Die Strompreise in der Schweiz steigen auch im kommenden Jahr 2024 deutlich an, und zwar um 12 Prozent. Dies ergibt eine erste Einschätzung des Verbands schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE). Bereits in diesem Jahr mussten die Verbraucher einen Anstieg von 27 Prozent verkraften. Jede Kilowattstunde Strom wurde im Durchschnitt um 6 Rappen teurer (Blick: 20.06.23).
Strompreise 2024: Deutliche Erhöhung droht – Verband warnt Konsumenten
Der VSE warnt nun in einer Pressemitteilung die Konsumenten, dass auch im Jahr 2024 die Stromtarife erneut deutlich steigen könnten. Laut der Mitteilung dürften etwa die Hälfte der Grundversorgungsunternehmen ihre Strompreise um 12 Prozent oder mehr erhöhen. Der erwartete Strompreis für einen typischen Vier-Personen-Haushalt im Jahr 2024 liegt demnach bei knapp 30 Rappen pro Kilowattstunde (2023: 27,2 Rappen/kWh) im Median. Dies bedeutet eine Erhöhung um gut 3 Rappen pro Kilowattstunde.
Der Verband schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) gibt an, dass es sich bei ihrer Einschätzung um eine erste Einschätzung handelt. Diese basiert auf Rückmeldungen von 135 Mitgliedern, darunter auch große Grundversorgungsunternehmen. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den Zahlen je nach Grundversorger. Die endgültigen Zahlen mit allen Komponenten werden Ende August bekannt gegeben, um zu überprüfen, ob die jetzige Einschätzung zutreffend ist.
Gründe und mögliche Kosten für Verbraucher
In den aktuellen Berechnungen sind jedoch bereits die bekannten Komponenten des Strompreises berücksichtigt, wie der VSE erklärt: Energiekosten, Netznutzungskosten für das Übertragungsnetz der Swissgrid, einschließlich der Kosten für die Winterreserve des Bundes, sowie Abgaben an Kantone und Gemeinden und der Netzzuschlag. Die Netznutzungskosten für das Verteilnetz sind jedoch noch nicht bekannt. Der VSE geht davon aus, dass auch hier teilweise mit höheren Kosten gerechnet werden muss.
Die anhaltende Energiekrise ist einer der Gründe für den erneuten Anstieg der Strompreise, so der VSE. Die Großhandelsstrompreise seien im Jahr 2021 aufgrund höherer Brennstoff- und CO₂-Preise, niedriger Füllstände in den Gasspeichern sowie Kraftwerksausfällen stark angestiegen. Der Krieg in der Ukraine und die Trockenheit in ganz Europa haben die bereits angespannte Preissituation weiter verschärft.
Verbraucher belastet durch Stromimporte und Notfallmaßnahmen
Der Verband erklärt, dass die Energieversorger trotz der sehr hohen Preise Energie für das Jahr 2024 und die Folgejahre einkaufen mussten. Obwohl sich die Preissituation inzwischen etwas entspannt hat, bleiben die Marktpreise im Vergleich zu den Jahren vor 2021 weiterhin überdurchschnittlich hoch.
Darüber hinaus hat der Bund im Jahr 2022 die „Winterreserve“ geschaffen, um die Stromversorgung im Winter 2022/2023 sicherzustellen. Die Kosten für diese Notfallmaßnahmen werden ab 2024 erstmals in den Netznutzungskosten des Strompreises berücksichtigt und tragen somit ebenfalls zu einem Anstieg der Strompreise bei, so der VSE.
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