Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber (ÜBN) Tennet, TransnetBW, 50Hertz und Amprion haben ihre vorläufigen Netzentgelte für nächstes Jahr veröffentlicht. Diese werden, wer hätte es anders erwartet, wieder steigen. Dabei sind nach jetzigem Stand bei Ampirion Erhöhungen bis 20 Prozent je nach Verbraucherverhalten möglich. Die Kunden von TransnetBW müssen mit einer Erhöhung von rund 11 bis 14 Prozent rechnen. Kunden von TenneT kommen mit rund 0,5 Prozent gegenüber 2021 noch am günstigsten weg. Die Preise bei 50Hertz erhöhen sich voraussichtlich um drei Prozent.
Staatliche Vorgabe zur bundesweiten Angleichung für Erhöhung mitverantwortlich
Der Grund für die uneinheitliche Preisanpassung ist die staatliche Vorgabe zur bundesweiten Angleichung der Netzentgelte ab 2023. Deshalb werden die Netzentgelte in den kommenden Jahren stufenweise zwischen den Netzbetreibern angeglichen.
Der Netzbetreiber 50Hz teilt in einer Mitteilung mit, dass die Erhöhung für den privaten Haushaltskunden kaum spürbar sein wird. Der Anteil der Netzentgelte am Gesamtstrompreis der Privathaushalte liegt bei etwa fünf Prozent.
Energiewende erhöht Kosten für Netzentgelte
Auffällig ist, dass die vier Netzbetreiber unterschiedliche Gründe für die Erhöhung angeben. So werden unter anderem gestiegene Kosten für Systemleistungen, wie den Redispatchmaßnahmen für die Preiserhöhung verantwortlich gemacht. Außerdem werden Mehrkosten für erforderliche Reservekraftwerke genannt, die notwendig sind um genügend Regelenergie zur Verfügung stellen zu können. Ebenso sollen höhere Investitionen in das Stromnetz und gestiegene Börsenpreise dafür verantwortlich sein. Alle genannten Gründe sind letztendlich die Auswirkungen der Energiewende und entstehen durch die Abschaltung der Kohle- und Atomkraftwerke.
Strompreise steigen in Deutschland immer weiter
Deutschland hat bereits die höchsten Strompreise im internationalen Vergleich. Da die Ökostromanlagen im ersten Halbjahr nicht die kalkulierte Strommengen, aufgrund langanhaltender Flaute und Bewölkung, liefern konnten, mussten vermehrt wieder Gas- und Kohlekraftwerke einspringen. Als Folge sind die Rohstoffkosten dafür weltweit explosionsartig gestiegen. Dadurch erhöht sich der Strompreis überproportional, denn auf die fossilen Energieträger kommen noch die jährlich steigenden CO2-Abgaben dazu. Jetzt erhöhen sich auch noch die Netzentgelte, und damit der bereits höchste Anteil an Umlagen auf den Strompreis. Auch deshalb haben wir den teuersten Strom der Welt. Immer mehr einkommensschwache Haushalte werden bald nicht mehr in der Lage sein, ihre Stromrechnung zu bezahlen.