Netzüberlastung: E-Autos in Texas bekommen feste Ladezeiten

Das Stromnetz im US-Bundesstaat Texas verträgt allzu hohe Belastungen nicht. Wenn nun bei einer Hitzewelle wie aktuell (Juli 2022) die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, könnten viele gleichzeitig ladende E-Autos zur Netzüberlastung. Der Hersteller Tesla bittet daher gegenwärtig seine Kunden, spezielle Ladezeiten zu bevorzugen, und will dies sogar mit Rabatten für das Tanken zu Nebenbelastungszeiten vergüten. So ein Problem gibt es auch in anderen Staaten, in Deutschland wird es erwartet. Möglicherweise müssen E-Auto-Fahrer sogar mit einer Stromrationierung rechnen (focus, 18.07.2022)


Heißer Sommer in Texas – Gefahr einer Netzüberlastung

In Texas herrschen gegenwärtig Temperaturen von 35 °C und mehr, was auch dort als extrem heißer Sommer gilt. Die Prognosen für die kommenden Tage sehen ähnlich wie bei uns in Europa aus: Es soll noch wärmer werden. Die Menschen schützen sich mit Klimaanlagen vor der Hitze, doch dafür ist das marode texanische Energienetz nicht gerüstet. Es könnte daher zu massiven Stromausfällen kommen.

Das Stromnetz im US-Bundesstaat Texas verträgt allzu hohe Belastungen nicht. Hitzewelle und Klimaanlagen führen zur Netzüberlastung
Netzüberlastung: E-Autos in Texas bekommen feste Ladezeiten

Nun kommt das Problem hinzu, dass immer mehr Texaner inzwischen elektrische Autos fahren, die zusätzlich viel Strom benötigen. Der Hersteller Tesla reagiert auf diese Situation und schickte seinen Kunden jetzt eine Nachricht mit der Bitte, ihre E-Autos von 15.00 bis 20.00 Uhr nicht mit einem Supercharger aufzuladen, der für schnelles Laden bei besonders hohem Stromverbrauch sorgt. Damit will Tesla den Stromverbrauch im Bundesstaat Texas auf seine Weise regulieren. Zwischen 15.00 und 20.00 Uhr ist es sehr heiß, gleichzeitig kommen viele Menschen nach Hause und schalten dort die Klimaanlage ein. Wenn in dieser Zeit auch noch E-Autos aufgeladen werden, könnte das Stromnetz zusammenbrechen.


Rabatt für das Laden in Nebenzeiten

Tesla geht bei seiner aktiven Unterstützung des Stromnetzes sogar noch einen Schritt weiter und gewährt nach Angaben des Portals Teslarati seinen Kunden einen kräftigen Stromtankrabatt: Sie bezahlen 50 % weniger, wenn sie ihren Tesla außerhalb der Hauptzeit aufladen. Das gilt allerdings nur für das Laden mit einem Supercharger, den Tesla selbst bereitstellt. Diese Maßnahme führt Tesla nicht zum ersten Mal durch: Auch in Kalifornien wurde der Verbrauch von Tesla-Kunden in früheren Jahren schon auf diese Weise gesteuert. Damals gewährte Tesla den Rabatt beim Laden vor 11.00 Uhr und nach 21.00 Uhr, weil Kalifornien unter einer Hitzewelle und Waldbränden litt. Beides verursachte Energieengpässe im Sonnenstaat.

Stromrationierung auch in Deutschland?

Eine Rationierung von Strom könnten Kunden hierzulande auch bald erleben. Im Zuge der zunehmenden Elektromobilität stellen immer mehr Staaten fest, dass bei einem instabilen Stromnetz Elektroautos nicht aufgeladen werden sollten. Großbritannien bereitet entsprechende Stromsperren bereits mit einem Gesetzentwurf vor.

In Deutschland existiert eine ähnliche juristische Vorlage schon seit einiger Zeit, die letzte Bundesregierung wollte sie allerdings vor der Wahl dann doch nicht mehr anfassen. Das CDU-geführte Wirtschaftsministerium der Merkel-Regierung hatte den Entwurf mit „Spitzenglättung“ betitelt. Gemeint war damit, bei zu starker Belastung des Stromnetzes Zwangsladepausen für E-Autos vorzuschreiben. Die deutschen Netzbetreiber warnen schon länger vor Problemen, wenn immer mehr E-Autos Strom verbrauchen. Es gibt eine technische Lösung, das Aufladen per Fernzugriff zu unterbinden. Hierfür sind Wallboxen erforderlich, mit denen der Netzbetreiber kommuniziert. Bei einer deutlichen Zunahme der Elektromobilität hierzulande könnten sie per Gesetz vorgeschrieben werden. Noch ist es nicht so weit: Der Anteil der elektrischen Autos liegt derzeit unter 2 %. Er wächst jedoch rasant, was auch potenzielle Netzprobleme anwachsen lässt.


Stabilisierung des Stromnetzes mit E-Autos

Fachleute gewinnen der Interaktion zwischen E-Autos und dem Stromnetz inzwischen auch einen positiven Aspekt ab. Sie können nämlich auch Strom in das Netz einspeisen. Dies müsste natürlich vergütet werden. Wenn nun die E-Auto-Fahrer für die Einspeisung in ein aktuell schwächelndes Netz je nach Bedarf einen mehr oder weniger hohen Betrag erhielten und beim Aufladen wiederum nach dem Vorbild von Tesla je nach Belastung mehr oder weniger bezahlen würden, könnten Elektroautos in der Tat bei entsprechender Masse das Stromnetz stabilisieren und eine Netzüberlastung verhindern. Die Zwangsmaßnahme, das Aufladen per Fernabschaltung von Wallboxen zu bestimmten Zeiten ganz zu unterbinden, könnten außerdem hinzukommen.

Die Elektromobilität würde dann einen riesigen, hochflexiblen Akku für das gesamte Stromnetz abbilden. Sollte sehr viel Strom aus den volatilen erneuerbaren Energien kommen, die zeitweise viel zu viel, dann wieder viel zu wenig Strom liefern, wäre das eine elegante Lösung für die Netzprobleme der nahen Zukunft.

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