Die Erdgaspläne des Energiekonzerns One Dyas vor Borkum geraten erneut ins Stocken. Hintergrund ist ein Widerspruch der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen ein neu genehmigtes Seekabel, das Strom zur geplanten Bohrplattform transportieren soll. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat der Verlegung zwar zugestimmt, doch der Antrag auf sofortige Umsetzung scheiterte am Veto des Umweltministeriums. Die DUH spricht von einem „fatalen Signal für die Nordsee und eines ihrer letzten artenreichen Steinriffe“, so Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Eine Klage bleibt weiterhin möglich (ndr: 01.04.25).
Streit um neues Seekabel spitzt sich zu
Der Konflikt um die fossile Infrastruktur vor Borkum erhält neue Brisanz. Die Umwelthilfe kritisiert, dass trotz bekannter Risiken ein weiteres Projekt zur Unterstützung fossiler Energiequellen grünes Licht erhält. Die geplante Kabelverbindung verläuft nahe eines empfindlichen Riffgebiets und gefährdet laut DUH den ökologischen Zustand der Nordsee. Ziel sei es, sämtliche rechtlichen Schritte auszuschöpfen, um den Eingriff noch zu stoppen.

Das Umweltministerium verteidigt unterdessen die Ablehnung des Sofortvollzugs. Damit bleibt der DUH Zeit, den Widerspruch juristisch zu untermauern. Der Streit um die Umweltverträglichkeit des Seekabels rückt dadurch erneut ins Zentrum energiepolitischer Auseinandersetzungen.
Gerichtsurteil stärkt Umwelthilfe
Schon im August 2024 entschied das Verwaltungsgericht Oldenburg zugunsten der DUH. Damals scheiterte ein erster Anlauf zur Kabelverlegung an mangelnden Kompensationsmaßnahmen. Die ursprünglich erteilte Genehmigung des NLWKN wurde aufgehoben. Nur wenige Wochen später stellte One Dyas einen neuen Antrag, der trotz Kritik erneut bewilligt wurde.
Die DUH verweist nun auf die damalige Entscheidung als Präzedenzfall. Eine erneute Genehmigung ohne substanzielle Änderungen an den Ausgleichsmaßnahmen stößt auf entschiedenen Widerstand. Der Verband bewertet das Projekt nicht nur als Eingriff in ein sensibles Ökosystem, sondern als klimapolitischen Rückschritt.
Fossile Projekte trotz Energiewende
Der Fall steht exemplarisch für ein tiefer liegendes Problem in der deutschen Energiepolitik. Während auf Bundesebene der Ausbau erneuerbarer Energien forciert wird, entstehen gleichzeitig neue fossile Strukturen in ökologisch sensiblen Meeresregionen. One Dyas bleibt dabei nicht der einzige Akteur, der solche Projekte vorantreibt.
Kritiker fordern ein klares Bekenntnis zur Energiewende – nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Genehmigungspraxis. Besonders heftig fällt die Kritik aus, wenn wie in diesem Fall geschützte Riffstrukturen betroffen sind und technische Alternativen zur Verfügung stehen. Das Seekabel steht damit stellvertretend für eine Grundsatzfrage: Wie ernst meint es die Politik mit dem Schutz mariner Lebensräume?
Weiterer Rechtsstreit droht
Ob aus dem Widerspruch tatsächlich eine Klage entsteht, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Die Umwelthilfe zeigt sich kampfbereit und kündigt an, notfalls erneut vor Gericht zu ziehen. Der Streit um das Seekabel dürfte damit eine juristische Fortsetzung finden – möglicherweise mit bundesweiter Signalwirkung.
Unabhängig vom Ausgang bleibt der Protest ein deutliches Zeichen. Die Gesellschaft schaut genauer hin, wenn fossile Infrastruktur neue Schneisen durch empfindliche Ökosysteme zieht. Der Widerstand gegen solche Vorhaben wächst – und mit ihm die Anforderungen an politische und planerische Entscheidungen.
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