwasser zu gewinnen. Des Weiteren kann Uran auch bei der Herstellung von Kunstdünger abgeschieden werden.

Atomkraftwerke sind eine Hochrisikotechnologie und können nicht sicher betrieben werden

Eine der Hauptgründe der Atomkraftgegner ist, dass Atomkraftwerke höchst gefährlich sind und ein sicherer Betrieb nicht möglich ist. Die Wahrnehmung der Kernenergie als „Hochrisikotechnologie“ ist vor allem eine politische Setzung in der Debatte. Um eine fundierte Einschätzung vorzunehmen, müssten die Risiken der Kernenergie im Vergleich zu den Risiken von Klimaänderungen und Kohleverstromung betrachtet werden. Tatsächlich ist die Bezeichnung von Kernkraftwerken als „Hochrisikotechnologie“ wissenschaftlich nicht begründbar. Sowohl die technikhistorische Fachliteratur zu Industrieunfällen, als auch die Fachliteratur zu Umwelt- und Gesundheitsfolgen verschiedener Stromerzeugungsarten, sowie kritische Debatten über die Validität probabilistischer Sicherheitsanalysen in der Kerntechnik lassen den Begriff „Hochrisiko“ nicht zu.

Allerdings kann von sehr selten auftretenden, aber extrem kostenträchtigen Schadensfällen gesprochen werden, die jedoch nicht mit dem Risiko verwechselt werden dürfen. Aus einer evidenzbasierten Perspektive gehören Kernenergie und andere soziotechnische Systeme wie die Luftfahrt oder die Hochleistungsmedizin trotz gelegentlicher Unfälle zu den „High Reliability Organizations“ mit einem insgesamt niedrigen Risikopotenzial.

Im Dezember 2021 ging in China der Thorium-Hochtemperaturreaktor ans Netz, der in Deutschland entwickelt wurde und als inhärent sicher gilt. Dazu müssen deutsche Leichtwasser-/Druckwasser Reaktoren nicht nur den GAU sicher beherrschen, sondern auch von vornherein den Zustand eines GAUs vermeiden.


Kernkraftwerken verteuern den Strompreis aufgrund hoher Rückbaukosten

Immer wieder wird behauptet, dass die Kernkraftwerke den Strompreis erhöhen, da hohe Kosten für deren Rückbau anfallen. Diese Aussage ist teilweise richtig. Im Strompreis der Kernkraftwerke ist der Rückbau bereits enthalten. In Deutschland belaufen sich die Rückbaukosten für einen Reaktor auf etwa 1 Mrd. Euro, während sie in Schweden nur etwa ein Viertel davon betragen. Die Bundesregierung verwaltet eine Summe von ca. 23 Mrd. Euro, die als „Kenfo“ für den Zweck des Rückbaus vorgesehen ist. Zwischen 1960 und den darauf folgenden Jahren lieferten 19 Kernkraftwerke in Deutschland 25–30 % weitgehend CO₂-neutralen Strom.

Der Rückbau in Deutschland ist jedoch mehrfach teurer und dauert mehrfach länger als in anderen Ländern, was durchaus auch als eine besondere Art der politischen Behinderung von Kernkraftwerken angesehen werden kann.

Es gibt keine Lösung für den radioaktiven Abfall

Ein weiteres Hauptargument der Atomkraftgegner ist der Verweis auf ein fehlendes Endlager für die radioaktiven Abfälle. Richtig ist, dass es in Deutschland in absehbarer Zeit ein solches Lager nicht geben wird. Die politischen Diskussionen darum sind zu kontrovers, als dass man einen Kompromiss finden wird.

In Frankreich wurde bereits ein Standort für das Endlager hochradioaktiver Abfälle aus Kernkraftwerken festgelegt (FAZ: 30.10.22). Dieses Endlager ist für ein Lagervolumen von 30.000 Kubikmetern ausgelegt, was ausreicht, um alle Abfälle aus Kernkraftwerken in Frankreich seit Beginn der Nutzung der Kernenergie zu lagern. Zum Vergleich: 30.000 Kubikmeter entsprechen dem Lagervolumen einer kleinen lokalen Spedition.

In Finnland wurde mit dem Bau des Endlagers sogar bereits begonnen.

Es ist jedoch richtig anzumerken, dass sogenannte Endlager eigentlich wertvolle Zwischenlager sind. In Deutschland werden die Kosten für Tiefenlager mit Rückholoption auf 15 bis 20 Mrd. Euro geschätzt. Die Abfälle bestehen hauptsächlich aus Uran 238. Schnelle Brüter und Kernkraftwerke der Generation IV können diese „Abfälle“, nämlich U238 und Plutonium, als Brennstoff nutzen. Die Abfälle aus diesen Reaktoren haben eine natürliche Halbwertszeit von ca. 300 Jahren. Verfahren wie „Partioning & Transmutation“ können zudem die Halbwertszeiten drastisch verringern.


Es ist nicht mehr möglich, noch rechtzeitig Brennelemente zu beschaffen, um die letzten Atomkraftwerke weiterzubetreiben

Gerne wird von den Atomkraftgegnern auch behauptet, dass ein weiterer Betrieb der letzten Atomkraftwerke schon deshalb nicht mehr möglich ist, da es nicht mehr möglich sei rechtzeitig Brennelemente zu beschaffen.

Das amerikanische Unternehmen Westinghouse Electric Co. mit Sitz in Pennsylvania ist aber lieferfähig und hat auch ein entsprechendes Angebot an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz abgegeben.

CEO Patrick Fragman: „Natürlich wären wir bereit, jederzeit eine Bestellung entgegenzunehmen und diese zu erfüllen. Allerdings wäre es besser, je früher wir diese erhalten, um den ununterbrochenen Betrieb der drei aktiven Anlagen zu gewährleisten… Wir haben bereits Brennelemente an deutsche Anlagen geliefert und stehen bereit, dies erneut zu tun. Wir haben bereits das Produktdesign und könnten die Produktion priorisieren.“

Weiter heißt es von Seiten Westinghouse: „Als die deutsche Regierung vor einigen Wochen bekannt gab, dass der Betrieb der letzten drei Reaktoren aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine verlängert werden könnte, wurden wir gefragt, ob wir den Brennstoff für diese Reaktoren liefern könnten, um den Betrieb zu verlängern. Wir haben damals positiv geantwortet. Wir haben das Produktdesign und könnten die Produktion priorisieren. Stand heute wären wir immer noch in der Lage, den Brennstoff bis zum Ende des Jahres zu liefern. Das Zeitfenster schließt sich jedoch schnell, daher sollte eine solche Anfrage rasch gestellt werden, falls sie kommen sollte.“

Weitere Mythen der Atomkraftgegner

Es gibt viele weitere Mythen der Atomkraftgegner, die weitgehend widerlegbar sind bzw. widerlegt sind. So wird zum Beispiel behauptet, Atomkraftwerke könnten nicht versichert werden, obwohl die Rückversicherer bereits dafür ausgesprochen haben. Der Grüne-Bundesvorsitzende Omid Nouripour behauptete in einer Talkshow sogar, wir hätten ein Problem bei der Wärmeenergie und Atomkraftwerke könnte nur Strom liefern und das, obwohl die Grünen überall Wärmepumpen verbauen wolle, die mit Strom laufen.

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