Verlockende Werbeversprechen wie „Solaranlage zum Nulltarif“ erscheinen derzeit auf sozialen Netzwerken und an Haustüren. Viele Anbieter sprechen gezielt Haushalte an, doch die Verbraucherzentrale Saarland stellt klar: Diese Mietmodelle führen oft zu erheblichen Kosten. In einem Vergleich mit einer selbstfinanzierten Anlage zeigt sich, dass sich hinter dem vermeintlichen Komfort langfristige finanzielle Belastungen verstecken (sol: 26.04.25).
Verborgene Kosten trotz „Nulltarif“-Versprechen
„Was zunächst nach einem Rundum-sorglos-Paket klingt, entpuppt sich bei genauer Betrachtung oft als teuer erkaufte Bequemlichkeit“, erklärt Reinhard Schneeweiß, Energieberater der Verbraucherzentrale Saarland. Häufig versprechen Anbieter maximale Unabhängigkeit, doch eine genaue Prüfung offenbart oft unübersichtliche Vertragsbedingungen. Wer sich auf wohlklingende Formulierungen verlässt, riskiert teure Fehler. Daher lohnt es sich, die Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage vor Vertragsabschluss sorgfältig zu analysieren.

Miet- und Pachtmodelle dominieren den Markt. Kunden entrichten über viele Jahre hinweg feste monatliche Beträge. Zwar lassen sich der erzeugte Strom selbst nutzen und Überschüsse ins Netz einspeisen, jedoch bestehen Vergütungen und Preisgarantien oft nur zeitlich befristet. Besonders problematisch: Laufzeiten von bis zu 20 Jahren sind keine Seltenheit, wodurch das Risiko steigender Kosten am Verbraucher hängen bleibt.
Deutlich günstigere Alternative: Selbst finanzieren
Ein Kostenvergleich der Verbraucherzentrale Saarland offenbart erhebliche Unterschiede. Bei einem Jahresverbrauch von 7.500 kWh summieren sich die Gesamtkosten eines Mietmodells je nach Tarif und Marktentwicklung auf 55.000 bis über 61.000 Euro. Eine selbstfinanzierte Solaranlage, etwa durch einen zinsgünstigen Kredit, liegt dagegen zwischen 38.000 und 43.500 Euro. Selbst bei steigenden Strompreisen bleibt die eigene Anlage auf lange Sicht die deutlich günstigere Lösung.
Neben den offensichtlichen finanziellen Vorteilen einer eigenen Solaranlage bietet diese zusätzlich Flexibilität bei der zukünftigen Energieversorgung. Zudem profitieren Eigentümer von staatlichen Förderprogrammen, die bei Mietmodellen oft nicht greifen. In Zeiten zunehmender Unsicherheiten am Energiemarkt zahlt sich Eigenverantwortung besonders aus.
Risiken von Mietmodellen nicht unterschätzen
Hinter der attraktiven Präsentation der „Nulltarif“-Anlagen stehen oftmals komplexe Vertragswerke. Details wie die Dauer der garantierten Strompreise oder die Höhe der Einspeisevergütung geraten leicht in den Hintergrund, obwohl sie entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sind. Gerade bei langen Vertragslaufzeiten lassen sich zukünftige Kosten schwer kalkulieren, da sie häufig an die allgemeine Strompreisentwicklung gekoppelt sind.
Verbraucher tragen dabei das volle Risiko. Steigen die Strompreise oder sinken die Einspeisevergütungen, drohen erhebliche Mehrkosten. Gleichzeitig reduziert sich die Flexibilität, da ein Wechsel des Anbieters während der Laufzeit in der Regel ausgeschlossen bleibt. Ein weiteres Problem: Die tatsächliche Einsparung bleibt oft weit hinter den anfänglichen Versprechungen zurück.
Unabhängige Beratung dringend empfohlen
Die Verbraucherzentrale Saarland rät eindringlich zu unabhängiger Beratung, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Nur ein umfassender Vergleich unterschiedlicher Angebote schafft Transparenz und schützt vor teuren Fehlentscheidungen. Neben der reinen Preisbetrachtung sollten auch Aspekte wie Vertragslaufzeiten, Kündigungsmöglichkeiten und mögliche Preisänderungen berücksichtigt werden.
Viele Verbraucher unterschätzen den Einfluss kleiner Klauseln im Vertrag. Deshalb empfiehlt es sich, Vertragsunterlagen vor Unterzeichnung sorgfältig prüfen zu lassen. Wer sich gut informiert, sichert nicht nur seine finanzielle Zukunft, sondern investiert auch nachhaltig in die eigene Energieversorgung.
Lesen Sie auch:
- Systematischer Betrug mit Solaranlagen – Staatsanwaltschaft ermittelt
- Neue Betrugsmasche mit gefälschten QR-Codes an Ladesäulen für Elektroautos
- Sicherheitslücke bei Balkonkraftwerken: Betrug mit Wechselrichtern bedroht hunderttausende Nutzer
- Vorsicht Betrüger: Die häufigsten Fallen bei der Errichtung von Solaranlagen