Deutschland benötigt 60 Milliarden Euro für Reservekraftwerke, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Diese Kraftwerke sind notwendig, wenn die Windkraft fehlt oder die Sonne nicht scheint. Bis 2030 könnten diese neuen Backup-Kraftwerke dieses Land jedoch etwa 60 Milliarden Euro kosten, wie eine Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität Köln ergab (Merkur: 04.01.23). Doch dieses Geld hat Wirtschaftsminister Habeck nach dem Urteil des Verfassungsgerichts nicht.
Deutschland braucht 60 Milliarden Euro für Reservekraftwerke – Staatliche Unterstützung dringend erforderlich
Diese immense Summe kann nicht allein durch Stromverkäufe gedeckt werden. Es bedarf anderer finanzieller Anreize, so der Experte Philipp Kienscherf vom EWI. Der Staat müsste finanziell unterstützen, um diese Investitionen zu ermöglichen. Doch die offizielle Kraftwerkstrategie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lässt weiterhin auf sich warten, auch zu Beginn des Jahres 2024.
Im vergangenen Sommer gab es bereits Ankündigungen aus Habecks Ministerium. Die Strategie sah vor, dass neue Gaskraftwerke in Zeiten ohne Wind und Sonne als Backup dienen sollten. Diese Reservekraftwerke würden zunächst mit Erdgas und später mit umweltfreundlichem Wasserstoff betrieben. Habeck versprach staatliche Förderungen in Milliardenhöhe. Ein Anreizsystem, das Betreiber für die Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten belohnt, ist eine Option. Es könnten auch Subventionen für den Bau neuer Kraftwerke oder eine Kombination verschiedener Anreizmaßnahmen in Betracht gezogen werden.
Finanzielle Hürden gefährden Deutschlands Kohleausstieg bis 2030
Die Bundesregierung steht jedoch vor finanziellen Herausforderungen, da sie aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts Budgetlücken für das Jahr 2024 und den Klima- und Transformationsfonds schließen muss.
Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), äußerte Bedenken gegenüber der Annahme der Bundesregierung, dass Deutschland in Zeiten des Strommangels große Mengen aus dem Ausland importieren könne. Russwurm argumentiert, dass selbst ein Zubau von 25 Gigawatt bedeuten würde, 50 neue Kraftwerke zu bauen, was eine enorme Herausforderung darstellt.
Die Verzögerung bei der Veröffentlichung der finalen Kraftwerkstrategie gefährdet jedoch das Ziel des Kohleausstiegs bis 2030. Energieunternehmen sind zögerlich, in neue Kraftwerke zu investieren, da diese sich wirtschaftlich nicht rechnen. Die Backup-Kraftwerke werden aufgrund des steigenden Anteils erneuerbarer Energien immer seltener benötigt. Doch mit nur wenigen Betriebsstunden pro Jahr ist es schwierig, die Finanzierung neuer Kraftwerke sicherzustellen. Dies ist ein politisch gewünschter, aber betriebswirtschaftlich herausfordernder Schritt, wie Kienscherf vom EWI betont. Neue Kraftwerke können unter den aktuellen Marktbedingungen nicht kostendeckend betrieben werden.
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