Die deutsche Wirtschaft hat derzeit große Herausforderungen zu bewältigen, darunter hohe Energiepreise und einen Mangel an Fachkräften. Dazu kommt ein hoher bürokratischer Aufwand und eine hohe Steuerbelastung. Wirtschaftsminister Habeck schiebt die Verantwortung auf die Unternehmen, während Innenministerin Faeser mehr Freizeit als Lösung empfiehlt. Dies hat jedoch wenig mit effektiver Wirtschaftspolitik zu tun, sondern zeigt eher fehlendes Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge (Focus: 06.09.23).
Psychologie und Fakten in der Wirtschaft: Habecks Ansichten hinterfragt
Ludwig Erhard, ein prominenter Wirtschaftsexperte, betonte einst, dass die Wirtschaft zu einem erheblichen Teil von psychologischen Faktoren beeinflusst wird. Die Einstellung von Unternehmern und Managern, sowie ihr Glaube an die Zukunft des Wirtschaftsstandorts können sich negativ auf ihr Handeln auswirken, wenn sie pessimistisch sind.
Neben psychologischen Aspekten spielen auch Fakten eine entscheidende Rolle. Ökonomiestudenten lernen bereits im ersten Semester, wie wichtig Kostenmanagement ist. Selbst das beste Produkt wird unverkäuflich, wenn die Herstellungskosten zu hoch sind.
Die jüngste Aussage von Wirtschaftsminister Robert Habeck, wonach die Automobilindustrie „in der Pflicht“ sei, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu gewährleisten, wirft Fragen auf. Habeck, der keinen ökonomischen Hintergrund hat, sollte verstehen, dass die Aufgabe der Unternehmen darin besteht, wettbewerbsfähige Fahrzeuge herzustellen. Die Verantwortung für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts liegt in der Verantwortung des Staates, der für eine gute Infrastruktur, ein hochwertiges Bildungssystem und angemessene Steuern sowie wettbewerbsfähige Energiepreise sorgen sollte.
Wie hohe Energiepreise die deutsche Wirtschaft bedrohen und was getan werden sollte
Insbesondere die hohen Energiepreise und der Fachkräftemangel setzen deutschen Unternehmen zu. Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller, befürchtet, dass ihre Branche aufgrund der drastisch gestiegenen Energiekosten nicht mehr mit ausländischer Konkurrenz mithalten kann.
Um die Wirtschaft insgesamt und die Automobilindustrie im Besonderen zu unterstützen, sollte der Wirtschaftsminister in erster Linie die Energiekosten senken. Dies könnte durch eine Reduzierung der Energiesteuern oder der Netzentgelte erfolgen. Die Stilllegung der Kernkraftwerke hat sich negativ auf den deutschen Standort ausgewirkt.
Unternehmen tragen ebenfalls Verantwortung, wenn es um den Erhalt von Arbeitsplätzen, Qualifizierung und angemessene Bezahlung der Mitarbeiter geht. Doch Unternehmen werden nicht aus reinem Heimatstolz produzieren, wenn es wirtschaftlich unrentabel ist, hauptsächlich für börsennotierte Unternehmen mit ausländischen Anteilseignern. Für sie zählt in erster Linie die Rentabilität, nicht der Standortpatriotismus.
Nancy Faeser verspricht zusätzlichen Feiertag für Hessen zur Wirtschaftsförderung
Nancy Faeser, Innenministerin in Hessen und SPD-Politikerin, plant, den Menschen in Hessen einen zusätzlichen Feiertag zu gewähren, nämlich den 1. Dezember, den hessischen Verfassungstag. Sie sieht dies als Maßnahme zur Förderung der Wirtschaft.
Ihr Argument ist, dass Hessen Fachkräfte benötigt und dass die Aussicht auf einen zusätzlichen Feiertag, vergleichbar mit Bayern und Baden-Württemberg, dazu beitragen könnte, qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen. Die Annahme, dass Fachleute ihre Entscheidung für einen Arbeitsort aufgrund der Anzahl der gesetzlichen Feiertage treffen, erscheint jedoch fragwürdig. In den meisten Fällen sind Arbeitsbedingungen, Karrierechancen und Vergütung von größerer Bedeutung als die Anzahl der freien Tage.
Darüber hinaus könnte die Einführung eines zusätzlichen Feiertags in Hessen die gesamte Wirtschaftsleistung des Bundeslandes nicht zwangsläufig steigern. Dies würde bedeuten, dass alle Bundesländer dazu ermutigt werden müssten, neue Feiertage einzuführen, was wirtschaftlich wenig sinnvoll wäre.
Es ist bemerkenswert, wie sich das Verständnis für Wirtschaftspolitik von Ludwig Erhard, dem Vater des deutschen Wirtschaftswunders, von aktuellen politischen Ansichten unterscheidet. Erhard kämpfte gegen unsinnige Maßnahmen und betonte die Bedeutung einer effektiven Wirtschaftspolitik. In der aktuellen wirtschaftspolitischen Landschaft scheint eher eine politische Ladenspieltruppe am Werk zu sein.
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