Viele Stadtwerke sehen die bezahlbare Wärmeversorgung in Gefahr. Die Umstellung auf klimaneutrale Lösungen gestaltet sich schwierig, da unklare Finanzierungswege und politische Unsicherheiten die Planung hemmen. Eine Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) zeigt, dass 41 Prozent der Stadtwerke Zweifel haben, ob die Wärmeversorgung künftig bezahlbar bleibt. Nur 38 Prozent sind zuversichtlich, dass dies langfristig gelingen kann (spiegel: 26.11.24).
Herausforderungen bei der Transformation
Der Gebäudesektor steht vor einem umfassenden Wandel. Die Klimaziele bis 2045, das neue Heizungsgesetz und die kommunale Wärmeplanung setzen klare Vorgaben. Dennoch heizen derzeit rund 50 Prozent der Haushalte in Deutschland mit Erdgas, während weitere 23 Prozent auf Heizöl setzen. Steigende CO₂-Preise machen diese fossilen Brennstoffe jedoch zunehmend unattraktiv. Zudem führen schrumpfende Gasnetze zu höheren Kosten für die verbleibenden Nutzer.
Angesichts dieser Entwicklungen planen 97 Prozent der Stadtwerke, ihre Investitionen in die Wärmeversorgung zu steigern. Laut VKU erwarten 83 Prozent der Versorger, dass die Bedeutung der Fernwärme wächst. Neben Wärmepumpen, die laut 74 Prozent großes Potenzial bieten, stehen auch Geothermie, Industrieabwärme und Müllverbrennung als künftige Wärmequellen im Fokus.
Bürokratie und Finanzierungsprobleme
Die Stadtwerke beklagen jedoch Hindernisse. Langwierige Genehmigungsverfahren und bürokratische Hürden verzögern Investitionen. Obwohl der Staat mit der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze Anreize schafft, reichen die Mittel nicht aus. Die Branche fordert mehr Unterstützung, um den Ausbau voranzutreiben.
Ein weiterer Aspekt ist die Unsicherheit in der Gesetzgebung. So wurde die geplante Reform der Fernwärmeverordnung verschoben, nachdem die Regierungskoalition Uneinigkeit zeigte. Diese Verzögerungen sorgen für Unmut in der Branche. Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU, betont: „Klare rechtliche Rahmenbedingungen und stabile politische Entscheidungen sind unerlässlich.“
Lösungsvorschläge der Branche
Der VKU schlägt die Einrichtung eines Energiewende-Fonds vor. Kapitalgeber wie Pensionskassen und Versicherungen könnten so Investitionen in Wärmenetze fördern. Staatliche Bürgschaften könnten zusätzliche Sicherheit bieten und Darlehen für die Stadtwerke erleichtern. Dieses Modell könnte helfen, die benötigten Investitionen zu verdreifachen.
Ausblick auf die Wärmeplanung
Bis Mitte 2028 müssen alle Kommunen ihre Wärmeplanung abschließen. Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern haben hierfür eine kürzere Frist bis 2026. Diese Pläne sollen festlegen, wo künftig Wärmenetze entstehen. So könnten Stadtwerke die Wärmeversorgung ganzer Viertel umstellen, ohne dass Haushalte individuell teure Heizsysteme einbauen müssen.
Die Umsetzung der Klimaziele im Wärmesektor erfordert entschlossenes Handeln. Klare Regelungen, ausreichende Finanzierung und weniger Bürokratie sind zentrale Elemente, um die bezahlbare Wärmeversorgung in Deutschland auch in Zukunft zu sichern.
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