Die deutsche Regierung will komplett unabhängig von russischen Gaslieferungen werden und muss diese durch den Import von Flüssigerdgas (LNG) ersetzen. Dazu sind insgesamt fünf staatliche LNG-Terminals an mehreren Standorten an den deutschen Küsten geplant, die spätestens im Winter 2023/24 in Betrieb sein sollen. Die Terminals sind dann in der Lage, mindestens 25 Milliarden Kubikmeter LNG im Jahr aufzunehmen und in das Erdgasnetz einzuspeisen. Das Problem dabei: Es gibt weltweit nur ca. 700 LNG-Tanker, deren Betreiber nutzen den Engpass an Transportkapazität und verlangen horrende Chartergebühren für ihre Schiffe. Die durchschnittlichen Charterkosten pro Tag haben sich binnen eines Jahres von 14.300 US-Dollar auf knapp 400.000 US-Dollar erhöht (Buisenessinsider: 11.10.22).
SPD-Abgeordnete fordern eigene staatliche LNG-Tankerflotte
Jetzt haben mehr als 90 SPD-Abgeordnete Bundeskanzler Scholz aufgefordert, eine eigene staatliche Tankerflotte für Flüssiggas aufbauen (FAZ: 31.10.22). In einem Positionspapier des Seeheimer Kreises heißt es dazu: „Damit wir bei der Energieversorgung nicht von einer Ressourcenabhängigkeit in eine Transportabhängigkeit steuern, gilt es eine hochflexible LNG-Tankschiffflotte in staatlicher Hoheit aufzubauen. Nur durch den Besitz eigener maritimer Transportkapazitäten im Energiebereich und bei der Grundstoffversorgung kann eine nachhaltige Versorgungssicherheit gewährleistet werden“. Der Seeheimer Kreis gilt als der konservative Flügel der SPD-Fraktion im Bundestag.
LNG-Tanker sollen in deutschen Werften gebaut werden
Dazu soll der Aufbau einer LNG-Flotte primär über Werft- und Produktionskapazitäten in Deutschland erfolgen. „Der Schiffbaustandort Deutschland wird damit massiv gestärkt“, lautet es in dem Positionspapier weiter.
Weltweit verfügbare LNG-Tanker bis auf Weiteres vollständig ausgebucht
Die aktuell ca. 700 weltweit verfügbaren LNG-Tanker haben eine Ladekapazität von etwas mehr als 100 Millionen Kubikmetern. Die Spezialschiffe sind jedoch weltweit bis auf Weiteres ausgebucht. Experten schätzen, dass in den kommenden zehn Jahren eine Verdoppelung der Transportkapazität erforderlich ist.
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