Chinesischer Autobauer GWM entlässt alle Mitarbeiter in Europa

Great Wall Motor (GWM), ein führender chinesischer Autohersteller, kämpft mit schwachen Verkaufszahlen in Europa und hohen Verlusten. Nun entlässt das Unternehmen alle Mitarbeiter in Europa. Rund 100 Beschäftigte der Europazentrale in München erhielten am Dienstag ihre Kündigung. Bis Ende August soll die Zentrale aufgelöst werden. Zukünftig wird das Europageschäft von China aus gesteuert. Da es sich um eine Standortschließung handelt, sind keine Abfindungen geplant (FAZ: 28.05.24).


GWM in der Krise: Hohe Verluste und drohende EU-Zölle belasten den chinesischen Autohersteller

GWM leidet derzeit unter „riesigen Verlusten“ aufgrund der schwachen Nachfrage nach Elektroautos in Europa. Die geplanten EU-Importzölle auf chinesische E-Autos, die bereits im Juli in Kraft treten könnten, verschärfen die Situation zusätzlich. Diese Zölle erschweren es dem Unternehmen, die Verluste zu reduzieren.

Riesige Verluste aufgrund schwacher Verkaufszahlen -  GWM entlässt alle Mitarbeiter in Europa - 100 Stellen in München betroffen
Riesige Verluste aufgrund schwacher Verkaufszahlen – GWM entlässt alle Mitarbeiter in Europa – 100 Stellen in München betroffen
Bild: Alexander Migl, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Trotz Massenentlassungen weiter Verkauf und Service garantiert

Trotz der Entlassungen plant GWM keinen vollständigen Rückzug aus Europa. Das Unternehmen will weiterhin Fahrzeuge in Deutschland und anderen europäischen Ländern verkaufen. Garantieleistungen und Ersatzteilversorgung sollen gesichert bleiben. Die Autohandelsgruppe Emil Frey, GWM’s Vertriebspartner in Deutschland, bestätigte, dass das Geschäft normal weiterlaufen soll. Zukünftig könnten neben E-Autos auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren aus China nach Europa importiert werden, da diese vom neuen EU-Sonderzoll ausgenommen sind.

Fehlende Verkaufszahlen und toxische Unternehmenskultur

Laut Schmidt Automotive hat GWM im ersten Quartal weniger als 900 vollelektrische Autos in Europa verkauft. Experten machen dafür hohe Preise und eine falsche Vertriebsstrategie verantwortlich. Zudem haben sich Produkteinführungen teilweise um Monate verzögert. Auch andere chinesische E-Auto-Hersteller wie BYD, Nio und Xpeng kämpfen in Europa mit schwachen Verkaufszahlen.

Die Europazentrale von GWM in München wurde im Herbst 2021 eröffnet. Damals rühmte sich das Unternehmen, „Toptalente deutscher Premiumhersteller“ abgeworben zu haben. Seit Juni 2023 leitet der frühere Kia-Manager Steffen Cost die Europazentrale. Noch im Januar sprach Cost gegenüber der F.A.S. von einer „Aufbruchstimmung“ im Unternehmen nach den Rückschlägen der Vergangenheit. Auch Cost gehört nun zu den Entlassenen.


Kontroverse Unternehmenskultur und vergangene Entlassungen

Die Unternehmenskultur bei GWM wird kontrovers diskutiert. Mitarbeiter in München berichteten Anfang des Jahres von einer „toxischen Arbeitsatmosphäre“, rüden Umgangsformen und überzogenen Kontrollen durch das Management. Bereits Ende 2023 wurden mehrere Mitarbeiter entlassen. Die Gewerkschaft IG Metall kritisierte diese Maßnahme als unzureichend.

Insgesamt bleibt die Zukunft von GWM in Europa ungewiss. Während das Unternehmen versucht, seine Verluste zu minimieren und die Geschäftstätigkeit von China aus fortzuführen, stehen die Mitarbeiter und Vertriebspartner vor erheblichen Herausforderungen. Die radikalen Maßnahmen und der massive Stellenabbau hinterlassen nicht nur bei den betroffenen Beschäftigten, sondern auch in der gesamten Branche deutliche Spuren.

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