Industriestrompreis auf fast doppelt so hohem Niveau wie vor Kriegsbeginn

Die Stromkosten für deutsche Unternehmen im produzierenden Gewerbe, insbesondere der Industriestrompreis, haben sich seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs massiv verändert. Doch die aktuelle Kostenbelastung ist nicht allein auf den Krieg zurückzuführen, auch wenn dies politisch oft betont wird. Bereits vor der Krise zeigten die Preise einen deutlichen Aufwärtstrend, der unter anderem mit dem beschlossenen Atomausstieg zusammenhängt. Trotz des Rückgangs gegenüber den Rekordwerten von 2022 bleibt der Industriestrompreis fast doppelt so hoch wie Anfang 2022. Unternehmen wandern aus, reduzieren Kapazitäten oder schließen – die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend (finanzmarktwelt: 18.12.24).


Strompreise stiegen bereits vor dem Ukraine-Krieg an

Die Bundesnetzagentur veröffentlichte kürzlich einen Index, der die Entwicklung der Industriestrompreise abbildet. Im August 2022 erreichte der Wert mit 724 Indexpunkten seinen Höchststand. Seitdem sank er auf 167,93 Punkte. Vergleicht man dies jedoch mit Januar 2022, also kurz vor dem Ukraine-Krieg, wird klar, dass der heutige Preis fast doppelt so hoch ist. Zu diesem Zeitpunkt lag der Index bei 88,62 Punkten, im Januar 2018 sogar nur bei 75,81 Punkten.

Neuer Index der Bundesnetzagentur zeigt, dass der Industriestrompreis immer noch fast doppelt so hoch ist, als vor dem Ukrainekrieg
Neuer Index der Bundesnetzagentur zeigt, dass der Industriestrompreis immer noch fast doppelt so hoch ist, als vor dem Ukrainekrieg

Diese Entwicklung zeigt, dass der Preisanstieg schon vor der Energiekrise eingesetzt hat. Ein wesentlicher Treiber dafür war der schrittweise Atomausstieg in Deutschland. Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke stieg die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und importiertem Strom. Diese Entscheidungen wurden politisch kaum mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen abgesichert, was bereits vor 2022 die Kosten nach oben trieb.

Zusammensetzung des Strompreises: Mehr als nur Beschaffungskosten

Laut Bundesnetzagentur setzt sich der Industriestrompreis aus verschiedenen Komponenten zusammen. Dazu gehören Umlagen, Steuern, Netzentgelte, Abgaben, Vertriebskosten, Margen sowie die Beschaffungskosten. Besonders belastend sind dabei die Abgaben und Steuern, die in Deutschland deutlich höher ausfallen als in vielen anderen Ländern. Auch Vergünstigungen für berechtigte Unternehmen – etwa bei Netzentgelten oder der Stromsteuer – können die Gesamtkosten nur bedingt abfedern.

Der Rückgang der Preise seit 2022 wird oft als Erfolg dargestellt, übersieht jedoch die strukturellen Probleme. Deutschland bleibt international im oberen Preisbereich, was die Wettbewerbsfähigkeit massiv beeinträchtigt. Unternehmen in energieintensiven Branchen stehen vor immer größeren Herausforderungen.

Wirtschaftliche Folgen eines politischen Dilemmas

Die hohen Industriestrompreise gefährden langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Die Entscheidung, auf Kernenergie zu verzichten, erfolgte ohne gleichzeitigen Aufbau einer stabilen und kostengünstigen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen. Dadurch verschärfte sich die Abhängigkeit von Gas- und Kohleimporten, was sich in den Preisen niederschlägt. Während andere Länder weiterhin auf Kernenergie setzen und dadurch stabile Stromkosten sichern, trifft Deutschland die Folgen dieser Strategie besonders hart.

Unternehmen verlagern Produktionsstandorte ins Ausland oder reduzieren ihre Kapazitäten. Diese Entwicklungen gefährden Arbeitsplätze und schwächen den Wirtschaftsstandort. Auch Innovationen werden gebremst, da hohe Energiekosten Investitionen erschweren.


Politischer Handlungsbedarf: Weg aus der Kostenfalle

Um die Energiepreise zu stabilisieren, braucht es tiefgreifende Reformen. Eine Reduzierung der Abgaben und Steuern auf Strom könnte kurzfristig Entlastung schaffen. Langfristig ist jedoch eine klare Strategie für eine bezahlbare und verlässliche Energieversorgung erforderlich. Dazu gehört nicht nur der Ausbau erneuerbarer Energien, sondern auch eine offene Debatte über den zukünftigen Energiemix.

Der Atomausstieg bleibt ein zentraler Faktor in der Kostenproblematik. Während andere Länder ihre Kernkraftwerke modernisieren und längere Laufzeiten nutzen, muss Deutschland die Energie aus teureren Quellen beziehen. Diese politischen Entscheidungen haben maßgeblich zur aktuellen Situation beigetragen.

Die Politik darf den Preisanstieg nicht ausschließlich auf den Ukraine-Krieg schieben. Vielmehr ist ein ehrlicher Blick auf die langfristigen Auswirkungen früherer Entscheidungen nötig. Ohne eine konsequente Kurskorrektur droht Deutschland, weiter an wirtschaftlicher Stärke zu verlieren. Ein belastbarer Energiemix und eine wettbewerbsfähige Preisstruktur sind unverzichtbar, um den Standort langfristig zu sichern.

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