Hamburg hat eines der weltweit modernsten Kohlekraftwerke, Moorburg, abgerissen und gefährdet damit die Energieversorgung der Region. Trotz wachsender Engpässe und steigender Energiepreise setzt die rot-grüne Stadtregierung auf riskante Visionen. „Das ist ein bedeutender Tag für Hamburg!“, erklärte Umweltminister Jens Kerstan (Grüne) anlässlich der Sprengung der beiden Schornsteine am Standort des ehemaligen Kraftwerks. Der Minister, der einst seine Mallorca-Reisen verteidigte, mit: „Es wäre nicht authentisch, für ein Amt auf Zeit meine Urlaubsplanung und Familientradition komplett zu verleugnen“, scheint wenig Besorgnis für die Hamburger Industrie zu zeigen. Sein Hauptaugenmerk liegt auf einer radikalen Umstrukturierung der Energieversorgung (ndr: 10.11.24).
Ein Kraftwerk mit herausragender Effizienz
Das Kraftwerk Moorburg ging erst 2015 in Betrieb und setzte mit einem Wirkungsgrad von 46,5 Prozent weltweit Maßstäbe für die Effizienz von Steinkohlekraftwerken. Zwei Blöcke mit jeweils 800 MW Leistung sorgten für eine Gesamtleistung von 1.600 MW, genug, um die Wirtschaftsregion Hamburg sicher und kostengünstig mit Energie zu versorgen.
Die Errichtung kostete 3,5 Milliarden Euro, und das Kraftwerk war für einen Betrieb bis mindestens 2038 ausgelegt. Doch die Stilllegung erfolgte bereits im Juli 2021, nachdem die Bundesnetzagentur unter grünem Einfluss die Schließung im Dezember 2020 freigegeben hatte. Die Abschaltung traf die Region hart, insbesondere große Abnehmer wie den Hamburger Hafen, Airbus und metallverarbeitende Betriebe. Noch immer gibt es keinen belastbaren Ersatzplan für die Fernwärmeversorgung, die einst Moorburg bereitstellte.
Politischer Druck und umstrittene Entscheidungen
Die Grünen in Hamburg machten sich schon lange für die Schließung stark. Die rot-grüne Stadtregierung legte Vattenfall immer wieder Steine in den Weg, bis der Betreiber schließlich aufgab. Umweltverbände wie der BUND und Greenpeace unterstützten diese Linie und baten dabei um Spenden, um den „Klimaschutz nicht an den Kosten scheitern zu lassen“. Der Betreiber Vattenfall zog sich schließlich zurück und verkaufte das Gelände an die Hamburger Energiewerke. Nun soll dort ein ehrgeiziges Wasserstoffprojekt entstehen, das jedoch von vielen Experten als schwer umsetzbar betrachtet wird.
Wasserstoffprojekt: Ambitionierte Pläne mit hohen Risiken
Auf dem Gelände von Moorburg plant man nun den Bau von Elektrolyseuren, die Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) zeigt sich optimistisch: „Wir befinden uns mitten im Umbau zu einer klimafreundlichen Wirtschaft. Eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung bleibt unerlässlich.“ Dennoch bleibt die Frage offen, woher die gewaltigen Strommengen für die geplante Wasserstoffproduktion kommen sollen. Gerade in Dunkelflauten, wenn weder Wind noch Sonne genügend Energie liefern, zeigt sich die Abhängigkeit von Wetterbedingungen. Das aktuelle Herbstwetter hat diese Schwäche bereits deutlich gemacht.
Enorme Energieverluste und Sicherheitsbedenken
Die Umwandlungskette von Windkraft über Elektrolyse bis zur Rückverstromung ist ineffizient. Experten weisen darauf hin, dass bis zu 80 Prozent der ursprünglichen Energie dabei verloren gehen. Dieser Prozess wird nicht nur als teuer, sondern auch als wenig effektiv eingestuft. Zusätzlich birgt das Projekt Sicherheitsrisiken: Geplant ist die Speicherung von mehr als fünf Tonnen Wasserstoff. Diese Menge könnte im Falle eines Unfalls beträchtliche Schäden verursachen, weshalb die Anlage unter die Störfall-Verordnung fällt. Eine Genehmigung liegt jedoch noch nicht vor, und es fehlt an einer Antragskommission. Die rechtlichen und sicherheitstechnischen Herausforderungen sind groß.
Versorgungslücken unausweichlich
Die geplante Elektrolyse-Anlage soll lediglich eine Leistung von 100 MW haben – weit entfernt von den 1.600 MW, die Moorburg einst bereitstellte. Eine riesige Versorgungslücke droht, und die Risiken für die Energieversorgung nehmen zu. Kernkraft-Experte Manfred Haferburg bezeichnete das Vorgehen in einem Gespräch mit TE als „klare Sabotage“. Die Plattform TE hat wiederholt auf die drohenden Versorgungsengpässe und die steigenden Strompreise hingewiesen.
Medienberichterstattung bleibt lückenhaft
Der NDR berichtete über die Sprengung als „Bilderbuch-Sprengung“ und erwähnte die damit verbundenen Versorgungsrisiken und steigenden Energiepreise nicht. Diese einseitige Berichterstattung lässt die kritischen Konsequenzen der energiepolitischen Entscheidungen im Dunkeln und ignoriert die wachsenden Herausforderungen, die die Versorgungssicherheit bedrohen.
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