Das Wirtschaftsministerium hat neue Pläne zur Umgestaltung der Stromerzeugung vorgestellt, um diese klimafreundlicher zu machen. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist der Ausbau und die Modernisierung von Gaskraftwerken. Diese Kraftwerke sollen vor allem dann einspringen, wenn erneuerbare Energien wie Wind und Sonne nicht genügend Strom liefern. Trotz der Notwendigkeit, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, werfen die geplanten Maßnahmen Fragen zur langfristigen Nachhaltigkeit und zur tatsächlichen Umsetzbarkeit auf (handelsblatt: 11.09.24).
Notwendigkeit neuer Gaskraftwerke
Die Modernisierung und der Bau neuer Gaskraftwerke wird als wesentliche Säule im Übergang zu einem klimafreundlicheren Energiesystem angesehen. Der Plan sieht vor, zunächst Kapazitäten von 12,5 Gigawatt (GW) auszuschreiben und parallel 500 Megawatt (MW) an Langzeitspeichern zu fördern. Diese Gaskraftwerke sollen später auf Wasserstoff umgestellt werden können, der als saubere Energiequelle gilt. Minister Robert Habeck sagte dazu: „So machen wir das Stromsystem fit für hohe Anteile erneuerbare Energien und sichern uns auch für Zeiten von wenig Wind und Sonne zusätzlich ab.“
Doch so wichtig dieser Schritt auch erscheint, die Frage bleibt, ob diese Übergangstechnologie wirklich die beste Lösung ist. Gaskraftwerke basieren zunächst weiterhin auf fossilen Energien und tragen so kurzfristig weiterhin zu CO₂-Emissionen bei. Zudem wird nicht nur die Umrüstung auf Wasserstoff technologische Herausforderungen mit sich bringen, sondern auch enorme Kosten verursachen.
Kritische Betrachtung der Wasserstoff-Technologie
Die geplanten Gaskraftwerke sollen zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden können, der langfristig fossile Brennstoffe ersetzen soll. Diese Vision erscheint vielversprechend, da Wasserstoff CO₂-frei verbrennen kann. Doch bei genauerer Betrachtung treten einige wesentliche Probleme auf. Derzeit ist die Produktion von grünem Wasserstoff, der ausschließlich aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, noch sehr ineffizient und teuer. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff in großem Maßstab noch nicht ausreichend entwickelt ist. Die technologischen Herausforderungen sind erheblich, und es gibt keine Garantie, dass die notwendigen Fortschritte rechtzeitig erfolgen, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Frage der Wirtschaftlichkeit. Während Wasserstoff als saubere Energiequelle gilt, sind die Kosten für seine Erzeugung erheblich höher als bei herkömmlichen fossilen Brennstoffen oder sogar erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne. Ohne massive staatliche Subventionen und langfristige finanzielle Unterstützung könnte der Umstieg auf Wasserstoffkraftwerke sich als nicht tragfähig erweisen. Experten warnen zudem davor, dass die derzeitigen Technologien für die Wasserstoffproduktion nicht ausreichen, um die benötigte Menge kostengünstig bereitzustellen.
Breite Beteiligung, aber große Herausforderungen
Der Entwurf des Kraftwerkssicherheitsgesetzes sieht eine sechs Wochen lange Konsultationsphase vor, in der sich Fachleute, Unternehmen und Verbände zu den Plänen äußern können. Diese Einbindung der verschiedenen Interessengruppen ist grundsätzlich positiv zu bewerten, da sie den Austausch von Expertise fördert. Doch selbst bei einer breiten Zustimmung bleibt die Frage, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen realistisch umsetzbar sind.
Auch wenn Gaskraftwerke als Brückentechnologie einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Stromversorgung leisten können, bleibt der Einsatz von Wasserstoff in der Stromerzeugung ein risikoreiches Unterfangen. Die technische und wirtschaftliche Machbarkeit ist derzeit noch ungewiss. Ohne ausreichende Fortschritte in der Wasserstoffproduktion könnte diese Technologie, trotz der großen Hoffnungen, ein teuer erkaufter Irrweg sein.
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