Die Bundesnetzagentur veröffentlichte am Mittwoch die aktuellen Stromproduktionszahlen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigte sich erfreut und betonte die Bedeutung des Aufwärtstrends in der Nutzung erneuerbarer Energien für die Wirtschaft und das Klima (Bundesnetzagentur, 03.01.2024). Dabei ignoriert er den hohen Atomstromimport seit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland.
Dennoch gibt es auch besorgniserregende Entwicklungen. Deutschland produzierte im Jahr 2023 insgesamt fast zehn Prozent weniger Strom und wurde erstmals seit 2002 wieder zum Nettostromimporteur. Die Importe stiegen um 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Exporte um 24,7 Prozent sanken. Dies beunruhigt Experten wie den energiepolitischen Sprecher der FDP, Michael Kruse, der auf die Abhängigkeit von ausländischem Strom in Zeiten unzuverlässiger erneuerbarer Energiequellen hinweist.
Steiler Anstieg des französischen Atomstromimports und die Herausforderung der hohen deutschen Stromkosten
Der Import von französischem Atomstrom stieg um 233 Prozentpunkte gegenüber 2022, als viele französische Atomkraftwerke außer Betrieb waren. Etwa ein Viertel des importierten Stroms stammt aus Atomkraftwerken, während etwa 50 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen.
Die niedrige Stromproduktion und hohe Importquote sind eng mit den hohen Kosten der deutschen Stromerzeugung verknüpft, insbesondere aufgrund des teuren LNG-Gases aus den USA. Laut Professor Christian Rehtanz von der Technischen Universität Dortmund kann deutscher Strom solange nicht günstiger sein als in den USA, solange LNG-Gas aus den USA importiert wird. Dieses Gas ist oft Fracking-Gas und daher klimaschädlich.
Kontroverse um die Abschaltung von Atomkraftwerken und die Deutung der aktuellen Stromdaten
Die Opposition kritisiert die Entscheidung, die verbliebenen Atomkraftwerke abzuschalten, und warnt vor steigenden Strompreisen. Jens Spahn von der CDU bezeichnet die Politik der Regierungskoalition als „ideologisch“ und „verantwortungslos“. Die Grünen hingegen verteidigen die Abschaltung der Atomkraftwerke und betonen die hohe Versorgungssicherheit und den Ausbau erneuerbarer Energien.
Die aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen somit, dass die Situation vielschichtig ist und unterschiedlich interpretiert werden kann.
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