Spanien strebt danach, zu einem wichtigen Energieversorger für den Rest Europas zu werden und baut deshalb seine Anbindung an Frankreich durch die Errichtung von neuen Stromtrassen und Pipelines aus. Die neue Rohrleitung soll in erster Linie Gas transportieren, aber in Zukunft auch grünen Wasserstoff befördern. Mehr als 200 Bürgerinitiativen wehren sich dagegen und reden von einem neuen Kolonialismus (TAZ:31.12.22).
Spanien als Energieversorger für Europa: Mehr als 200 Bürgerinitiativen fordern neuen Plan
Die Bürger Spaniens wurden allerdings nicht gefragt, ob sie als Energieproduzent und -lieferant für Mittel- und Nordeuropa fungieren möchten. Der Energieplan aus dem Jahr 2020 enthält keine Erwähnung von Großprojekten, die darauf abzielen, andere Territorien mit Energie zu versorgen. Stattdessen wird in dem Plan von Nachhaltigkeit und Eigenbedarf gesprochen. Mehr als 200 Bürgerinitiativen wehren sich mittlerweile gegen die Umsetzung der entsprechenden Großprojekte und fordern von Ministerpräsident Pedro Sánchez einen neuen Plan vorzulegen, der die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung mit einbezieht.
Mehr als 200 Bürgerinitiativen haben sich im Bündnis Aliente zusammengeschlossen, um sich gegen die aktuelle spanische Energiepolitik zu wehren. Aliente betont jedoch, dass sich das Bündnis nicht pauschal gegen Großprojekte wehrt, sondern einen echten Energiewandel, der gleichzeitig grün und gerecht ist, anstrebt. „Wir möchten, dass die europäischen Richtlinien, die von Energieeffizienz und Eigenverbrauch sprechen, umgesetzt werden, anstatt Energieexporte zu fördern“, sagt ihr Sprecher Luis Bolonio.
Spanien als Energieproduzent für Europa: Großprojekte als neue Art von Kolonialismus?
Die Makroprojekte in Spanien sind für die europäische Wirtschaft von großer Bedeutung. In Deutschland ist der Energieverbrauch so hoch, dass es Pläne gab, Strom in der Sahara zu produzieren und nach Europa zu transportieren. Diese Pläne erwiesen sich jedoch als nicht umsetzbar. Spanien hingegen bietet durch seine großen leeren Flächen, viel Sonneneinstrahlung und Wind ideale Bedingungen für die Produktion von erneuerbarer Energie in großem Maßstab.
Luis Bolonio erklärt, dass der Ausbau von Großprojekten in Spanien, die Energie für andere Gebiete innerhalb und außerhalb Spaniens produzieren sollen, einem kolonialen Projekt gleichkommen würde. Dies würde bedeuten, dass durch eine neue Art von Kolonialismus ganze Landstriche besetzt werden, um Reichtum für andere Regionen zu schaffen. Dadurch würde sich auch die Entwicklung auf dem Land in Spanien noch weiter verlangsamen, wodurch sich wiederum die Landflucht verstärken wird.
Kritik an Großprojekten für Erneuerbare Energien: Ausbau zulasten von Ländereien und ortsansässiger Bevölkerung
Bolonio argumentiert, dass es sinnvoller wäre, Kapazitäten zur Energieerzeugung in der unmittelbaren Nähe von Verbrauchern zu errichten, anstatt Energie über große Distanzen zu transportieren, da dabei viel Strom verloren geht. Er kritisiert, dass wirtschaftliche Interessen einiger Weniger Vorrang vor Effizienz haben. Zudem ist es laut Bolonio inakzeptabel, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien zulasten von Ländereien und der Lebensgrundlage der ortsansässigen Bevölkerung geht, um andere Industrien mit Strom zu versorgen, während die Gewinne nur wenigen Unternehmen zugutekommen. Investoren würden den Strom direkt an Unternehmen in Spanien, Deutschland oder anderen Ländern verkaufen, während die betroffene Bevölkerung vor Ort leer ausgehen würde.
Warnung vor sozialen Problemen beim Ausbau Erneuerbarer Energien
Bolonio warnt vor Plünderung durch aktuelle Pläne und befürchtet soziale Probleme und zunehmenden Widerstand gegen den Ausbau Erneuerbarer Energien. Er betont, dass der Ausbau unter demokratischen Bedingungen stattfinden muss und kritisiert, dass andere europäische Staaten spanisches Territorium ausnutzen, nur weil sie in der EU mehr wirtschaftliche Macht haben.
Lesen Sie auch:
- Angola soll Wasserstoff für Deutschland liefern
- Bundesregierung will Kohle aus Kolumbien importieren
- Deutschlands schizophrene Klimapolitik
- Die Kohlerechnung von Robert Habeck
- Strom aus Afrika – Warum das nicht funktioniert