Chinas Autoindustrie hat mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Trotz eines beeindruckenden Anstiegs der Exporte wird pro verkauftem Fahrzeug immer weniger Gewinn erzielt. Diese Entwicklung ist besorgniserregend und könnte langfristig negative Folgen haben. Zwar liefern chinesische Hersteller 36 Prozent mehr Fahrzeuge ins Ausland als im Vorjahr, der Umsatz stieg jedoch nur um 29 Prozent. Der Preis pro Auto sinkt, während die Gewinne der Unternehmen bereits unter Druck stehen. Dies gefährdet die Stabilität der gesamten Branche (capital: 21.10.24).
Rabattstrategien und Marktverzerrungen
Die Schwäche des Binnenmarktes verstärkt die Problematik zusätzlich. Selbst Marktführer wie der Elektroautopionier BYD sind davon betroffen. BYD meldete kürzlich einen Auslieferungsrekord von über 1,1 Millionen Fahrzeugen, ein beeindruckendes Plus von 37,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch stieg der Umsatz nur um 20 Prozent, was auf fallende Preise hindeutet. Experten schätzen, dass BYD zunehmend auf hohe Rabatte zurückgreifen muss, um die Verkaufszahlen aufrechtzuerhalten. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Aktienkurs, der auf diese Rekorde kaum positiv reagierte.
Mehr als 100 chinesische Marken konkurrieren um die Gunst der Käufer, viele davon sind faktisch bereits insolvent. Trotz allem erhalten sie durch staatliche Unterstützung weiterhin Kredite, die ihr Überleben sichern. Das Problem wird durch den politischen Einfluss verstärkt, da zahlreiche Hersteller von Provinzregierungen oder staatlichen Industriekreisen am Leben gehalten werden. Auch auf ausländischen Märkten sind diese Hersteller aktiv, was den Preisverfall global verstärkt.
Staatliche Unterstützung verhindert Konsolidierung
Ein zentrales Problem ist die staatliche Unterstützung für wirtschaftlich schwache Unternehmen. Während einige Unternehmen bereits über den Punkt der Rentabilität hinaus sind, erhalten sie weiterhin Kredite und finanzielle Unterstützung von staatlichen Banken. Diese Maßnahmen verzögern die dringend benötigte Konsolidierung des Marktes. Die logische Konsequenz wäre das Aus für zahlreiche Unternehmen, doch die Angst vor politischer Instabilität führt dazu, dass diese Maßnahmen hinausgezögert werden.
Die Autokonzerne exportieren ihre Probleme mittlerweile auch in andere Märkte. In Europa, den USA und Asien zeigen sich ähnliche Entwicklungen. Der starke Wettbewerb und der Preiskampf wirken sich global aus und sorgen dafür, dass die Margen der Unternehmen weiter schrumpfen.
Xi Jinpings Zögern verstärkt die Krise
Eine Schlüsselfigur in dieser Problematik ist Chinas Staatschef Xi Jinping. Er weiß, dass eine Fortführung des aktuellen Kurses langfristig schädlich für die Wirtschaft ist, doch politische Stabilität genießt im Moment Priorität. Xi scheut die wirtschaftlichen Konsequenzen, die eine Welle von Insolvenzen in der Autoindustrie mit sich bringen könnte. Diese Entscheidung ist jedoch riskant, da eine Marktbereinigung, so schmerzhaft sie auch wäre, langfristig die Branche stabilisieren könnte.
Die allgemeine Schwäche der chinesischen Wirtschaft und das geringe Wachstum setzen die Regierung zusätzlich unter Druck. Ohne eine klare Linie droht die chinesische Autoindustrie, in eine tiefe Krise zu rutschen. Dies könnte nicht nur die chinesische Wirtschaft weiter schwächen, sondern auch globale Auswirkungen haben. Ein solches Szenario könnte zu einer neuen Phase wirtschaftlicher Unsicherheit führen, die weit über Chinas Grenzen hinaus reicht.
Langfristige Folgen für die globale Wirtschaft
Die Entwicklungen in der chinesischen Autoindustrie sind ein Alarmsignal für die Weltwirtschaft. Chinas Einfluss auf den globalen Automobilmarkt wächst, und damit auch die Auswirkungen eines möglichen Zusammenbruchs. Der aktuelle Preiskampf und die sinkenden Margen setzen vor allem europäische und amerikanische Hersteller unter Druck. Eine nachhaltige Lösung der Probleme wäre im Interesse aller Beteiligten, doch dafür müsste eine Marktbereinigung eingeleitet werden.
Es bleibt abzuwarten, ob Xi Jinping den Mut aufbringt, die notwendigen Schritte einzuleiten.
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