ETH-Studie: Energiewende falsch eingeschätzt – Schweiz braucht 8 neue Großkraftwerke

Eine Studie der ETH Lausanne zeigt deutlich auf, dass Windkraftanlagen und Fotovoltaikanlagen allein nicht genügen, um die Energiewende bis 2050 erfolgreich zu meistern. Laut Forschern sind acht neue Großkraftwerke erforderlich, die jeweils die Kapazität eines Atomkraftwerks besitzen (tagesanzeiger: 05.05.24). Andreas Züttel, Professor für chemische Physik, erklärt: „Wenn wir 2050 in der Schweiz eine sichere Energieversorgung gewährleisten möchten, braucht es deutlich mehr, als heute von den meisten Politikern und Behörden angenommen.“


Alarmierende Energieprognose: Warum Solarenergie und Windkraft nicht ausreichen

Die Analyse verdeutlicht, dass trotz der Relevanz von Solarenergie und Windkraft für die Energiewende, diese Technologien nicht ausreichen, um den gesamten Straßenverkehr zu elektrifizieren und Ölheizungen durch Wärmepumpen zu ersetzen. Nach dem Ausfall alter Atomkraftwerke seien neben der bestehenden Wasserkraft sechs zusätzliche Großkraftwerke notwendig, die sogenannte Bandenergie liefern – also Strom, der kontinuierlich fließt.

ETH-Studie: In der Schweiz sind acht neue Großkraftwerke mit der Kapazität eines Atomkraftwerks erforderlich, um die Versorgung zu sichern
ETH-Studie: In der Schweiz sind acht neue Großkraftwerke mit der Kapazität eines Atomkraftwerks erforderlich, um die Versorgung zu sichern
Bild: Verpacker, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

In Züttels Modell müsste jedes der sechs Großkraftwerke jährlich etwa so viel Strom erzeugen wie das Atomkraftwerk Gösgen aktuell. Um den künftigen Bedarf zu decken, seien insgesamt acht dieser Kraftwerke notwendig, inklusive zwei als Reserve.

Die Autoren der Studie führen aus, dass der zukünftige Energiebedarf höher liegen dürfte als von bundesnahen Forschern prognostiziert. Züttel und seine Kollegen sehen zudem den Bedarf an Stromspeicherlösungen als unterschätzt an, vor allem von Seiten der Solarlobby. „Fossile Energien sind immer genau dann verfügbar, wenn wir sie benötigen“, betont Züttel. Er hebt hervor, dass es essenziell sei, ein System zu entwickeln, das diese Verfügbarkeit nach dem Wegfall fossiler Brennstoffe gewährleistet.


Zukunft der Energie: Neue Studie zeigt kostengünstige und umweltfreundliche Kraftwerkstechnologien auf

Die Studie bewertet unterschiedliche Technologien für den Betrieb dieser Kraftwerke. In Betracht kommen Wasserstoff-Gaskraftwerke, neue Atomkraftwerke und Wasserkraftwerke. Eine Kombination verschiedener Technologien könnte ebenfalls effektiv sein. Als innovative Option schlägt die Studie den Import von synthetischen Treibstoffen vor, gewonnen aus erneuerbarer Energie.

Ein neues Atomkraftwerk würde laut Studie mit 8 Rappen pro Kilowattstunde die kostengünstigste Bandenergie bieten. Züttel merkt an: „Um die Vergleichbarkeit sicherzustellen, haben wir die Investitionskosten in den Berechnungen dreimal so hoch angesetzt, wie die aktuellen Baukosten eines AKW sind.“ Er glaubt, dass bis 2050 der Bau eines Thoriumreaktors möglich sei, eine Technologie, die viele Probleme herkömmlicher Reaktoren vermeidet und kaum langfristigen radioaktiven Abfall produziert.

Strombedarfsschock: Schweiz könnte bis 2050 deutlich mehr Energie benötigen als erwartet

Die Forscher prognostizieren einen Anstieg des jährlichen Strombedarfs in der Schweiz bis 2050 um rund 80 Prozent. Dies steht im Gegensatz zu Schätzungen von Energieverbänden und Bundesbehörden, die von einem geringeren Anstieg ausgehen. Züttel verweist auf das Jevons-Paradoxon, wonach effizientere Technologien häufig zu einem höheren Gesamtverbrauch führen, statt diesen zu reduzieren.


Vor zwei Jahren sorgte Züttel mit einer Studie für Aufsehen. Er wies darin auf einen massiven Bedarf an neuen Stauseen hin. Dieser Bedarf würde entstehen, wenn Öl, Benzin und Gas komplett durch Strom ersetzt würden. Trotz der Kritik, die ihm entgegengebracht wurde, bleibt Züttel bei seinen konservativen Schätzungen. Er unterstreicht: „Selbst wenn auf den Dächern etwas mehr Strom produziert wird, ändert das nichts an der Grundproblematik. Solarstrom ist nicht immer verfügbar und muss daher gespeichert werden.“

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