Der Hersteller von Motorsägen und Gartengeräten Stihl sieht den Standort Deutschland zunehmend kritisch und droht mit einer Standortverlagerung. Bis 2030 fordert das Unternehmen tiefgreifende Verbesserungen der Rahmenbedingungen. Steigende Baukosten, hohe Arbeitslöhne und wachsende Bürokratie gefährden laut Stihl die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Ohne Reformen könnten künftige Investitionen ins Ausland fließen (augsburger-allgemeine: 27.01.25).
Forderung nach Reformen bis 2030
Nikolas Stihl, Aufsichtsratsvorsitzender des Familienunternehmens, erklärte in der Augsburger Allgemeine: „Wenn Deutschland die notwendigen Reformen umsetzt, investieren wir in ein neues Werk in der Region. Andernfalls prüfen wir Alternativen im Ausland.“ Ursprünglich war geplant, in Ludwigsburg ein neues Werk zu errichten. Doch die Standortbedingungen in Deutschland hätten sich rapide verschlechtert, was eine Verlagerung ins Ausland zunehmend wahrscheinlicher mache.
Als mögliche Alternative nennt Stihl die Schweiz. Trotz höherer Löhne seien dort die Produktionskosten durch längere Arbeitszeiten und eine schlankere Bürokratie rund zehn Prozent günstiger. Bereits seit fünf Jahrzehnten betreibt das Unternehmen in der Schweiz erfolgreich eine Produktion für Sägeketten. Dieser Standort wird als Beispiel für eine effizientere Gestaltung herangezogen.
Stillstand bei Investitionen in Deutschland
Bereits im Februar des vergangenen Jahres kündigte das Unternehmen an, geplante Investitionen in Deutschland auf Eis zu legen. Die Überprüfung eines neuen Standorts in der Schweiz wurde dabei konkretisiert. Baukosten, die Diskussion über eine 32-Stunden-Woche und die steigende Regulierungsdichte hätten die Entscheidung beeinflusst. Die drohende Standortverlagerung unterstreicht die Dringlichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu sichern.
Nikolas Stihl hatte bereits Ende 2022 vor einem „Kipppunkt“ gewarnt, der die unternehmerische Attraktivität Deutschlands massiv beeinträchtigen könnte. Steigende Bürokratie und ausbleibende Investitionen seien klare Signale, dass Reformen unausweichlich sind. Stihl fordert eine deutliche Reduzierung administrativer Hürden, um den Standort langfristig zu sichern.
Benzingeräte und umweltfreundliche Kraftstoffe
Obwohl Akkugeräte im Trend liegen, setzt Stihl weiterhin auf benzinbetriebene Motorsägen. Das Unternehmen investiert in die Entwicklung umweltfreundlicher Kraftstoffe, um den CO₂-Ausstoß zu minimieren. Diese Innovationen sollen helfen, traditionelle Technologien nachhaltig weiterzuentwickeln. Für solche Vorhaben sei jedoch ein stabiles wirtschaftliches Umfeld unerlässlich.
Die Zukunftspläne von Stihl verdeutlichen, dass eine Standortverlagerung nicht leichtfertig beschlossen würde. Dennoch hängt die Entscheidung maßgeblich von den politischen Rahmenbedingungen ab, die in Deutschland derzeit unzureichend seien.
Bedeutung des deutschen Standorts
Laut dem Jahresbericht 2023 beschäftigt Stihl weltweit fast 20.000 Personen, davon rund 6700 in Deutschland. Der heimische Standort hat somit große Bedeutung für die Gesamtstrategie des Unternehmens. Eine Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland könnte langfristig auch Arbeitsplätze in Deutschland gefährden.
Stihl sendet mit diesem Ultimatum ein klares Signal an die Politik: Ohne spürbare Verbesserungen bei Bürokratie und Kosten bleibt die Standortverlagerung ein realistisches Szenario. Der Erhalt von Arbeitsplätzen und die Sicherung von Investitionen hängen stark von den Reformbereitschaften der Entscheidungsträger ab.
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