Das in die Jahre gekommene Kohlekraftwerk in Wedel, das weite Teile des Hamburger Westens mit Fernwärme versorgt, muss länger in Betrieb bleiben als ursprünglich geplant. Laut exklusiven Informationen der Umweltbehörde wird das Heizkraftwerk nun erst Anfang 2026 in den Reservebetrieb übergehen und dann nur bei Bedarf ausnahmsweise Wärme produzieren. Erst im Herbst 2026 soll es endgültig vom Netz genommen. Ursprünglich war geplant, das sehr alte und marode Kraftwerk im Winter 2024/25 stillzulegen (Abendblatt: 26.04.23)
Verzögerung beim Hamburger Fernwärme-Projekt durch verspäteten Bau des Fernwärmetunnels
Der Grund für die verzögerte Fertigstellung ist dieses Mal nicht der Ukraine-Krieg, sondern vielmehr die Tatsache, dass das geplante Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) auf der Dradenau nicht rechtzeitig genug Wärme liefern kann. Der Grund dafür ist der verspätete Bau des Fernwärmetunnels unter der Elbe, der etwa 1,2 Kilometer lang ist und die Wärme aus dem neuen GuD-Kraftwerk im Hafen in den Hamburger Westen leiten soll. Die Umweltbehörde gibt an, dass die Verzögerungen auf Probleme beim Bau des Tunnels zurückzuführen sind.
Wie die Umweltbehörde berichtet, gab es bei den Tunnelarbeiten, die bereits im August 2022 begonnen haben, unvorhersehbare bauliche Gegebenheiten, die dazu führten, dass eine Spundwand des bestehenden Hochwasserschutzes im Bereich des Startschachts absackte. Bevor die Arbeiten fortgesetzt werden konnten, musste der Hochwasserschutz sichergestellt werden. Daher wird der Tunnel zwischen dem „Energiepark Hafen“ und dem Hindenburgpark an der Elbchaussee nun erst im Juli 2025 fertiggestellt werden, anders als ursprünglich geplant. Folglich wird sich auch der Probebetrieb der GuD-Anlage Dradenau verzögern. Eine Abschaltung des Kraftwerks Wedel im Winter 2024/25 wird daher nicht möglich sein.
Verzögerungen beim Energiepark Hafen – Kraftwerk Wedel läuft bis Ende 2025 im Vollbetrieb
Das bedeutet, dass das Kraftwerk in Wedel nun bis etwa Ende März 2025 mit beiden Blöcken im Volleinsatz betrieben werden muss. Ab dem zweiten Quartal wird die Produktion dann auf nur noch einen Block reduziert und Ende des Jahres 2025 wird die Wärmeproduktion des Kraftwerks schließlich eingestellt. Das Kraftwerk wird jedoch im Reservebetrieb verbleiben und bei Bedarf wieder angefahren werden können, um Energie zu liefern.
Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) erklärte, dass der Energiepark Hafen an der Dradenau ein ambitioniertes Energiewende-Projekt sei, das sich mitten in der Umsetzung befinde. Er betonte, dass einzelne Planungskomponenten direkt voneinander abhingen, wie die Inbetriebnahme der neuen Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD), die Abwasserwärmepumpe des Klärwerks Dradenau, die Nutzung industrieller Abwärme, der Bau des Fernwärmetunnels unter der Elbe und die Abschaltung des Heizkraftwerkes Wedel. Durch die Verzögerung beim Bau der Fernwärmeleitung werde auch der Probetrieb der neuen GuD-Anlage verzögert, was wiederum den Reservebetrieb des Kraftwerks Wedel betreffe.
Stilllegung von Kohlekraftwerk Wedel verzögert sich
Laut Umweltbehördensprecherin Renate Pinzke werde trotz der Verzögerungen bei der Stilllegung des Kraftwerks Wedel das Ziel, ab 2030 die Fernwärme in Hamburg ohne Kohle zu erzeugen, eingehalten. Das Kohlekraftwerk Tiefstack solle wie geplant im Jahr 2030 vom Netz gehen. Die Verzögerungen hätten keinen Einfluss auf die Fernwärmekunden. Ursprünglich waren für den Fernwärme-Umbau und die Errichtung des „Energieparks Hafen“ im Jahr 2019 750 Millionen Euro veranschlagt worden, wobei der Bau des Gaskraftwerks am teuersten war. Zusätzlich waren damals bereits 60 Millionen Euro für eine weitere Ertüchtigung des Kohlekraftwerks Wedel geplant, damit es die gesetzlichen Vorgaben erfüllt und bis 2025 laufen darf. Ob die Kosten durch die Verzögerungen und die erneute Verlängerung der Laufzeit des Kraftwerks Wedel steigen werden, ist derzeit unklar.