Milliarden für Sanierungen verpufft: Warum die deutsche Klimapolitik im Gebäudesektor scheitert

„Unterm Strich haben wir überhaupt nichts eingespart.“ Mit diesen Worten kritisiert Bau-Experte Werner Sobek die bisherigen Maßnahmen zur Energieeffizienz in Deutschland. Trotz Milliardeninvestitionen stagniert der CO₂-Ausstoß im Gebäudesektor, während die Kosten für Sanierungen immer weiter steigen und die Sanierungsquote sinkt. Sobek fordert ein radikales Umdenken: Statt Energieeffizienz müsse der Fokus auf Emissionseffizienz gelegt werden (wiwo: 24.11.24)


Emissionsziele statt Energiebedarf

Seit der Ölkrise 1973 hat Deutschland den prognostizierten Energiebedarf pro Quadratmeter erheblich gesenkt. Doch laut Sobek sei dies ein Trugschluss, da der Wohnraum pro Person stark zugenommen hat. „Viele Menschen verbrauchen Energie nach ihrer finanziellen Lage, nicht nach ihrem Bedarf,“ erklärt er.

Bau-Experte Werner Sobek kritisiert Strategie bei der energetischen Sanierung: „Unterm Strich haben wir überhaupt nichts eingespart“
Bau-Experte Werner Sobek kritisiert Strategie bei der energetischen Sanierung: „Unterm Strich haben wir überhaupt nichts eingespart“

Zudem weichen theoretische Bedarfsberechnungen oft um bis zu 30 Prozent vom tatsächlichen Verbrauch ab, weil gesetzliche Vorgaben sich auf Prognosen stützen und nicht den realen Verbrauch überwachen.

Kritik an bestehenden Gesetzen

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) steht laut Sobek exemplarisch für den falschen Ansatz. Detaillierte Vorgaben wie die Festlegung von Wärmeverlustgrenzen behinderten Innovationen, ohne das eigentliche Ziel – weniger Emissionen – effektiv zu adressieren. Er fordert klare und realistische Zielvorgaben, anstatt kleinteilige Maßnahmenkataloge, die Kosten in die Höhe treiben, ohne echte Fortschritte zu erzielen.

Radikale Maßnahmen für Klimaschutz

Sobek schlägt einen Emissionspfad vor, der jährliche CO₂-Kontingente pro Kopf definiert. Wer über dieses Limit hinausgeht, zahlt eine Gebühr, während emissionsarme Verhaltensweisen finanziell belohnt werden. Er betont, dass dies keine Strafe sei, sondern ein Anreizsystem. Der Gebäudesektor könne so langfristig klimaneutral werden, ohne weiter aufwendige und oft ineffektive Sanierungen durchzuführen.


Fokus auf punktuelle Lösungen

Effizientere Heizsysteme wie Wärmepumpen könnten hohe Kosten bei Sanierungen vermeiden. Sobek rechnet vor: Die Sanierung eines Hauses kostet 600 bis 800 Euro pro Quadratmeter, während der Austausch eines Ölkessels gegen eine Wärmepumpe nur 60 bis 80 Euro pro Quadratmeter erfordert – bei gleichem Effekt fürs Klima. Die Regierung sollte Förderprogramme entsprechend reformieren, damit sie sich an den tatsächlichen Emissionen orientieren.

Sobek hält die Klimaneutralität bis 2045 weiterhin für möglich, wenn die Gesellschaft klare Prioritäten setzt. Er betont, dass eine nachhaltige Klimapolitik nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich unterstützt werden müsse.

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