Die Inflation in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen Durchschnitt von 5,9 Prozent erreicht. Die Teuerungsrate lag somit niedriger als im Vorjahr, dies erklärt sich jedoch maßgeblich mit einem Basiseffekt wegen der 2022 massiv gestiegenen Energiepreise, wie aus am Dienstag veröffentlichten detaillierten Angaben des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Auch 2023 verteuerte sich Energie demnach weiter, maßgebliche Preistreiber waren aber Nahrungsmittel.
Historisch hohe Inflation: 2022 erreicht Spitzenwert seit Wiedervereinigung und bleibt 2023 auf hohem Niveau
Im Jahr 2022 hatte die Inflation im Jahresmittel mit 6,9 Prozent das höchste Niveau seit der Wiedervereinigung erreicht. Mit 5,9 Prozent im Jahr 2023 verblieb sie „weiterhin auf einem hohen Stand“, wie Behördenchefin Ruth Brand betonte.
Die Statistiker aus Wiesbaden bestätigten auch die Werte einer ersten Schätzung von Anfang Januar zur Inflation im Dezember. Demnach hatte sie zum Jahresende wieder spürbar angezogen. Die Preise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,7 Prozent, im November waren es noch 3,2 Prozent. Grund sei unter anderem „ein sprunghafter Preisanstieg bei Energie“, nachdem der Bund im Vorjahr einmalig den Monatsabschlag privater Haushalte für Gas und Wärme übernommen hatte.
Expertenmeinung: Inflationsspitze im Dezember technisch bedingt und vorübergehend – Preise für Nahrungsmittel 2022 dennoch drastisch gestiegen
Die Daten zeigten, „dass der Anstieg der Inflationsrate im Dezember vor allem durch technische Faktoren zu erklären ist und deshalb als vorübergehendes Phänomen zu beurteilen“, erklärte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung (IMK).
Über das Jahr gesehen lag die Teuerungsrate bei den Lebensmitteln bei 12,4 Prozent, betroffen waren nahezu alle Nahrungsmittel. Brot und Getreideerzeugnisse wurden etwa 16,4 Prozent teurer, Molkereiprodukte und Eier sowie Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren jeweils um 15,7 Prozent. Auch die Preise für Fisch und Gemüse legten überdurchschnittlich zu. Billiger wurde etwa Butter (minus 17,8 Prozent).
Die Preise für Energieprodukte stiegen im Jahresdurchschnitt um 5,3 Prozent, nachdem sie im Jahr 2022 noch um 29,7 Prozent zugelegt hatten. Erdgas kostete 14,7 Prozent und Strom 12,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Leichtes Heizöl verbilligte sich hingegen deutlich um 22,2 Prozent, auch Kraftstoffe waren im Jahresdurchschnitt um 5,8 Prozent günstiger. Die Entwicklung bei den Energiepreisen ist laut Statistikamt auch vor dem Hintergrund von Entlastungsmaßnahmen sowie dem Vergleich mit dem hohen Preisniveau im Vorjahr zu sehen.
Das IMK geht im Januar von einer Teuerung ungefähr auf Dezember-Niveau aus, da die Energiepreisbremsen zum Jahresbeginn ausliefen und die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder bei 19 Prozent liegt. Ab Februar sei dann mit einem Abwärtstrend zu rechnen, im Jahresverlauf dürfte die Teuerungsrate dann in Richtung zwei Prozent fallen. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet das Forschungsinstitut im Durchschnitt mit einer Inflation von 2,5 Prozent.
AFP
Lesen Sie auch:
- EU-Kommission sieht Energiepreise noch lange auf hohem Niveau
- Klimaschutz wird teuer – wie teuer erfahren wir erst nach der Wahl