Niemand aus der Heizungsbranche kennt das Heizungsgesetz wirklich gut. Deshalb zögern die Kunden und boykottieren den Einbau von Wärmepumpen. Das führt mittlerweile dazu, dass einige Heizungsinstallateure weniger Arbeit haben. Ursprünglich sollte das Heizungsgesetz den Kampf gegen den Klimawandel beschleunigen. Aber im Moment ist gerade das Gegenteil der Fall, denn die Kunden sind verunsichert und zögern mit der Entscheidung, eine neue Heizung einzubauen. Das führt zu weniger Aufträgen für Hersteller und jetzt sogar zu Kurzarbeit (focus: 07.11.23).
Heizungsbauer leiden unter Heizungsgesetz: Kurzarbeit bei führendem Mittelständler
Weil das Heizungsgesetz beschlossen wurde, aber keiner es wirklich versteht, haben Heizungsbauer in Deutschland gerade weniger Aufträge. Ein aktuelles Beispiel: Die EBM-Papst-Gruppe, ein Mittelständler mit etwa 15.000 Mitarbeitern in der Nähe von Stuttgart, hat Kurzarbeit in ihren Werken in Landshut gemeldet. EBM-Papst war früher ein Zulieferer für Autos und hat sich nun auf Lüfter, Gebläse und Pumpen für Heizsysteme spezialisiert.
Das innovative Unternehmen hatte bis zum Sommer gute Geschäfte gemacht, aber jetzt läuft es schlechter. Ein Sprecher bestätigt, dass die Unsicherheit auf dem Heizungsmarkt und die schwache Wirtschaft zu weniger Aufträgen im Heizungsgeschäft geführt haben, besonders bei Gasheizungen. Deshalb gibt es seit Oktober Kurzarbeit in den Landshuter Werken, die für Heiztechnik zuständig sind. Das betrifft fast 600 der 920 Mitarbeiter in Landshut und dauert vier Tage im Monat. Da die Lage unsicher ist, wird bei EBM-Papst auf Sicht gefahren.
Heizungsbranche in der Krise: Kunden zögern trotz Klimaschutzgesetz
Aber nicht nur EBM-Papst hat Probleme. Die ganze Heizungsbranche leidet, weil unsichere Kunden Entscheidungen aufschieben. Das ist das Gegenteil von dem, was Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck mit seinem „Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden“, auch bekannt als Heizungsgesetz, erreichen wollte: eine Beschleunigung des Umbaus von Gebäuden zu umweltfreundlichen Heizsystemen. „Dieses Gesetz setzt Klimaschutz konkret um“, hatte Habeck gesagt, als das Heizungsgesetz vor etwa einem Monat verabschiedet wurde. Aber Kunden warten ab, was passiert.
Der Präsident des Bundes der Heizungsbauer, Jan Brockmann, hat bereits einen Forderungskatalog mit zehn Punkten an Habeck übergeben. Die Branche hat zwar 2023 gut verdient, aber das sei nur vorübergehend, beeinflusst von besonderen Umständen. Die langwierige Debatte über das Gebäudeenergiegesetz hat die Menschen nachhaltig verunsichert, und die allgemeine wirtschaftliche Lage führt zu Zurückhaltung bei Heizungsmodernisierungen. Laut einer internen Verbandsumfrage erwarten die meisten Unternehmen für das erste Quartal 2024 einen deutlichen Rückgang des Marktes. Dies wird auch durch die stark rückläufigen Förderanträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bestätigt.
Beschwerden über fehlende Förderung für Wärmepumpen sind besonders laut. Die Verbandschefs Jan Brockmann und Michael Hilpert vom Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima kritisieren das politische Ziel des verstärkten Einsatzes von Wärmepumpen. Sie fordern eine zuverlässige Förderung, sonst könnte die Produktion umweltfreundlicher Heizungslösungen in Gefahr sein. Das Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 könnte sonst nicht erreicht werden.
Heizungsbranche in Not: Verbände fordern Erhöhung der Förderung
Die Hauptforderung der beiden Verbände in ihrem Zehn-Punkte-Plan ist die Erhöhung der maximal förderfähigen Investitionskosten. Die Politik hatte angekündigt, die förderfähigen Investitionskosten für die Heizungsmodernisierung von 60.000 auf 30.000 Euro zu reduzieren. Die Verbände wollen, dass dies rückgängig gemacht wird.
Das Thema Heizungsgesetz hat in diesem Jahr für Aufsehen gesorgt. Der Entwurf des Wirtschaftsministers wurde frühzeitig in den Medien diskutiert und führte zu Verunsicherung bei Verbrauchern. Viele Menschen hatten den Eindruck, dass ihre Heizung ihnen weggenommen wird. Es gab monatelange Diskussionen über das Heizungsgesetz und viele Änderungen am ursprünglichen Entwurf. Im Kern bleibt jedoch, dass der Einbau von Strom betriebenen Wärmepumpen gefördert wird, während Öl- und Gasheizungen weniger gefragt sind. Die Rolle von Holzheizungen ist noch unklar.
Heizungsinstallateure bestätigen, dass Kunden verunsichert sind. „Die Menschen brauchen viel Beratung“, sagt Heizungsinstallateur Thomas Haun. Ein Kunde sagte sogar: „Ihr Heizungsbauer seid die neuen Virologen!“ Der Heizungsinstallateur versteht die Sorgen und Unsicherheiten der Menschen.
Heizungstausch in der Kritik: Politiker streiten über Klimaschutzgesetz
Der Austausch der Heizung ist teuer und kann Eigentümer finanziell belasten. Es gibt immer noch Kritik an Habeck aus der Politik. Florian Hermann, Chef der CSU im Bundesrat und bayerischer Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten, sagt: „Selten hat ein Gesetzesvorhaben der Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land derart verunsichert und verärgert.“ Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) nennt das Verfahren zum Heizungsgesetz einen „traurigen Tiefpunkt“ in der deutschen Gesetzgebungsgeschichte, der viele Fragen offen lässt. Die Grünen versprechen jedoch, die verunsicherten Bürger nicht alleine zu lassen. „Wir wollen und werden niemanden alleine lassen. Die Koalition hat sich darauf geeinigt“, sagt Omid Nouripour, Mitglied des Bundestages. Es ist jedoch noch unklar, wie das genau umgesetzt wird, weshalb die Menschen weiter abwarten und die Betriebe jetzt Kurzarbeit anmelden müssen.
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