In Hamburg plant die Verkehrsbehörde unter Leitung von Anjes Tjarks (Grüne) eine Radwegverbreiterung an einer der wichtigsten Einfallsstraßen der Stadt. Radwege sollen von 1,50 Metern auf drei Meter erweitert werden. Das Ziel: Lastenfahrräder sollen sich problemlos überholen können. Doch dafür müssten Anwohner Teile ihrer Vorgärten abgeben. Viele sprechen bereits von Enteignung (bild: 10.12.24).
Radwege auf Kosten der Anwohner
Die Pläne sehen vor, je Straßenseite 4,25 Meter der angrenzenden Grundstücke in Anspruch zu nehmen. Davon sind 1,50 Meter für die Radwege, 0,50 Meter für die Gehwege, und der Rest entfällt auf Grünstreifen und Fahrbahnverbreiterung. Zusätzlich sollen zeitweise nutzbare Parkstreifen entfallen, um vier Fahrbahnen statt bisher drei zu ermöglichen.
Die Verkehrsbehörde bestätigt diesen Plan gegenüber BILD. Laut Behörde gehört dies zu einer „Magistralen-Entwicklung“, die eine verdichtete Bebauung entlang der Einfallstraßen vorsieht. Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer sollen dadurch mehr Raum erhalten.
Entschädigung statt Akzeptanz
Wenn Grundstücke tatsächlich beansprucht werden, müssen Eigentümer entschädigt werden. Der Verkehrswert pro Quadratmeter beträgt etwa 100 Euro. Ein Grundstück mit 25 Metern Front und 4,25 Metern Tiefe bringt dem Besitzer rund 10.000 Euro Entschädigung. Doch dieser Verlust bedeutet für viele Bewohner mehr als nur Geld: Vorgärten, Stellplätze und Hecken würden verschwinden.
Viele Anwohner sehen die Pläne kritisch. Eine 76-jährige Rentnerin Irene betont: „Der Umbau ist überflüssig. Das Geld sollte lieber in den öffentlichen Nahverkehr fließen.“ Ein über 80-jähriges Ehepaar, das seit 44 Jahren in ihrem hat bereits Angst vor einer möglichen Enteignung.
Angst vor einer „Autobahn durch Lurup“
Neben der Sorge um den Verlust von Grundstücken fürchten einige Anwohner eine Zunahme des Autoverkehrs. Im „Hamburger Abendblatt“ beschreiben sie das Vorhaben als eine drohende „Autobahn durch Lurup“. Die Verkehrsbehörde plant nämlich auch, den Straßenraum für Autofahrer zu erweitern.
Die Kritik ist nicht nur bei den Anwohnern zu hören. CDU-Politiker Sven Hielscher (62) spricht von „purer Willkür“: „Hier fahren kaum Lastenräder.“ Laut Behörde handelt es sich jedoch um Vorplanungen. Statt von Enteignung spricht sie davon, Vorkaufsrechte geltend zu machen.
Zeitplan bis 2026
Der gesamte Planungsprozess soll bis 2026 abgeschlossen sein. Bis dahin könnte sich noch einiges ändern. Doch die Unruhe in den betroffenen Vierteln ist bereits groß. Die geplanten Veränderungen treffen auf Widerstand, der sich kaum beschwichtigen lässt.
Viele Bürger zweifeln daran, ob diese Umstrukturierung notwendig ist. Die Balance zwischen modernem Verkehrskonzept und dem Schutz von Eigentum bleibt ein heikles Thema in Hamburg.
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