Der Einsatz der ersten Wasserstoffzüge in Brandenburg auf der Heidekrautbahn gerät ins Stocken. Der Grund: Ein Lieferengpass bei Wasserstoff treibt Dieselloks zurück auf die Schienen. Diese unerwartete Entwicklung hat spürbare Auswirkungen auf den Fahrplan und sorgt für Einschränkungen im östlichen Netz Brandenburgs (maz-online: 27.12.24).
Diesel statt Wasserstoff auf der Heidekrautbahn
Seit Mitte Dezember sollten Wasserstoffzüge die Heidekrautbahn bedienen. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) teilen jedoch mit, dass wegen mangelnden Wasserstoffs nun Diesel- und Batteriezüge einspringen müssen. Zwei Dieseltriebwagen sowie ein elektrischer Batteriezug übernehmen aktuell den Betrieb auf der Strecke zwischen Berlin und Groß Schönebeck bzw. Schmachtenhagen.
Dieser Notbetrieb bringt weitere Probleme mit sich. Die Fahrzeuge, die auf der Heidekrautbahn zum Einsatz kommen, fehlen jetzt auf anderen Linien. Besonders die Strecke RB26 von Berlin nach Kostrzyn leidet unter eingeschränkten Kapazitäten. Züge verkehren dort in Einfachtraktion, was die verfügbaren Sitzplätze reduziert. Insgesamt beschreibt die NEB die Situation als „äußerst angespannt“.
Wasserstoffversorgung bleibt problematisch
Die Wasserstoffversorgung stellt weiterhin eine zentrale Herausforderung dar. Aktuell laufen intensive Bemühungen, alternative Quellen zu finden. Laut NEB könnte der Betrieb der Wasserstoffzüge rasch wieder aufgenommen werden, sobald ausreichend Treibstoff verfügbar ist. Die klimafreundlichen Züge, die mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember eingeführt wurden, sollten eigentlich einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten.
Ein weiterer Faktor ist die noch nicht fertiggestellte Wasserstofftankstelle in Basdorf bei Wandlitz. Diese Anlage, die regional erzeugten Wasserstoff bereitstellen soll, hätte von Anfang an als zentrale Versorgungseinheit dienen sollen. Bis dahin war geplant, die Züge übergangsweise mit mobilen Tanktrailern zu betanken. Dieses Verfahren erweist sich jedoch als ineffizient und limitiert die Reichweite der Züge erheblich.
Nachhaltige Mobilität auf der Kippe
Die Wasserstoffzüge sollten die Ära der Diesellokomotiven in Brandenburg bis 2037 beenden. Bereits die Einführung der neuen Technologie war durch zahlreiche Verzögerungen und Improvisationen geprägt. Trotz der Schwierigkeiten betont die NEB, dass der Betrieb der RB27 mit dem alternativen Tankkonzept grundsätzlich umsetzbar bleibt. Der aktuelle Engpass zeigt jedoch, wie anfällig das System bei Störungen ist.
Langfristig plant die Region, den Einsatz fossiler Brennstoffe stark zu reduzieren. Doch solange die Infrastruktur für alternative Energien nicht stabil ist, bleibt der Rückgriff auf Diesel eine notwendige Übergangslösung. Die aktuelle Situation verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf bei der Ausweitung und Sicherstellung der Wasserstoffversorgung.
Auswirkungen auf Fahrgäste und Umwelt
Die Einschränkungen treffen nicht nur den Fahrplan, sondern auch die Umweltbilanz des öffentlichen Nahverkehrs in Brandenburg. Dieseltriebwagen emittieren deutlich mehr CO2 als die geplanten Wasserstoffzüge. Fahrgäste müssen mit verringerten Kapazitäten und potenziellen Verspätungen rechnen.
Die aktuelle Lage wirft ein Schlaglicht auf die Komplexität der Verkehrswende. Ohne eine stabile Versorgung mit klimafreundlichen Treibstoffen und eine belastbare Infrastruktur lassen sich ambitionierte Ziele nur schwer umsetzen. Die Verantwortlichen stehen vor der Aufgabe, diese Probleme rasch zu lösen, um die Mobilität der Region zukunftssicher zu gestalten.
Lesen Sie auch:
- Wasserstoff-Unfall führt zu Lieferausfällen: Züge stehen still, Tankstellen bleiben leer
- Sind Wasserstoffzüge wirklich eine gute Alternative zum Dieselantrieb?
- Wasserstoffmangel: Dieselzüge springen für weltweit erste Wasserstoffzug-Flotte ein
- Deutschlands teure Wasserstoffstrategie: Ein Treiber der Deindustrialisierung ersten Ranges