Bundesregierung will Kohle aus Kolumbien importieren

Russland ist nicht nur Deutschlands größter Lieferant für Erdgas und Öl, sondern auch für Steinkohle. Mit dem Boykott russischer Energieträger sucht der Wirtschaftsminister deshalb nach Möglichkeiten, alternative Lieferanten im Ausland zu finden. Bei Kohle ist er jetzt in Kolumbien fündig geworden. Umweltorganisationen und Menschenrechtler sind entsetzt.


Bundesregierung will Kohleimport aus Kolumbien erhöhen

Im kolumbianischen El Cerrejón fördern riesige Bagger auf einer Fläche von 690 Quadratkilometern 23,4 Millionen Tonnen Kohle im Jahr. Das Gelände gleicht einer Mondlandschaft. Der größte Steinkohlebergbau Südamerikas wird vom Schweizer Rohstoffkonzern Glencore betrieben. Die geförderte Kohle ist ausschließlich für den Export bestimmt, denn Kolumbien selbst erzeugt den größten Teil seines Stroms aus Wasserkraft.

Bundesregierung  will Kohle aus Kolumbien importieren.  Indigene Bevölkerung wird aus Fördergebiet vertrieben
Bundesregierung will Kohle aus Kolumbien importieren. Indigene Bevölkerung wird aus Fördergebiet vertrieben
Bild: Hour.poing, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Nach dem Importstopp für russische Kohle sucht die Bundesregierung händeringend auf der ganzen Welt nach Alternativen. In Deutschland hat der Anteil von Steinkohlekraftwerken immer noch von neun Prozent bei der Stromerzeugung. Dabei war Kolumbien bisher der viertgrößte Lieferant. Kolumbien lieferte bisher ungefähr 5,7 Prozent der benötigten Steinkohle. Diesen Anteil will die Bundesregierung jetzt drastisch erhöhen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat deshalb, laut einer Mitteilung des kolumbianischen Präsidialamts, den kolumbianischen Präsidenten Iván Duque gebeten, eine entsprechende Erhöhung der Kohle-Exporte nach Deutschland zu prüfen.

Deutschland benötigt dringen einen zuverlässigen Lieferanten für Steinkohle, denn Wirtschaftsminister Robert Habeck will, im Falle eines Lieferstopps von russischem Erdgas, wieder mehr Kohlekraftwerke ans Netz zurückholen.


Kohle aus Kolumbien moralisch kritisch

Kohle aus Kolumbien bedeutet für die die Bundesregierung jedoch ein weiteres moralisches Problem. Denn die Kohleförderung in Kolumbien wird immer wieder in Verbindung mit Verletzung der Menschenrechte und Verstoß gegen minimalste Umweltschutzbedingungen gebracht. Jenny Paola Ortiz, Koordinatorin des Menschenrechtsprogramms der Nichtregierungsorganisation Cinep sagt dazu: „Ohne Zweifel wird die Entscheidung der deutschen Regierung negative Folgen für die Rechte der indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften von La Guajira haben“.

Indigene Bevölkerung wird aus Fördergebiet vertrieben

Immer wieder kommt es in dem Fördergebiet zur Vertreibung der indigenen Bevölkerung. Die Kohlemine verbraucht täglich 24 Millionen Liter Wasser, dadurch sind bereits 17 Flüsse und Bäche komplett versiegt und 30 wurden großräumig umgeleitet.

Obwohl das kolumbianische Verfassungsgericht bereits angeordnet hat, dass das entsprechende Gelände wieder renaturieren werden muss, ist die bis heute nicht umgesetzt worden.


Laura Brito eine Vertreterin der indigenen Bevölkerung, appelliert an die Käufer der kolumbianischen Kohle:. „Die internationale Gemeinschaft sollte darüber nachdenken, woher die Kohle kommt, mit der ihre Häuser beleuchtet und geheizt werden“. In Anbetracht der stetigen Menschenrechtsverletzungen rund um die Mine spricht sie von „blutiger Kohle“. Kolumbien benötigt dringend die Einnahmen aus dem Kohle-Export. Die Wirtschaftsinteressen werden auch mit Gewalt durchgesetzt. Laut der Nichtregierungsorganisation Global Witness setzt der Staat Paramilitärs, Dissidenten der Guerillaorganisationen und den staatlichen Sicherheitskräften ein, um die indigene Bevölkerung einzuschüchtern und zu vertreiben.




Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 23:31 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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