Befürworter sind der Meinung, dass so schnell wie möglich mehr Windkraftanlagen im Kampf gegen den Klimawandel notwendig sind. Jedoch herrschen in der Windkraftbranche Probleme beim Recycling.
Mit dem Jahreswechsel 2021/2022 hat für die ersten Betreiber die Subvention ein Ende gefunden. Gemäß den Berechnungen des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard sind damit rund 6.000 Windenergieanlagen bei der EEG-Forderung nicht mehr dabei. Für eine Vielzahl der Windräder älteren Baujahres ist der Weiterbetrieb ohne die Einspeisevergütung nicht mehr lukrativ. Unabhängig von der Funktionstüchtigkeit sind viele Anlagen nach 20 Jahren nicht mehr in Betrieb. Dies, obschon die erwartete Lebenszeit bei 30 und mehr Jahren liegt.
Der Rückbau und die Umwelt
Für die Branche stellt der massenhafte Abriss von Anlagen eine nicht unerhebliche Herausforderung dar. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 im Auftrag des Umweltbundesamtes UBA geht hervor, dass die Rückbaukosten und das Recycling höher liegen als von den Betreibern ursprünglich einkalkuliert. Zudem fehlen Lösungen zur umweltgerechten Wiederverwendung der Materialien sowie zu Entsorgungswegen, beispielsweise eine einheitliche Regelung, ob die Fundamente lediglich oberflächlich oder vollständig zu entfernen sind.
Einige Betreiber sind in der glücklichen Lage, Teile oder ganze Anlagen ins Ausland verkaufen zu können. Jedoch wird, gemäß der Studie des Umweltbundesamtes, das Potenzial für den Weiterverkauf deutlich sinken, da es zunehmend schwierig wird, Käufer im Ausland zu finden.
Laut einer Studie des Bundesamtes für Umwelt zum Thema Abfallprognose sind beim Rückbau eines Windrades über 80 Prozent der Müllmasse aus Beton. Im Jahr 2021 sollen über 3 Millionen Tonnen angefallen sein. Hinzu kommen hunderttausende Tonnen Elektroschrott, Batterien, Kupfer, Aluminium, Verbundstoffe sowie gefährliches Isoliergas, Altöle und Schmiermittel. Lediglich das Recycling von Metall ist wirtschaftlich rentabel.
Große Mengen an Altbeton könnten mit einem aufwendigen Verfahren zu Recyclingbeton aufbereitet werden. Abrissbeton kommt zum größten Teil im Straßenbau als Unterbau zur Verwendung. Hinzu kommt, dass es in Deutschland für seltene Erden noch kein Recyclingverfahren gibt, die sich wirtschaftlich lohnen würden.
Fehlende Aufbereitungsverfahren für Rotorblätter
Rotorblätter bestehen zum größten Teil aus carbon- und glasfaserverstärktem Kunststoff (CFK / GFK). Bei der Zerkleinerung kommt es zur Freisetzung von gesundheitsschädlichem Faserstaub.
Obschon die Verbundwerkstoffe lediglich rund 1,2 Prozent von der gesamten Abfallmasse betragen, sind trotzdem im vergangenen Jahr 50.000 Tonnen davon angefallen. Der Berg an Schrott wird in den kommenden 20 Jahren ein Wachstum auf über 650.000 Tonnen erfahren. In Deutschland ist die Entsorgung der Verbundstoffe auf den Mülldeponien verboten. Die Kunststoffe eignen sich auch nicht für die thermische Verwertung in Müllverbrennungsanlagen, da sie den Filtern der Anlagen schaden.
Entsorgung von stillgelegten Windrädern
Nach dem Immissionsschutzgesetz des Bundes dürfen stillgelegte Windräder nicht in der Landschaft bestehen bleiben. Ende 2021 gab es in Deutschland rund 30.000 Windkraftanlagen. Mit dem Auslaufen der Förderung für tausende von Windrädern erfolgt unweigerlich die Zunahme beim Rückbau.
Anspruch der Nachhaltigkeit an die Hersteller der Windkraftbranche
Dass sie dem Anspruch an die Nachhaltigkeit von Windränder bereits bei der Konstruktion gerecht erfüllen sollten, ist auch den Herstellern bewusst. Unter anderem soll eine Verbesserung der Recyclingfähigkeit durch neue Materialien herbeigeführt werden. Während sich einige Hersteller von Windanlagen unentschlossen zeigen, haben andere bereits Konzepte zur Nachhaltigkeit angekündigt. Bis 2040 sollen die Rotorblätter am Ende der Lebensdauer vollständig in wieder verwertbare Epoxide und Fasern aufgetrennt werden können.
Im Juni 2021 hat der Branchenverband Wind Europe verkündet, dass sich die europäische Windindustrie zu 100 Prozent für die Wiederverwendung, Aufbereitung oder Recyclen von Rotorblättern verpflichten würde.
Test von Start-ups für das Recycling von Rotorblättern
Erste Forschungsprojekte haben Versuche gestartet, die zermahlenen Rotorblätter in neue Baustoffe umzuwandeln, welche zur Herstellung von Dachelementen, Fußböden und Möbeln genutzt werden sollen. Die Konzepte sind bisher zu teuer und zu aufwendig.
Von einer Kreislaufwirtschaft kann so lange keine Rede sein, solange die Verbrennung ein Teil der Bewältigung von Abfall ist.