Nach dem Beschluss der Ampelregierung, die letzten Atomkraftwerke nur noch bis Mitte April nächsten Jahres laufen zu lassen, bleibt die Frage offen, wie die dadurch entstehende Versorgungslücke geschlossen werden soll. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird so schnell nicht möglich sein. Und auch der grüne Wasserstoff, auf den Politiker immer gerne verweisen, wird lange danach nicht in ausreichendem Maße verfügbar sein. Gas als Brückentechnologie, wie von Wirtschaftsminister Habeck vorgesehen, ist mit dem Ausbleiben russischer Lieferungen krachend gescheitert. Schon jetzt opfern die Grünen ihr Umwelt- und Klimaziele für den ideologischen Atomausstieg.
Immer mehr Kohlekraftwerke kehren zurück ans Netz
Immer mehr Kohlekraftwerke kommen aus der Reserve zurück ans Netz, um die Energieversorgung zu sicher. Alleine im Oktober gehen insgesamt zwölf Kohlekraftwerke mit einer Leistung bis zu knapp sieben Gigawatt wieder aus der Reserve ans Netz zurück (Handelsblatt: 06.10.22). Noch vor wenigen Monaten war die Ampel noch mittendrin im Kohleausstieg. Und noch vor wenigen Tagen wollten die Grünen auf ihrem Parteitag noch schneller aussteigen. Das eigentliche Ziel, den CO₂-Ausstoß zur Reduzierung der Erderwärmung zu reduzieren, wird damit nicht erreicht. Im Gegenteil, der CO₂ Ausstoß bei der Stromerzeugung liegt mittlerweile deutlich höher als im Jahr 2020. Die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom verursachte im 2021 in Deutschland durchschnittlich 420 Gramm CO₂. 2020 lag dieser Wert noch bei 375 g/kWh. Die Werte im Jahr 2022 dürften noch höher ausfallen als 2021. Dabei produzierten die Solaranlagen im Sommer aufgrund der nahezu idealen Wetterbedingungen Rekordstrommengen.
Schwimmende Ölkraftwerke sollen die Stromversorgung beim Atomausstieg absichern
Um Gas bei der Stromerzeugung einzusparen, plant Wirtschaftsminister Habeck sogar schwimmende Ölkraftwerke an der Küste (Blackout-News: 11.09.22). Diese schwimmenden Ölkraftwerke sollen auch den deutschen Atomausstieg absichern. Der Strom wird auf diesen Schiffen üblicherweise mit Verbrennungsmotoren, die Diesel oder Schweröl verbrennen, mit einem schlechten Gesamtwirkungsgrad produziert. Der so erzeugte Strom ist nicht nur sehr teuer, sondern auch mit einem sehr großen CO₂-Ausstoß behaftet. Laut Tilman Tütken, Vice President Strategic Projects von MAN Energy Solutions, werden solche Schiffe typischerweise in der Dritten Welt eingesetzt, wo das Geld für den Kraftwerksbau fehlt.
Schwimmende LNG-Terminals dürfen Chlor ins Meerwasser leiten
Dazu forciert die Regierung die Inbetriebnahme schwimmender LNG-Terminals als Übergangslösung, bis feste Terminals gebaut sind. Sicherheitshalber hat man für deren Bau per Gesetz eine Umweltprüfung, wie sie eigentlich für solche Projekte vorgeschrieben sind, ausgesetzt. Für das Terminal vor Wilhelmshaven hat man die „Höegh Esperanza“ gechartert. Ein Spezialschiff, auf dem Flüssiggas wieder in seinen gasförmigen Zustand versetzt wird. Dieses Schiff war aber nur deshalb verfügbar, weil es in Australien keine Betriebsgenehmigung bekam. Der Grund dafür war: Gravierende Auswirkungen auf die Umwelt durch die Einleitung von Chlor ins Meerwasser. Dabei war der von den australischen Behörden als weit über der Grenze liegende Wert von 0,1 Milligramm pro Liter nur halb so hoch, wie in den Antragsunterlagen für Wilhelmshaven ausgewiesen wurde (Blackout-News: 16.10.22). Dort gibt der Betreibe 0,2 Milligramm pro Liter an. Und das, obwohl das Schiff nicht weit vom Naturpark Wattenmeer betrieben werden soll.
Reduzierter Artenschutz bei Windkraftanlagen
Wirtschaftsminister Habeck setzt zur Sicherung der Energieversorgung auf den Ausbau der Windkraftanlagen. Doch immer mehr Bürger und Umweltverbände laufen Sturm. Diese Anlagen gefährden geschützte Vögel und Fledermäuse. Einige Anlagen durften deshalb nicht gebaut werden, oder deren Betrieb wird eingeschränkt. Auch deshalb finden sich immer weniger Investoren, die in so ein Projekt ihr Geld investieren. Mit dem Osterpakte wollen die Grünen unter anderem artenschutzrechtliche Ausnahmen für die Genehmigung und den Bau von Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten schneller voranbringen. Immerhin plant die Regierung zwischen 1000 und 2000 neue Anlagen pro Jahr.
Die Grünen opfern ihre eigenen Umwelt- und Klimaschutzziele für den Atomausstieg
Erhöhter CO₂-Ausstoß und reduzierter Umwelt- und Artenschutz, um den Atomausstieg durchziehen zu können, ist für die Grünen mittlerweile kein Problem mehr. Dabei laufen die drei letzten Atomkraftwerke gerade noch. Gehen diese im April endgültig vom Netz, werden weitere Maßnahmen zur Absicherung der Energieversorgung notwendig werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird bis dahin nicht so weit sein, die entstehende Lücke ersetzen zu können.