Regierungen senken Steuer auf Strom – nur Deutschland nicht

Der Preis für Erdgas ist innerhalb eines Jahres um 120 Prozent gestiegen. Der Preis für Strom an der Leipziger Handelsbörse sogar um 137 Prozent. Die Bürger in den EU-Staaten leiden unter dem enormen Preisanstieg für Energie. Mehrere EU-Regierungen greifen jetzt ein und wollen die Energiepreise durch Senkung der Steuer auf Strom reduzieren – nur Deutschland nicht.


Frankreich friert Gaspreise ein und beschränkt Strompreissteigerung auf 4 Prozent

In Frankreich will Emanuel Macron die Gaspreise bis zum kommenden April einfrieren und die Strompreise sollen bis dahin um maximal vier Prozent steigen. Damit greift der französische Staat massiv in den Energiemarkt ein. Ziel ist es die Preissprünge an den Energiemärkten zu begrenzen. Davon profitieren in erster Linie die Haushalte, die mit Strom oder Gas heizen.

Regierungen senken Steuer auf Strom - nur Deutschland nicht. Trotz Senkung der EEG-Umlage wird Strom in Deutschland noch teurer.
Regierungen senken Steuer auf Strom – nur Deutschland nicht. Trotz Senkung der EEG-Umlage wird Strom in Deutschland noch teurer.

Der französische Staat ist größter Anteilseigner am größten Energieversorger Engie und kann deshalb relativ leicht eine solche Preisbegrenzung durchsetzen. Letztendlich wird der Energieversorger keinen Verlust einfahren, weil man die Differenz über Steuern finanziert. Die Franzosen bezahlen die höheren Gaspreis, dann doch, allerdings nicht direkt über die Gasrechnung sondern indirekt über ihre Steuern.

Spanien senkt Steuer auf Strom von 5,1 auf 0,5 Prozent

Aber auch in Spanien und Italien wollen die Regierungen eingreifen und Einfluss auf die Energiepreise nehmen. Spanien hat bereits im Sommer die Stromsteuer von 5,1 auf 0,5 Prozent gesenkt. Die spanische Regierung will allerdings auch verhindern, dass die Energieversorger, die weiterhin billigen Strom zum Beispiel aus erneuerbaren Energien oder Atomkraft produzieren, durch die gestiegenen Gas- und Kohlepreise profitieren. Deshalb will sie auch einen Teil der Gewinne dieser Stromversorgern abgreifen. Eine Maßnahme, die auch in Spanien äußerst umstritten ist.

Italien senkt Mehrwertsteuer auf Strom und zahlt staatliche Hilfen aus

Italien hingegen geht einen anderen Weg und senkte die Mehrwertsteuer auf Erdgas um fünf Prozent. Zudem zahlt der italienische Staat Familien und kleinen Unternehmen insgesamt drei Milliarden Euro Hilfen zur Energieversorgung aus. Dies soll zunächst helfen über den kommenden Winter zu kommen. Laut Regierung dämpfen diese Maßnahmen den Preisanstieg um mindesten ein Drittel.


Deutschland senkt EEG- Umlage um 2 Cent – Strompreise steigen trotzdem weiter

Deutschland sieht vor die EEG-Umlage um zwei Cent zu senken. Laut Berechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums soll dadurch eine Single-Haushalt ungefähr 30 Euro im Jahr sparen und eine vierköpfige Familie durchschnittlich 80 Euro. Die Senkung der EEG- Umlage war allerdings bereits vor der Preissteigerung beschlossen. Eine Senkung der Steuer auf Strom, wie in anderen EU-Staaten ist bisher nicht vorgesehen.

Letztendlich wir der Strompreis für die deutschen Verbraucher trotzdem steigen, denn die Netzbetreiber haben bereits angekündigt, zum Jahreswechsel die Netzentgelte zu erhöhen. Zudem steigt mit dem Jahreswechsel auch die CO2-Abgabe weiter an, was unweigerlich eine Preiserhöhung für Strom aus fossilen Kraftwerken bewirkt. Dazu kommt, dass die Stromversorger bereits eine Erhöhung von durchschnittlich 7 Cent wegen gestiegener Stromkosten an der Strombörse angekündigt haben.

Strompreis an der Strombörse unabhängig von der Art der Erzeugung

Mittlerweile sehen mehrere EU-Staaten das Problem der stark steigenden Strompreisen an der Strombörse in Leipzig. Die Leipziger Strombörse handelt Strom für ganz Europa. An der Strombörse gibt es aber nur einen Preis für Strom unabhängig von dessen Erzeugung. Sowohl teurer Strom aus Erdgas oder Kohle, als auch günstiger Strom aus Wasserkraft oder Atomkraftwerken handelt man dort zum gleichen Preis. Frankreich brachte dieses Thema beim letzten Treffen der EU-Finanzminister auf die Agenda und argumentiert damit dass Frankreich selbst günstigen Strom produziert, aber die teuren Preise wegen anderer Länder bezahlen müsste. Tatsächlich produziert Frankreich 70 Prozent seines Strombedarfs mit Kernkraftwerken. Deutschland schaltet nach und nach alle Atomkraftwerke ab und immer mehr Kohle- und Gaskraftwerke müssen die dadurch entstehende Versorgungslücke abdecken. Durch die gestiegenen Preise für Kohle und Gas steigen natürlich dann auch die Stromkosten für den damit erzeugten Strom.


Frankreich kritisiert deutschen Atomausstieg

Frankreich drängt mittlerweile darauf dass die Strompreise in einem Land daran gekoppelt werden, wie teuer dieses seinen Strom selbst produziert. Damit ist der nächste Streit in der EU vorprogrammiert. Mittlerweile kritisiert Macron auch den deutschen Atomausstieg und wirft der deutschen Regierung vor die Stromversorgung Europas zu gefährden.

Stromknappheit treibt Kosten zusätzlich an

Eine weitere Ursache für die explodierenden Stromkosten ist die stark rückläufige Stromerzeugung der Ökostromanlagen aufgrund langanhaltender Flaute und dichter Bewölkung. Dadurch kommt es zu einen verringerten Angebot auf der Erzeugerseite. Die Abschaltung weiterer deutscher Atomkraftwerke zum Jahresende verschärft dies zusätzlich. Insbesondere bei einem strengen Winter, wenn Frankreich seinen Strom selbst braucht, kann es durchaus zu einem kompletten Zusammenbruch der europäischen Stromversorgung kommen. Kurz davor wird es zu hälftigen Strompreisanstiegen kommen. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits, denn an der Strombörse wurden vor kurzem bereits über 1000€ für eine Megawattstunde bezahlt.

Ein Blackout wird von Tag zu Tag wahrscheinlicher.

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